Liechtensteinische
Aweiter Jahrgang.
Vaduz, Freitag
M. 8.
den 20. Februar 1874.
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Das Vrandungluck in Schaan.
Die Nackt deS Faschingsonntages, sonst nach alt herge-
brachtet Sitte den harmlosen Freuden deS Faschings gewidmet,
ist für die Gemeinde Schaan eine SchreckenSnacht geworden.
Zwei entfesselte Elemente: Feuer und Föhn haben mit ver-
einter Kraft AlleS zerstört, waS viele Menschen mit mühsamer
Hand in vielen Jahren geschaffen. Das Allgemeine dieser,
Unglücksbotschaft ist zwar den meisten unserer Leser auf einem
anderen Wege bekannt geworden, weßhalb eS unS noch übrig
bleibt, die Einzelheiten deS unseligen Brandes nachzutragen:
ES war gegen 10 Uhr AbendS deS genannten Tages, als
der SchreckenSruf „F.euer" die Straßen von Schaan durch-
eilte, während der Föhn, der am Morgen des gleichen TageS
schon ausgebrochen war, in immer wachsenden Stößen seine
schreckliche Anwesenheit verkündete. „ES brennt in der Specki"
so hieß es weiter, d. h. in ienem Theile von Schaan, welcher
an dem nördlichen Ende deS Dorfes unterhalb der Pfarrkirche
aus größtentheilS zusammenhangenden Häusern und Stallun-
gen besteht. Da, wo in der Nähe der Sennereihütte ein Steg
von der Straße sich abzweigt und mehrere Häuser und Scheunen
zusammenhängend gestanden sind, soll das Feuer ausgebrochen
sein. Der Umstand, daß das Feuer binnen 1 Viertelstunde
bereits 20 Gebäulichkeiten in Flammen gesetzt hatte, läßt darauf
schließen, daß dasselbe in einer Scheune, d. h an einer Stelle seinen
Ursprung erhalten hat, wo viel brennbares Material angehäuft
war. Näheres über die EntstehungSweise deS Brandes konnte bis
jetzt nicht ermittelt werden. Die Schaaner Löschmannschaft hatte
sich mit Spritze und Feuerwehrgeräthe schon l0 Minuten nach
dem Feuerrufe auf der Brandstätte eingefunden, war aber zu*
vörderst angewiesen, alles Lebende zu retten. Dem schnellen
Handeln dieser Mannschaft und aller sogleich Herbeigeeilten ist
eS zu^danken, daß wir kein Menschenleben zu beklagen haben
und daS meiste Vieh gerettet worden ist. Gegen it Uhr er
schien die erste Hilfe, die Feuerwehr von Buchs, welche daS
Feuer zuerst beobachtend allsogleich aufgebrochen war, an der
Rheinbrücke aber unwillkürlich halt machen mußte. Die Brücke
war schon geschloffen. So mußten die Buchser zuvörderst das
hölzerne Scheidegitter von zwei befreundeten Ländern zerstören,
um den bedrängten Nachbarn die willige Hülfe zu bringen!
Die bei dieser Gelegenheit von Seite der Schweizer zum AuS-
druck gekommenen Zeichen deS Unwillens über diese sonderbare
Absperrungsmethode sollen sehr bezeichnend gewesen sein und
dürfen auch auf unserer Thalseite einer lebhaften Zustimmung
versichert sein. Ueberhaupt leuchten uns bis zur Stunde die
Beweggründe noch nicht ein, welche die beiderseitigen Zollbe-
Hörden veranlaßt haben, eine von beiden Thalseiten mit so
großen Opfern hergestellte Verkehrsverbindung aus eigener
Machtvollkommenheit abzusperren, in dem sie konsequenter Weise
die beiderseitigen LandeSgrenzen ebenso wohl mit einer vollstän
dig geschlossenen chinesischen Mauer umgeben müßten. Wir
empfehlen übrigens diesen Mißstand bei der zukünftigen Be-
Handlung der ZollvereinSfrage dem Landtage zur Beherzigung.
Bald nach den Buchfern kamen die Vaduzer, dann kamen die
Feuerwehrmannschaften von Gamprin, Planken, Triefen, Bat-
zerS, Triesenberg, Sevelen, Rästs, GamS, GrabS, Ruggel,
Feldkirch, Eschen und Mauren, letztere 3 mit Extrazügen der
Vorarlbergerbahn. Unterdessen hatten die Flammen nach und
nach 52 Gebäulichkeiten ergriffen, die angefacht von dem wü-
thenden Föhnsturme ein schauerliches Bild der ZerstörungSwuth
deS entfesselten Elementes darboten. WaS einmal von den
Flammen ergriffen war mußte als verloren aufgegeben werden^.
Sh. bestand die Aufgabe der zahlreich eingetroffenen Hilfsmann-
fchaften größtentheiS darin, die der Feuerstätte angrenzenden
noch unversehrten und der Windrichtung nicht zu sehr ausge-
setzten Gebäude zu erhalten, welcher Zweck auch Dank der
vereinten Anstrengung Aller glücklich erreicht worden ist. Be-
sonverS hervorzuheben ist die Rettung der großen Hiltischen
Scheune, welche angebaut an daS Wohnhaus des gleichen
Besitzers an der Seite eines brennenden HauseS mit ihrem reichest
Inhalte einen weiteren schrecklichen Feuerherd abgegeben und die
naheliegende Kirche und Pfarrerwohnung in große Gefahr
gebracht hätte. Hier sahen wir und noch viele andere, welche
die Gefährlichkeit dieser Stelle erkannt haben, eine Anzahl
Männer auf der Dachhöhe der Scheune während 4 Stunden
dem heißen Qualme der umgebenden Brandstätte ausgesetzt die
schwere Arbeit deS Löschens verrichten. Bielfach aufgefordert
können wir nicht umhin die Namen der Zimmermeister MatheuS,
Lorenz und Ferdinand Ospelt von Vaduz, welche sich hier aus-
gezeichnet haben, an dieser Stelle ehrend zu verzeichnen.
Der schon frühzeitig eingetretene Wassermangel hat leider
nicht allen Spritzen Gelegenheit geboren, ihre Thätigkeit zu
entfalten, erst als die Felvkircher eintrafen, konnte durch ihre
treffliche Saugspritze eine ergiebigere Wasserleitung erstellt werden.
Neben dem Mangel an Wasser hat sich daS Fehlen langer un)>
starker Feuerhaken und einer hinreichenden Anzahl von Äas-
serkübeln besonders fühlbar gezeigt. Möchten doch die Leute,
wenn sie wieder gezwungen werden sollten, hilfebringend auf
eine Brandstätte zu eilen, nicht mit leeren Händen kommen
sondern die Feuerkübel, die ja eigentlich zu diesem Zwecke in
jedem Hause zu halten sind, zugleich mitbringen. Und den
Feuerwehren im Lande legen wir dringend anS Herz, sich mit
entsprechenderen Feuerhaken auszurüsten. Nach unserer An-
sicht wäre ferner zu wünschen, wenn die Löschmannschaft der-
jenigen Gemeinde^ in welcher Feuer ausbricht^ nach genügen-
dem Eintreffen auswärtiger Hilfe abtreten und sich au^-