heut eleganter zu sagen pflegt, seinen Krach haben; und eS
ist nicht zu verwundern, daß die Katastrophe gerade in Genua
ausgebrochen, daS denn doch in kommerzieller Hinsicht noch
immer die erste und lebendigste Stadt Italiens ist, ja, eS mehr
als je geworden ist. Freilich dankte sie diesen Reichthum zum
Theil ihrer vortrefflichen Lage, zum größeren Theile jedoch
dem Fleiß und dem Muth ihrer Bewohner. Leider hat sich
aber auch hier daS Hazardspiel zur kaufmännischen Spekula-
tion gesellt, und, wenigstens vorübergehend, diese empfindlich
geschädigt. Nicht weniger als 36 Kreditanstalten waren in den
letzten Jahren in der Hauptstadt LigurienS entstanden,
ohne die Volksbanken nur zu zählen; und auf die erste Nach-
richt von der Zahlungseinstellung der ältesten Anstalt der Art
in Italien (der Cassa di San Giorgio, welche freilich im
Laufe der Zeit etwas ganz anderes geworden war, als sie im
Mittelalter gewesen, und deren Nominalkapital sich nicht ein-
mal auf eine Million belief) eilte jeder, der sein Geld bei
einer der 36 Banken deponut hatte, sein gefährdetes Kapital
zurückzuziehen, wodurch natürlich daS Unheil nur viel schlim-
mer gemacht wurde; zog man doch im Laufe von vier Tagen
aus einer einzigen Anstalt 17 Millionen zurück! Auch andere
Städte stnv hart betroffen worden; die Venetianische Han
delsgesellschaft, welche doch von rechtschaffenen, angesehenen
und wohlhabenden Männerrn gegründet wurde, mußte liqui-
diren; in Florenz und Rom ging'S der Banca italo-germaniea
und der Volksbank, beide von bekannten Deputaten der Lin
ken geleitet, nicht viel besser; aber am empfindlichsten war der
Schlag in Genua, dessen Verlust auf 200 Millionen veran-
schlagt wird, und wo die KrisiS durch daS Agio auf das Kup-
fergeld — ein Agio von 4—6 Prozent — daS besonders das
unbemittelte Volk trifft, verschlimmert wird. Die Regierung
kann natürlich wenig oder nichts thun gegen diese Spiel- und
Gewinnsucht. Doch hat die -Thronrede ein Gesetz über die
Handelsgesellschaften in Aussicht gestellt, das „die Einmischung
der Regierung beschränken, die Verantwortlichkeit der Verwal-
ter effektiver machen soll". Und dieß in der That scheint daS
einzige Mittel, daS wirksam sein kann.
Spanien. AuS Madrid, 18. Nov., wird dem „I. des
Döbats" geschrieben: daß der Bürgerkrieg alles seinem Ruine
entgegenführe, Industrie und Handel, vor allem aber den
Ackerbau. „Das Eigenthum auf dem Land ist am Ende, es
kann nicht weiter, die Steuern tödten eS. Wie man sagt, ist
Grund und Boden gesunken bis zum Niveau der Fonds an
der Börse. Man will es auch umsonst nicht, eS hat keinen
Werth mehr. Ich kenne einen unglücklichen Grundbesitzer, dem
man ein Landstück so groß wie Madrid aufdringen möchte;
derselbe setzt aber alleS in Bewegung um sich dieser neuen
Last zu erwehren. Man beweist ihm, daß daS Grundstück ihm
gehöre; aber er beschwört bei allen Heiligen, daß dieß nicht
der Fall sei, denn er müßte Steuern daraus zahlen. Man sagt
vielleicht: er solle dasselbe verkaufen, aber dieß ist nicht mög-
lich; niemand will eS, selbst umsonst nicht, und dabei ist die«
seS Land gut. Dasselbe liegt 20 Stunden von Madrid und
hat nur an die Regierung Steuern zuzahlen; nun denke man
aber an jene, welche an die Regierung und an die Karlisten
zugleich zahlen müssen. Man bebaut Grund und Boden nicht
mehr."
Die Pariser „Libert6" schreibt: „Wichtige, wahrscheinlich
entscheidende Ereignisse bereiten sich in Spanien vor. Sobald
die Soldaten des letzten Kontingents ihre Ausrüstung u. AuS-
bildung vervollständigt haben, wird der Marschall Serrano,
und zwar schon in den nächsten Tagen, sich an die Spitze
der verstärkten Nordarmee stellen und den Kampf gegen die
Karlisten mit aller Energie betreiben. Die Letzeren sollen gleich-
zeitig auf dem baskischen Gebiet und in Navarra angegriffen
werden, und man hofft, daß diese Operationen das Ende deS
Krieges herbeiführen werden."
Volkswirthschastliches.
Bon der Maul- und Klauenseuche.
(Schluß.)
Nachdem wir die Maul- und Klauenseuche in ihrem We-
sen, bezüglich den ursächlichen Verhältnissen und Behandlung
kennen gelernt haben, wollen wir zum Schlüsse nun auch
noch die dieSfallsigen polizeilichen Maßregeln besprechen.
AlS von den ursächlichen Verhältnissen die Sprache war,
wurde gesagt, daß die Ursache der Maul- und Klauenseuche
in einem MiaSmen oder einem Contagiurn, welches sich zeit
weise in einem latenten Zustande befindet und möglicher Weise
in allen beiden gelegen sei. Sei dem nun wie ihm wolle, so
viel ist gewiß, daß die Maul- und Klauenseuche einmal auf-
getreten, ansteckend ist, dieses lehrt die Erfahrung und beson-
derS die mit Erfolg angestellten Jmpfversuche. Es ist daher
die Absonderung der erkrankten von den gesunden Thieren mit
Vermeidung alles dessen, wodurch der AnsteckungSstoff von
einem Thiere auf daS andere übertragen werden könnte, folg-
lich auch die Sperrmaßregeln, welche von den Regierungen
gegen diese Seuche angeordnet werden, von diesem GesichtS-
punkte betrachtet, vollkommen gerechtfertiget.
Hierauf aber wird man einwenden, warum denn der
Seuche durch die Sperrmaßregeln so äußerst selten Schranken
gesetzt werden, sondern dieselbe sich unaufhaltsam weiter ver-
breite. Hierauf muß aber bemerkt werden, daß sich die Sperr-
maßregeln einmal aus dem Grunde nicht erfolgreich bewähren
können, weil die krankmachende Ursache zeitweise in den Wit-
terlmgseinflüssen in einem Miasmen gelegen sein kann, dann
aber sind die Sperrmaßregeln und zwar ganz- vorzüglich des
wegen erfolglos, weil die Thierbesitzer diese Seuche ihres gut-
müthigen Charakters wegen nicht fürchten, folglich auch die
Sperrmaßregeln in dem erforderlichen Umfange nicht befolgen.
Wirö daher erwogen, daß die Absperrungen, so lange die Ur
sache in den WitterungSeinflüssen gelegen ist, die Weiterver-
breitung der Seuche nicht hindern können, und dann, wenn
die Ursache in den Witterungseinslüssen zu wirken aufgehört
hat, und die Seuche sich durch Ansteckung verbreitet, die Re-
gierungen mit der ganzen Schärfe der Gesetze nicht alle jene
polizeilichen Vorschriften die zur Hintanhaltung der Weiter-
Verbreitung der Krankheit erforderlich, gegen den Willen der
Viehbefitzer in Vollzug zu setzen im Falle sind; und erwägt
man noch weiter, daß nicht bloß die Gesundheitsscheine, son-
dern selbst die thierärztlichen Untersuchungen aus dem Grunde
unverläßlich sind, weil sich daS Contagiurn in belebten Orga
nismen latent verhalten, folglich ein Thier heute von dem
rationellsten Arzte mit bestem Gewissen für vollkommen gesund
erklärt, morgen von der Seuche befallen sein kann, so ergibt
sich, daß den Thierbesitzern mittelst den Sperrmaßregeln gegen
die Maul- und Klauenseuche ein sehr kleiner Vortheil ver-
schafft wird.
Werden den unbedeutenden durch die Absperrungen erreich-
ten Vortheilen die Absperrungs- und ärztlichen Untersuchung-
kosten, die Mehrauslagen auf Gesundheitsscheine und der
Schaden der Viehverkehrshemmung entgegen gehalten, so re-
sultirt, daß die Nachtheile die Vortheile nicht nur weit über-
wiegen, sondern daß erstere nahezu so groß sind, als wenn
man der Seuche freien Lauf lassen würde.
Dem Vorausgeschickten zu Folge dürften die SanitätSbe-
behörden und Regierungen endlich zur Einsicht und zum Em-
schlusse gelangen, von den Sperrmaßregeln gegen die Maul-
und Klauenseuche, namentlich von den Gemeinde- und Lan-
deSsperrungen zumal zur Herbstzeit, wo der Viehverkehr am
lebhaftesten stattfindet, Umgang zu nehmen, und anstatt den-
selben sich lediglich auf folgende Verfügungen zu beschränken:
Zeigt sich die Maul- und Klauenseuche in einer Ort-
schaft bloS in einzelnen wenigen Ställen, so dürfte mittelst
der Stallsperre der Versuch gemacht werden, die Weiterver-