haben die Carlisten Belcha und Jrazu verloren, zwei ihrer
CabeeillaS von der Provinz. Die carl istische Armee ist durch
diesen Kampf in zwei Theile auseinandergetrieben worden
Mogrovejo ist zu Andoain, Tolosa zu. Don CarloS ist mit
Mo und den 12 Bataillonen, welche die Route nach Ender-
laza bewachen, in Vera. WaS Don CarloS betrifft, so schlief
er an dem Tage wo ihn gewisse Depeschen in Frankreich wei-
len ließen in dem Hause der englischen Bergwerke bei Ender-
laza. Der Ober-Ingenieur versicherte mir heute Abends beim
Diner daß Don CarloS in der Nähe seiner Grube am 7.
8. und 9. Okt., also an den Tagen wo er in Frankreich sein
sollte, geschlafen habe. Am folgenden Tage besuchte er die
Messe in Vera. Fast alle Tage fuhr er in einer Poyy-Chaise
nach San Marcial. Er war sehr artig gegen die Englander
und hat ihnen auch einige Arbeiter zur Fortsetzung der Arbei-
ten verstauet. Man versichert mir daß die baskischen Batail-
lone schlecht bewaffnet und ziemlich schlecht ausgerüstet seien.
Ihre Batterien vor Jrun hatten nur vier englische Geschütze
und Mörser von der Belagerung von Bilbao her. Die Of-
fiziere welche fte leiteten haben früher meistens der spanischen
Artillerie angehört. Der Stab des Don CarloS bestand aus
etwa zwanzig jungen Ofsicieren, die alle schöne Uniformen
hatten und gut beritten waren. Unter ihnen bemerkte man
mehrere ausländische."
Rußland. AuS St. Petersburg meldet eine Pariser Cor-
refpondenz: „Die in Folge der Entdeckung einer sehr um-
fangreichen Verschwörung vorgenommenen Verhaftungen belau-
fen sich auf 3000; auch Damen sind darunter. Die Verhaf
tungen werden im ganzen Reich fortgesetzt, aber man beginnt
zufürchten die Namen von gewissen Verschwornen aufzudecken
die sehr hoch gestellt sind. AuS diesem Grund haben selbst
mehrere Mitglieder der niedergesetzten Untersuchungskommission
ihre Entlassung genommen auf die Gefahr hin den Groll deS
Zaren zu erregen. Die Bestürzung ist groß. ES geht daS
Gerücht daß die Polizei angewiesen sei in allen Häusern St.
Petersburgs Nachsuchungen vorzunehmen."
Die gute alte Tante.
Humoreske
von
Stanislaus Graf Grabowski.
(Fortsetzung.)
Der Lieutenant hätte füglich antworten können: „Wenn er
mir höchstens drei Tage Stubenarrest gibt, ,so überschreitet er
schon die Grenze zwischen ^Pedant und Tyrann" — aber die
Gelegenheit ckar zu gut, um sein Wagniß in ein recht glän-
zendeS Licht zu stellen.
„Mein süßeS Mädchen," sagte er — „ich versichere Dich
noch einmal, daß mir gar nichts BöseS geschehen wird. Wir
befinden unS jetzt freilich in einer Art von Kriegszustand, und
wenn der Alte so boshaft wäre, wie er eS gewiß nicht ist, so
könnte er mich wohl vor ein Kriegsgericht stellen u. dann — "
„Du verstummst so bedenklich, Karl?" rief die erschrockene
Braut, und auch die beiden anderen Mädchen horchten hoch-
athmend auf.
„Hm, so ein Kriegsgericht könnte wegen Verlassens deS
Postens vor dem Feinde auf den Tod durch die Kugel erken-
nen, mindestens aus ein paar Jahre Festungshaft, indessen —"
Emma schrie vor Entsetzen laut auf u. schlang den schönen
Arm eng um den HalS deS Geliebten, Julie schauderte seufzend
in sich zusammen, und der Backfisch rief laut dazwischen:
„Da kommt Papa schon zurück! — Macht nur recht hei-
tere Gesichter und vergeßt den alten abscheulichen General mit
seinem Kriegsgerichtes"
Damit eilte sie spornstreichs hinaus.
In der That hatte sich das Rollen von Rädern und daS
Anhalten eines Wagens vor der HauSthüre deutlich verkehmen
lassen. Von der HauSthüre aus durchschritt man nur einen
Vorflur, der gleichzeitig daS Treppenhaus bildete, um in den
Salon zu gelangen, der letztere hatte keinen anderen Ausgang
als die großen Fensterthüren nach dem Garten, die jetzt zur
Winterszeit fest verbarrika^irt waren.
„Karl, Du mußt noch heute Abend nach G. zurückkehren,
sobald Papa unseren Bund gesegnet hat," flüsterte Emma dem
Lieutenant zu, — „ich habe keine Ruhe mehr um Deinetwillen!"
„Nein, mein Engel, daS thue ich dem alten Drachen von
Kommandanten gewiß nicht zu Gefallen; ich will den glücklich-
sten Tag meines Lebens, ihm zum Trotze, nach Herzenslust
genießen "
Da stürzte der Backfisch wieder athemloS in den Salon.
„Um des Himmels willen, Kinderl der General v. Rosen-
stern ist leibhaftig da!"
Wer?" riefen Alle wie aus einem Munde, noch ungläu-
big und doch schon entsetzt.
„Der Kommandant von G., General v. Rosenstern! —
Ach du lieber Gott, gewiß sucht er den Schwager, um ihn vor
das Kriegsgericht zu stellen!"
Sie waren Alle verstummt; der Lieutenant, der neben Em-
ma auf dem Sopha saß, knöpfte sich nur ganz mechanisch den
Waffenrock zu.
„Wir sind verloren!" jammerte Louise weiter u. rang da-
bei die zierlichen Hände an den mageren Armen. „Er ist in
einer-halboffenen Kalesche mit Extrapostpferden vorgefahren u.
steigt schon aus; die „Leute" werden ihn zweifellos sogleich
hieher weisen."
Ja, man hörte wahrhaftig schon den sich nähernden, schwe-
ren Tritt des alten Generals.
Sie waren ganz rathlos — aber
„WaS der Verstand der Verständigen nicht sieht,
DaS findet in Einfalt ein kindlich Gemüth."
Ueber den Backfisch kam auf einmal ein guter oder böser
Geist. LouisenS Blick fiel zufällig auf den von Julien abge-
legten Shawl und Hut, und im nächsten Momente schon hatte
sie ersteren um die Schultern deS gar nicht widerstrebenden
Lieutenants geworfen und letzteren, der eine sehr breite Krempe
und obenein .einen schwarzen Schleier besaß, ihm auf das
blonde Haupt gedrückt.
„Halten sie still, Schwager!" flüsterte sie dabei, „das ist
noch Ihre einzige Rettung vor dem Wütherich!"
Der Lieutenant wußte nicht wie ihm geschah, fühlte aber
wohl, daß er der Rettung sehr bedürftig sei; mit seiner Cou-
rage war eS unter diesen mißlichen Umständen zu Ende ge-
gangen. ES gab auch keine Zeit mehr zum Fragen und Ant-
Worten, denn schon war der General an der Thüre deS Sa-
lonS und öffnete sie, nach echt militärischer Weise, ohne anzu-
klopfen. Die jungen Mädchen flogen wie die gescheuchten Rehe
auf, Lieutenant v. Rohrbach blieb wohlweislich mäuschenstill
sitzen, denn der mit einer Decke behangene Tisch vor dem So-
pha verbarg seine unteren Parthien, die in arger Disharmonie
mit Hut und Shawl -standen.
Und der Generalmajor v. Rosenstern trat wirklich in Per-
son ein; er war in Ueberrock und Mütze, sah aber doch noch
immer gewaltig genug aus.
Wie gesagt, herrschte schon eine ziemlich tiefe Dämmerung
im Zimmer, an die sich daS Auge erst gewöhnen mußte; der
General bemerkte daher nicht sogleich die auf dem Sopha siz-
zende Dame, sondern nur die drei Fräuleins, tiie ihm schüch
tern entgegentraten.
Der alte Schwerenöther konnte auch recht höflich sein; als
vollendeter Cavalier begrüßte er die Damen und sagte ihnen,
er sei wegen einer wichtigen, unausschieblichen Besprechung —
welche entsetzliche Andeutung! — zu ihrem Herrn Vater ge-