wunden Stellen mit Eichenrindenpulver oder dem Pulver von
verkohltem Leder, als nützlich empfohlen.
Anders aber verhält es sich bei der letztbeschriebenen hochgradi-
gern Form des KlauenweheS^ bei diesem ist nicht nur Pharma-
zeutische, sondern auch chirurgische Hilfeleistung notwendig.
Wenn sich daher der Klauenschmerz bei einem Thier inner-
halb 14, höchstens 21 Tagen, während welcher Zeit die gut-
artige Form der Klauenseuche vollkommen zu genesen pflegt, in
dem einen oder andern Fußende nicht verliert oder wohl gar
erhöht, mithin daS Thier immer hinkt, dann tst eS an der
Zeit, daö betreffende Fußende genau zu untersuchen und findet
tnan, daß der obwaltende Schmerz nicht bloß von zwischen die
Horn- und Fleischsohle eingesenkten Unreinigkeiten (Steinen)
herrührt, sondern daß derselbe in einer stark angeschwollenen
Balle, oder in den in der Hornkapsel eingeschlossenen Gebilden
seinen Sitz hat; dann ist eS höchste Zeit einen Sachkundigen
beizuziehen und den in der Tiefe liegenden Krankheitsproduk
ten (Eiter, Jauche) den nöthigen Abfluß zu verschaffen, wenn
man nicht carieS Desorganisation der in der Hornklaue be-
findlichen Gebilde und Abzehrung deS Thiers gewärtigen will
(Schluß folgt.)
Verschiedenes.
* „Wie man im Jahr 1819 von Eisenbahnen dachte." —
Ein merkwürdiges Exemplar der englischen wissenschaftlichen
Zeitschrist Quarterly Review befindet sich unter GlaS u. Rah-
wen im Söuth-Kenstngton Museum zu London. Dasselbe ist
auS dem Jahre 1819 datirt und enthält ein Urtheil über das
damals neu aufgetauchte Projekt, eine Eisenbahn mit Dampf-
betrieb anzulegen, mit der man zweimal so schnell als mit der
Post befördert werden könnte. Dieses Urtheil lautet: „Wir find
ilicht die Befürworter phantastischer Projekte, welche sich auf
nützliche Institute beziehen. Wir verspotten die Idee einer Eisen-
bahn als praktisch unausführbar! Gibt eö etwas Lacherlicheres
und Absurderes, als daS Projekt eines Dampfwagens, welcher
zweimal so geschwind gehen soll als unsere Postwagen! Eher
ließe sich erwarten, daß man sich im Artillerie-Laboratorium zu
iVoolwich mittelst einer Congreve'schen Rakete befördern laßt,
als. durch die Gnade einer doppelt fo schnell als unsere Post-
wagen laufenden Locomotive!"
* Straßburg, 4. Nov. Wie die „Straßb. Ztg." be-
richtet, ist der ungarische Honved-Husaren-Lieutenant Lubo-
witS, welcher die Wette eingegangen ist, den Weg von Wien
nach Paris auf ein und demselben Pferd, der A. v Bauerle
gehörigen Halbblutstute „Cadarve", in vierzehn Tagen zurück-
zulegen, gestern Nachmittags hier eingetroffen. Hiesige Mit-
glieder des RennvereinS und deren Damen, welche sich für
den Sport besonders interessiren, haben den Reiter in Kehl
begrüßt und demselben ein Bouquet überreicht, welches als
sprechendes Wahrzeichen deS - bisherigen Erfolges sofort nach
Wen befördert wurde. Die gestrige Tour ging über den Knie-
bis, und eS erfolgte der Aufbruch früh Morgens von Freu-
denstadt Den Weg durch Bayern legte LubowitS in seiner
Honvedum'form zurück, waS ihm zum Behufe einer rascheren
Bedienung auf den Zwischenstationen von Nutzen war. Da
er heute die französische Grenze betritt (sein Weg geht durch
daS Breuschthal über Schirmeck nach Raon l'Etape und Lun6-
ville), so trägt er jetzt Civilkleider. Sein ganzes Gepäck besteht
aus einem zweiten Hemd und einem Regenmantel. Auf der geftri-
gen Reife passirte dem Reiter das Unglück/ daß fein Pferd in
einen Knochensplitter trat. Thierarzt Jmlin, dessen Hilfe bei
diesem unliebsamen Anlaß in Anspruch genommen wurde, war
in der Lage daS entstandene Uebel mit Hilfe eines eingelegten
MetallsplitterS zu heben, und hat die Zuversicht ausgesprochen,
daß der kleine Zwischenfall keine unangenehmen Folgen nach
sich ziehen werde. LubowitS, welcher, um die Wette zu ge-
Winnen, am nächsten Montag 10 Uhr Vormittags an der
Barrisre du Tröne in Paris eintreffen muß, hat heute einen
Vorsprung von 20 Meilen auf die zu durchlaufende Strecke
von 195 Meilen. Er wird also, wenn das letzte Drittheil
der Reise so gut abläuft wie bisher, die Wette gewinnen. Die
pro und contra durch den Unionklub in Wien und den Lon-
doner Jockey-Klub eingegangenen Wetten entziffern sich auf
die Summe von 3 Mill. Franken. DaS rechtzeitige Eintref
fen in Straßburg hat ihm bereits den Betrag von 15 000 fl.
eingetragen. Trotzdem erklärte derselbe: er habe nicht Lust
die Reise noch einmal zu machen, da das Kunststück höchst an-
strengend sei.
Die gute alte Tante.
Humoreske
von
Stanislaus Graf Grabows ki.
(Fortsetzung.)
Jetzt war ihm aber wirklich daö Herz vor Aerger u.Zorn
geschwollen; auf dem Flure draußen murmelte auch er einen
Fluch zwischen den zusammengebissenen Zähnen und ging dann
mit ingrimmigem Blicke jschnurstrackS nach seiner Kasematte.
Der gesattelte Schimmel stand vor derselben schon an Fried-
rich'S Hand.
„Und wenn es sich um meine Seligkeit handelte, ich reite
dennoch nach BomSfeloe!" sagte Rohrbach zu sich selbst. „Ich
bin kein dummer Junge mehr und lasse mich von dem alten
Pedanten nicht als solchen behandeln! — Ist er nicht recht
gefcheidt? — Jeden Augenblick könnte der Feind vor den Tho-
ren stehen? — Wäre mir jetzt gerade recht, aber leider liegt
G. an die fünfzig Meilen von der österreichischen Grenze ent-
fernt, u. ich habe noch nie gehört, daß die Weißröcke Sieben-
meilenstiefeln besäßen. Mag daraus werden, was da will —
ich muß Emma sehen und sprechen! sHat man denn sein Herz
verkauft, wenn man sich mit Mühe u. Roth durch die Klippen
aller Examina'S und den Kommißdienst bis zum Lieutenant
herausgearbeitet hat?" —
Er kleidete sich schnell um, bestieg trotzig seinen Schimmels
der sofort die Sporen zu fühlen bekam, u. ritt dem FestungS-
thore zu. Unterwegs begegnete er noch einem guten Kamera-
den, dem er sein Schicksal anvertraute und ihn ersuchte, ^ihn
mit Unwohlsein zu entschuldigen, wenn etwa eine unvorherge
sehene und ^sehr .unwahrscheinliche Dienstliche .Nachfrage nach
ihm eintreten sollte.
„Machen Sie .sich lieber keine Ungelegen Helten, Rohrbach!"
warnte der Andere.
„Zum Teufel auch! ich werde jetzt ebenso grob und rück-
sichtSloS wie der Alte!"
Dem Schimmel wurden noch einmal die Sporen eingesetzt,
und er flog mit seinem Reiter fast den abschüssigen Weg zur
Stadt hinab. v
Allmählig beruhigte sich unser Lieutenant in der frischen
Luft und begann im Hinblicke auf den Empfang in BomS-
felde wieder zu lächeln; er verließ die Garnison nicht zum er-
sten Male ohne Urlaub, u. eS war ihm dafür noch nie etwas
besonderes passirt. Daö Benehmen des Generals empörte ihn
auch derartig, daß er demselben recht gerne eine Nase drehte.
In seinen Erwartungen für Bomöfelde hatte er sich nicht
^ verrechnet; der alte Herr, ein noch sehr stattlicher und rüstiger
Mann, freute sich unendlich, ihn wiederzusehen, u. mehr noch
vielleicht seine drei Töchter, von denen Emma dle älteste, und
die jüngste noch ein allerliebster fünfzehnjähriger Backfisch war.
Alle hatten den munteren Lieutenant v. Rohrbach gerne, zumal
sein Besuch Abwechselung in daS einförmige Landleben brachte;
Niemand zweifelte auch mehr an seinen Absichten auf Emma
und gratulirte aufrichtig und herzlich diesen Beiden dazu; es
fehlte nur noch an der Gelegenheit zur öffentlichenMerlobungS-
erklärung; einverstanden war man allerseits damit. Emma selbst