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am 17. Juni vom Treibeis auf kleinere Eisfelder gekommen
sind, die weitern Arbeiten waren äußerst mühsam. Die Boote
mußten über kleine Felder getragen, dann wieder auf Schlitten
gelegt werden, der Proviant mußte immer von einem auf ein
anderes Boot geschafft werden. Hundert Fuß vorwärts auf
dem Eise, dann hundert Fnß im Wasser, hierauf wieder auf
daS Eis, so daß wir nur sehr langsam südwärts kommen
konnten. Zudem herrschte Südwind, der die Frucht der Arbei-
ten wieder vernichtete die wir mit so unsäglichen Mühsalen
gewonnen; wir wurden durch diesen Wind wieder nach Nor-
den getrieben, so daß wir am 15. Juli wieder nur 8 See,
meilen vom „Tegetthoff" entfernt waren. Endlich trat gün-
ftige Witterung und Nordwind ein. Es wurden große Wacken
aufgefunden. Das Eis war, statt lose, in Feldern. Eine
große Strecke konnte mit Booten und Schlitten zurückgelegt
werden.
Am 7. August fühlten wir auf dem Eis eine schwankende
Bewegung — für uns, als sicheres Zeichen der offenen See,
eine hocherfreuliche Wahrnehmung — die uns mit besten Hoff-
nungen erfüllte. Bis zu 77^ 48' mußten wir unö noch durch
Treibeis durcharbeiten. Am 15. August fanden wir offenes
Wasser, ließen mit Freude die Schlitten zurück und erschossen
die Hunde. Langsam verloren wir die weißen Linien des Pack-
eiseS aus dem Auge. Die Mannschaft, in zwei Partim ge-
theilt, ruderte bei fortwährender Windstille Tag und Nacht, so
daß täglich 40 Seemeilen zurückgelegt wurden. Am zweiten
Tage wurden die hohen Berge von Nowaja-Semlja sichtbar.
Wir hatten noch für vierzehn Tage Lebensmittel. Es wurde
etwaS Proviant auf dem Lande zurückgelassen, und dann wur-
den die südlichen Buchten durchsucht, um norwegische Fischer
zu finden. Wir suchten in Matotschkin-Skar und an den
BarnetS-Jnseln vergebens; niemand wurde gefunden. Die
Lage gestaltete sich trostlos. NachtS trat frischer Wind ein,
die See ging hoch, wir wurden bis auf die Haut durchnäßt und
erstarrt, hatten keinen trockenen Faden mehr am Leibe, fanden
keinen Schlaf und konnten kein Feuer anmachen. Zu rudern
war unmöglich. Trotz der entsetzlichen Lage verloren wir den
Muth nicht. Wir hatten in unserer entsetzlichen Lage nach
langem vergeblichen Bemühen nur noch die Hoffuung russische
LachSfischer zu finden, und beabsichtigten, wenn wir solche
nicht treffen sollten, am 28. August unsere Richtung nach dem
weißen Meere zu nehmen. Glücklicherweise war die AuSführ-
ung dieser Absicht nicht mehr nothwendig. Wir sahen endlich
nach 27 Monaten wieder das erste fremde Gesicht; zwei ruf-
ßsche Fischer zeigten sich in einem Boote. Sie waren ebenso
erstaunt wie wir, und theilten mit uns was ste hatten. Hier-
auf steuerten wir zu ihrem Schooner und mit diesem trafen
wir am A. Septembers Vardöe ein."
Stürmischer Beifall folgte diesem Vortrage, den die Ver-
sammlung mit gespannter Aufmerksamkeit und lebhaft ergriffen
von den Schilderungen der erduldeten Leiden aufgenommen
hatte. Hierauf betrat Payer die Tribüne und schilderte seine
Entdeckungsreise in das neuentdeckte Land. Oberlieutenant
Payer wurde ebenfalls mit Händeklatschen begrüßt. Er de-
monstrirte seine Mittheilungen nach einer nach seinen Angaben
angefertigten, aproximativ richtigem Polarkarte, und ging gleich
in medias res: „Ende August 1873 haben wir durch Nebel
Land gesehen. Ob daS ein Kontinent sei, ob eine Insel, hier-
auf wußten wir ein halbes Jahr lang keine Antwort zu ge-
den. Wir sahen hohe weiße Mauern und schwarze Punkte;
ob das Inseln waren, ob kontinentale Gletscher, wußten wir
nicht. "ES war für unS ein großes Glück, daß die Befürch
tungen in Betreff einer zweiten Ueberwinterung keine Bestäti-
gung fanden, und die Besorgniß nicht eintraf, daß wir weiter
nördlich in unbewohnte Räume getrieben würden. Der Win-
ter verlief ruhig. Vom 9. März bis zum 4. Mai konnten drei
Schlittenreisen gemacht werden, deren größte 30 Tage gedauert
hat, um daS Land zu erforschen und aufzunehmen. Die E&*
pidition bestand aus sechs Zugkräften, fünf Matrosen, Lieute-
nant Orel und drei Hunden. Aus Wien waren Schlitten
englischen Systems mitgenommen worden, welche massiv ge-
baut waren und 20 Zentner Tragkraft hatten. Sie wurden
mit 16 Zentnern belastet. Die Ausgabe der Expedition be-
stand darin: die höchste Breite, die möglich, zu erreichen. DaS
Land dehnte sich aber unübersehbqr auS, und hohe Gebirge
hemmten die Aussicht und verschlossen den Durchgang. Drei-
mal wurde auf dem Lande gesucht die Berge zu übersteigen 5
hiebe! entdeckten wir einen 100 Meilen langen Sund, welcher
Austria-Sund benannt wurde und nach vorn in ein 80 Mei-
len breites Becken verlauft; derselbe theilt die entdeckten Län-
dermassen in zwei große Komplexe, in das Zichy-Land und
daS Wilczek-Land und enthält zahllose Eilande. Ob der insu-
lare Charakter in dem ganzen Gebiete vorwalte, war nicht be-
stimmbar. Bei dem größeren Lande wurde die Ostgränze selbst
von den hohen Spitzen auS nicht gesehen. Die Gestein-For-
mation zeigt eine Verwandtschaft mit Ostgrönland, ja theilt
weise eine auffallende Wiederholung der dortigen Formationen.
Ob wir daS Archipelland des Nordpols vor uns hatten, ließ
sich nicht bestimmen, nur die Thatsache konstatiren, daß sein
Charakter verschieden ist von dem in Spitzbergen und Nowaja-
Semlja, sowie jedem anderen arktischen Lande. Man gewinnt
nicht den Eindruck eines Alpencharakters, sondern sieht sich
wiederholende Plateaux mit steilanstcigenden säulenartigen Fel-
sen, welche an Abessinien erinnern. DaS Gestein ist Dolerit
in schematischen Etagen gelagert.
(Schluß folgt.)
Verantwortlicher Red'atteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Schadler.
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0
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2
80
2
50
2
20
Hafer
1
70
1
60
1
50
Thermometerstand nach Reaumur in Badnz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
Sept. 23
+13
+21
+I8V2
hell; Föhnst.
„ .24
+ 14V 4
+19
+ 16
fast hell
„ 25.
+12%
+18
+15%
hell
» 26.
+ 9
+16
+15
tr
. 27.
+10
+19
+16%
tt
. 28.
+ 12
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