das eigene Heimathland. Nur allmählig tauchte eS als ein
besonderes Ganze aus dem Gesammtland voZ Churrhätien
empor, um seinem besondern Geschick entgegen zu gehen."
(Kaiser S. 132.)
(.Fortsetzung folgt.)
Baduz, 22. September. Wie wir der Feldt. Ztg. ent-
nehmen, ist vorigen Dienstag 15. d. der Fabriksbesitzer Herr
John Douglaß von Thüringen auf einer Gemsenjagd im Klo-
sterthale von einem nahezu IßOO Fuß hohen Felsen gestürzt
und sofort todt geblieben.
Douglaß stand im schönsten ManneSalter — er war erst
35 Jahre alt — und hinterläßt eine trostlose Wittwe unb
drei Kinder. Wer daS schöne, musterhafte Leben in der Familie
gekannt hat, welcher der Allen zu früh Geschiedene vorstand,
wird den herben Schmerz semer Hinterbliebenen ermessen.
Mit John Douglaß hat die betagte Mutter, die in Schott-
land lebt, daö letzte ihrer Kinder verloren: eine erwachsene
Tochter starb vor einigen Jahren in Rom, der zweite Sohn
als englischer Marine-Jnsanterie-Osfizier in Indien.
Die „D. Ztg." schreibt über den Verunglückten: Doug-
aß war kein Fabrikant in gewöhnlichem Sinne deS Wortes,
der nur seinem Geschäfte und dem Gelderwerbe lebte; er fand
Zeit genug, neben der Leitung seiner Baumwollspinnerei in
Thüringen archäologischen und alpinen Studien leben zu kön-
nen, deren Resultate zum Theil durch daS Vorarlbergische Mu-
seum, zum Theil durch dle Zeitschrift deS deutschen AlpenvereinS
und Amthor'S „Alpenfreund" Verbreitung fanden. Insbesondere
Vorarlberg, daS der Verunglückte sowohl nach den freilich küm
merlichen Resten seiner vorhistorischen Vergangenheit, alS auch
nach seiner herrlichen alpinen Natur zum Gegenstand seiner
eifrigsten Studien machte, verliert an ihm einen warmen Ver-
ehrer seines Alterthums und seiner Gebirge — die Vorarlber
ger aber einen ihrer tüchtigsten Mitbürger, der sich durch seine
liberale Gesinnung, seine gründliche Bildung und Urbanität
allenthalben der aufrichtigsten Achtung und Liebe zu erfreuen
hatte.
Die feierliche Beerdigung deS Verunglückten fand am 18.
d. unter sehr großer Theilnahme auf dem protestantischen
Friedhofe in Feldkirch statt.
Ueber daS Unglück am Montblanc, bei welchem der Eng-
länder Marshall und der Berneroberländer Führer Fischer von
Hasleberg (Vater von 5 Kindern) verunglückten, gibt der al
kin gerettete Führer, Ulrich Almer auS Grindelwald folgenden
Bericht vom 2. September datirt, den das „Oberland" im
Wortlaut mittheilt, an seine Eltern ab. Wir lassen voraus-
gehen, daß die drei Bergsteiger von Courmayeur (Südseite)
den Montblanc bestiegen und über den Brouillardgletscher einen
neuen Weg suchen wollten. Almer erzählt nun:
„Wir gingen am Sonntag um 10 Uhr ab, um in den
Felsen zu schlafen für den Montblanc zu besteigen, hatten aber
zu wenig Zeit und kehrten erst Abend 5 Uhr wieder zurück.
Die Nacht überfiel uns schon hoch in den Felsen, und nun
haben wir gewartet, bis der Mond gekommen ist, bei grimmi-
ger Kälte. Dann wußten wir nichts anderes zu thun, als zu
gehen oder zu erfrieren. Wir gingen fort, marfchirten durch
Felsen und Gletscher bis Mitternacht. Da aber, o gnädiger
Himmel, welch ein ungeheures Krachen und Getöse! Fischer
ging voraus, dann folgte der Herr und ich war der letzte und
hatte das Seil ganz angestreckt. Wir sahen gar nichts von
einem Schrund; denn es war ungefähr drei bis vier Fuß dik-
keS Eis mit uns zusammengebrochen, und wir fielen ungefähr
fünfzig Fuß tief in den Gletscher hinunter. Fischer und der
Herr waren auf der Stelle todt. Ich war vielleicht Stunden
lang ohne Besinnung; als ich wieder zu mir selbst kam, befand
ich mich zwischen ihnen beiden, und fie waren schon beide ent-
schlafen. Welch eine gräßliche Angst ich da gehabt, vermag
ich nicht zu schildern, mußte aber bleiben bis vier Uhr zwischen
diesen lieben Todten. Dann durch Gottes wunderbare Vor-
sehung am Leben geblieben, bin ich wieder an'S Tageslicht ge-
kommen mit einigen Verletzungen. Gestern und heute haben
wir die Verunglückten nach Courmayeur gebracht und sie wer-
den da einer bessern Ruhestätte übergeben; ich werde bis sie
beerdigt sind hier bleiben.
AlS weiteren Fall fügen wir unserer Unglückschronik bei,
daß letzter Tage ein junger Mann, Namens Morat von Chur,
in der Tannenschlucht, alS er in Gesellschaft mehrerer junger
Herren über die sog. Badstiege nach Dors PsäferS gehen wollte,
in beträchtlicher Höhe das Gleichgewicht verlor und über Fel-
fen hinabstürzend den Tod fand.
Baduz, 22. September. Der Marktbericht vom 17 ds.
in Altstätten lautet nach dem „Werdenberg, Anzg." Auf dem
Viehmarkt war heute weder viel noch schöne Waare zu finden.
Man hofft die Märkte in Schwarzenberg und im Montason
werden nächstens einige Zufuhr, bringen. Etwas mehr Leben
zeigte sich auf dem Schafmarkt, wo durchschnittlich gute Waare
aufgeführt wurde. Die Preise sind indessen nicht im Steigen
begriffen, so daß man mit Sicherheit auf anhaltend billiges
Fleisch rechnen kann. Der Obstmarkt war ziemlich groß, doch
übertraf ,ihn sein Vorgänger vor 8 Tagen Das Frühobst
ist eben meistens schon vergriffen und mit dem eigentlichen
Most' oder Spätobst istS noch nicht Zeit auf den Markt. Was
da war, galt seine ordentlichen Preise: Aepfel 3 Fr. Birnen
4y 2 Fr. Es ist indeß wahrscheinlicher als nicht, daß das
Obst im Preise eher fällt, als steigt, was die nächsten Wochen-
märkte ohne Zweifel bestätigen werden. Rheinthaler Erdapfel
im Ganzen nicht theuer, aber auch nicht extra gut. Butter
behauptet fortwährend den Höhepunkt und scheint im Preise
selbst vor den Sonnenstrahlen deS Septembers nicht schmelzen
zu wollen.
Politische Rundschau.
Deutschland. Die in die spanischen Gewässer abgesand-
ten zwei deutschen Kriegsschiffe wurden von den Karlisten be-
schössen, worauf sie 15 Kanonenschüsse auf die Angreifer ab-
feuerten und sich dann von der Küste zurückzogen. Nun glaub-
ten mehrere, eS werde einen kriegerischen Konflikt zwischen
Spanien und Deutschland absetzen. Aber wie die Dinge lie-
gen, ist daran nicht zu denken. Eine bewaffnete Intervention
in Spanien wäre ohnehin ein schweres Stück Arbeit und
Deutschland thut gewiß einstweilen desser, sein Augenmerk auf
die Karlisten im eigenen Lande zu haben, die das neue
deutsche Keich auf alle mögliche Art zu meucheln trachten.
ES ist nicht zu vermuthen, daß sich der deutsche Reichskanzler,
der die auswärtige Politik stets fort leitet, zu einer abenteuer-
lichen Politik hinreißen lasse, welche nur seinen Gegnern nütz-
lich sein würde.
Frankreich. Wie die Bonapartistey für ihre Kandida-
ten Reklame zu machen verstehen, zeigt Paul de Cassagnac
im „PayS" mit seiner Empfehlung Berger'S. Er ruft den
; Wählern zu: Indem Ihr Berger wählt, wählt Ihr..Euch;
indem Ihr Berger ehrt, ehrt ihr Euch; denn Berger, daS seid
- Ihr; Berger ist daS Volk, ist die Verteidigung seiner Rechte,
seiner Würde, seiner Macht. Ein letztes Wort, Wähler von
! Maine-et-Loire! Laßt Euch nicht einschüchtern; im letzten
'Augenblick wird AlleS inS Werk gesetzt werden, nichts ver-
säumt werden; weder Lüge, noch Infamie noch Anschuldigun-
gen. Seid fest, Eure Haltung kann ganz Frankreich den An-
stoß geben, der eS retten wird u. f. w.
Im Prozesse wegen Entweichung Bazaine'S wurden Oberst
Villette, der Wärter Plantin und Alvarez Rull (der abwe-
sende Neffe Bazaine'S) zu sechsmonatlicher, Hauptmann Doineau
und der Wächter Gigoux, zu einmonatlicher Haft verurtheilt