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internationale Verkehr beziffert sich auf 500 Mill. Briefe.
ES kann keinen besseren Beleg geben, als die Wucht die.
ser Zahlen, um darzuthun, von welcher ungeheuren Wichtig-
keit die Einführung reformatorischer Grundsätze in deu Welt«
postverkehr ist und welche Verdienste sich daS Genie erwerben
muß, dem eS gelingt, diesen Zweig deS menschlichen Verkehrs
mit fester Hand zu ordnen.
* A frika. Man schreibt auS Algier unterm 18. Juli:
Wir sind wahrhast durch die Heuschrecken überschüttet. AuS
allen Himmelsgegenden, den Norden ausgenommen, wohin sie
ziehen, kommen sie in unermeßlichen dichten Haufen zu uns.
Vergebens verbrennt man taglich eine unermeßliche Menge der.
selben, ihre Zabl nimmt deßwegen nicht ab; die neu herbeige«
kommenen treten an die Stelle der vernichteten. Im Süden
deS Trll muß man eS vernachlässiget haben, die Eier dieser
schädüchm Insekten zu zerstören, oder vielleicht vermochte man
nicht, dies vollständig zu thun. Man beeilte sich auch etwa,
daS Getreide ihrer Gefräßigkeit nicht auszusetzen. DieS glückte
allerdings, aber jetzt ist man voll Besorgniß hinsichtlich der
Reben, der Obstbäume und der neuen Anpflanzungen. Die
Gemüsegärten sind rein abgefressen Und diejenigen, welche sich
mit dem Gemüsebau abgeben, sind gründlich ruinirt. Keines
der gegen diese Landplage anempfohlenen Mittel wirkte."
* Ueber die durch den Orkan und die Überschwemmung
angerichteten Verheerungen im Osten der Vereinigten Staaten
wird gemeldet, baß vaS um PittSburg in einem Umkreise
von 25 Meilen ebenfalls überschwemmt ist. Der Haupttheil
der Stadt blieb verschont, während die Vorstädte gänzlich ver-
wüstet wurden. Alleghany ist am schwersten heimgesucht. Die
Wasserhöhe betrug 20 Fuß Ueber 200 Menschen sind er
trunken. Der Orkan durchzog auch Ohio und Kentucky und
richtete große Verwüstungen an.
* Die neue Schlachtmethode, die vor allen andern den Vor-
zng der raschen, schmerzlosen und für den Schlachter gefahrlo
sen Tödtung besitzt.
DaS auf Veranstalten deS' aargauischen Thierschutzvereins
im Schlachthause in Aargau erprobte Schlachtinstrument besteht
auS einer ledernen Maöke, welche vor den Angen des Schlacht-
thiereS angebracht und vermittelst zweier Riemen festgehalten
wird, von denen der eine um den Kopf, der andere unter der
Kehle festgeschnallt wird. Inmitten dieser Maske ist in daS
Leder eine viereckige eiserne Platte eingefügt, deren unterer Theil
genau auf die Stirne des ThiereS aufliegt. In der Mitte
dieser Watte befindet sich ein cylindrisch^S Loch, in welches ein
stählerner Bolzen eingefügt wird. Sobald daS Thier am
Schlachtorte angelangt, legt man demselben die MaSke an,
steckt den Bolzen in das Loch der Eisenplatte, schlägt dann
mit einem hölzernen Schlägel auf den Kopf des Bolzens, der,
5—6 Centimeter in das Gehirn deS SchlachtthiereS eindringend,
den sofortigen Tod zur Folge hat. Ist daS Thier zu Boden
gestürzt, so wird in die entstandene Oeffnung ein langes höl-
zerneS Stabchen eingeführt, dasselbe folgt der Axe deS Rücken
markes und alsbald hören alle Zuckungen und Bewegungen
auf, wie man sie an eben getödteten Thieren wahrzunehmen
pflegt. All' dies ist viel schneller vollzogen als beschrieben, da
die ganze Operation in 30 bis 40 Sekunden beendet ist.
* Eine seltsame TodeS-Anzeige. DaS Pariser „Evene-
ment" enthalt Folgendes: In den ersten Tagen des ersten
Kaiserreichs erhielt die Mehrzahl der Pariser Liberalen eine
Todesanzeige folgenden Inhalts: „Madame Grimaud de la
Reyniere gibt sich die Ehre, von dem schmerzlichen Verluste,
den sie in der Person ihreS Mannes erlitten, Nachricht zu ge-
den. Das Leichenbegängnitz findet heute, DienStag den 7.
Juli statt. Der Zug geht aus dem Trauerhause: Rue deS
ChampS-ElyseeS, Nr. 8 präzise um 4 Uhr Nachwittags ab."
— Grimond, der Verfasser de6„AlmnaachS für GourmandS",
der berühmteste Gastronom seiner Zeit, todt! Diese Nachricht
verbreitete sich blitzschnell in Paris. War auch die Stunde,
in der man damals das Mittagsmahl zu halten pflegte, et-
was unbequem, so . fanden sich doch die Meisten, welche die
Anzeige erhalten pünktlich ein, denn einem solchen Manne
mußte man die letzte Ehre erweisen. In einem Wartesaale
empfangen, machten sie thr traurigstes Gesicht unv ergingen
sich in Muthmaßungen über die Ursachen, die den Tod eines
solchen unersetzlichen ManneS veranlaßt habeu dürsten. Leute
mit Leichenbittermienen gingen ab und zu geschäftig durch den
Saal. Plötzlich wurde das Zeichen gegeben; die Versammel-
ten glaubten, daß nun der Trauerzug in Gang kommen würde.
Eine Thür wurde geräuschvoll geöffnet, ein Lichtstrom drang
heraus und zeigte den Versammelten eine prächtig servirte Ta-
sel, an der Grimaud de la Reyniere leibhaftig und in voller
Lebenslust saß. Grimaud hatte bei dieser Phantasie, die er
ein klein wenig nach dem Muster Karls V. inszenirte, einen
speziellen Grund: er wollte sich auf diese Weise die Ueber-
zeugung verschaffen, welche seine besten und aufrichtigsten
Freunde wären. Er deduzirte ganz richtig, daß Jene, die sich
zur Speisestunde von einem Gestorbenen derangiren ließen,
die Feuerprobe bestanden hätten, daß ihnen auch der Lebende
sehr werlh gewesen wäre
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rndolf Schädler.
Nichtamtliche Anzeigen.
Kanzlei. Eröffnung.
Dr. Johann Bergmeister
hat seine Advokaturskanzlei in Feldkirch Nr. 202, I.Stock,
am Kirchenplatz eröffnet.
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 4. Sept..
Der halbe Metzen
beste
mittlere
geringe
fl
kr.
fl
kr.
fl.
kr.
Korn
3
40
3
15
3
05
Roggen ....
2
80
2
60
2
50
Gerste
2
70
2
50
2
30
Türken ....
2
80
2
50
2
20
Hafer . . . . .
1
70
1
60
1
50
Thermometerstand nach Reanmnr in Vaduz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
Abends
6 Uhr
Witterung.
Sept.
2
+ 12%
+ 19%
+ 18
hell, sanft. Föhn
n
3.
+ 13
+20 %
+ 18
n tf n
n
4.
+ 12
+ *35/2
+ 11
fast bed, N. Reg.
n
5.
+ 10
+ 15
+ 11
„ „ etro. Reg,
t
6
+ 9%
+ 143/4
+ 13
halb hell
w
7.
+ 11
+16
+ 135/2
fast hell
n
8.
+ 9
+ I6V2
+ 14%
hell
Telegrafischer Kursbericht von Wien.
9. Sept. Silber 103.90
20-Frankenstücke 8 80
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.