1 Stall und 59 Weiden, Luzern 7 W., Schwyz 8 St.. 10
W., Unterwalden O. W. 14 St. 2 W, Untdrwalden N' W.
2 St. 6 W, GlaruS 5 W., Freiburg 9 St. 2l) W., Appen-
zell A. Rh. 3 St. 23 W, Appenzell I. Rh. 115 St 10
W., St. Gallen 46 St. 57 W, Graubünden 798 St. 259
W., Tessin 6 St. 24 W, Waadt 2 St. 27 W., Wallis 25
St. 60 W., Neuenburg 42 St.
Vermehrung seit 1. August 220 Ställe und 178 Weiden.
Der heutige Stand der Maul- und Klauenseuche verzeigt
gegenüber unsenn letzten Berichte wieder eine bedeutende Zu-
nähme, eine Ausdehnung, welche die Seuche bis dahin noch
nie erreicht hat. Die größte Zunahme hat stets Graubünden
zu verzeichnen und,eS ist in diesem Kanton die Zahl der von
der Seuche betroffenen Gemeinden bereits auf 95 gestiegen.
Infolge dessen hat Tirol gegen die Graudündnergrenze gesperrt.
Die kantonalen Berichte konstatiren im Allgemeinen eins«
milden KrankheitSverlauf, doch finden sich auch Kantone, in
welchen die Seuche sehr intensiv austritt und namentlich auf
größeren'We:den im Kanton Bern bis auf 4 Prozent Opfer"
an Thierleben gekostet hat. die schweren Nachkrankheiten nicht
gerechnet. Leider herrscht fast überall unter den Viehbesitzern
die gleiche Nachlässigkeil, daher die Unmöglichkeit, den vor-
geschriebenen Sicherungsmaßregeln genaue Nachachtung zu ver-
schaffen.
Während der Kanton Schaffhausen von der Maul- und
Klauenseuche befreit ist, tritt bort dagegen das Fleckfieber
(Rothlauf) unter den Schweinen und zwar dieses Jahr mit
einer ziemlich großen Intensität auf. Die Seuche nimmt jedes
Jahr ihren Anfang im Monat Juni und erreicht ihr Enoe
im Monat September. Die Zahl der Fälle belauft sich dieses
Jahr auf ungefähr 350, d. h. so viele Stücke, als der Seuche
zum Opfer fielen. Dieselben vertheilen sich auf folgende Ge
meinden: Behringen 12, Löhningen 2, Neunkirch 32, Oster-
fingen 7, Schaffhausen 3, Schleitheim 100—150, Siblingen
44, Stein 2, Unterhanau 43, Wilchingen 20. Die Seuche,
gegen welche die bisher angewandten W-ttel sich vollständig
erfolglos erweisen, erscheint in diesem Kanton seit etwa 40
Jahren und trifft in den meisten Fällen Mastschweine, am
stärksten aber solche englischer Bastaad-Race. Die Gemeinde
Schleitheim allein berechnet den ihr durch diese t Krankheit in
den letzten 2 Jahren verursachten Schaden auf Fr. 11,200,
Die nämliche Krankheit hat sich auch im Kanton Luzern, be-
sonders im Amt Willisaus, über eine Anzahl Gemeinden ver-
breitet. Hier wird ebenso über den JndifferentismuS deS Publi
kums geklagt; die Anzeigen vom Ausbruch der Krankheit wer-
den oft unterlassen, wohl hauptsächlich, um im freien Fleisch-
verkauf nicht gehindert zu sein.
Politische Rundschau.
Deutschland. Ueber das in neuester Zeit so schonungs-
lose Auftreten der deutschen Regierung gegen die sozialdemo
kratische Agitatio.n schreibt eine augenscheinlich offiziöse Feder
in der „Magdeburger Ztg.": Seft dem Schlüsse des deutschen
Reichstages hat sich das Verhalten der Regierungen gegenüber
der sozialdemokratischen Agitation vollständig geändert. Es
bedurfte erst der Brandreden eines Hasselmann in dem deut^
fchen Reichstage und der Versnche der Einführung der Ge-
dächtnißfeier der Pariser Commune als eines deutschen Ratio«
nalfestes, um den deutschen Regierungen begreiflich zu machen,
daß sie in den Sozialdemokraten nicht mehr die Versechter einer
eigenartigen volkswirthschaftlichen Anschauung, sondern den
Stamm einer Revolutionsarmee sich gegenüber hatten Im
Allgemeinen sind^die Kreise, welche die Sozialdemokratie Haupt-
sächlich bearbeitet, handgreiflichen Gründen ganz besonders zu-
gänglich. Ein handgreiflicher Grund für den Anschluß an
die Sozialdemokraten ist das Versprechen der Agitatoren von
Theilung und mühelosem Leben; ein handgreiflicher Gegen
grund gegen solchen Anschluß liegt in dem Gedanken, daß man
dabei in unangenehme Verwicklungen mit der Justiz gerathen
könnte. Fällt aber der letztere Gegengrund weg und kann der
Weg zu den goldenen Bergen, welche die Agitatoren verspre-
che«, in der verlockenden Beleuchtung vollständiger Straflosig-
keit gezeigt werden, so liegen die Aussichten für dien Fortschritt
der Sozialdemokratie ganz anders. Den Hauptvortheil davon,
daß unsere Gerichte den Sozialdemokraten gegenüber sich wie-
der auf die Gesetze besonnen haben, finden wir aber in etwas
Anderem. Die bürgerliche Gesellschaft mußte in ihrer Zuver-
sicht und in ihrem > Selbstvertrauen erschüttert werden, als sie
sehen mußte, daß ibre erklärten und erbitterten Feinde gleich-
sam ein Privilegium hatten, daS Gesetz zu verletzen. ES ist
im Ganzen sehr gleichgültig, ob Herr Has-nklever in dem Re
daktionsbureau deS „Sozialdemakraten" oder am Plötzenfee sitzt.
Aber als ein schwerer Schlag wird eS von der Sozialdemo
kratie empfunden, wie die Entmuthigung in den Reiben ihrer
AnHanger, die Zuversicht in den Reihen ihrer Gegner wächst.
Die Autorität des GeseyeS ist wieder hergestellt und das Hohn-
lachen der Lassalle'schen Führer verbirgt nur schlecht die hoff-
nungslose Erbitterung, welche sie darüber empfinden.
Oesterreich. In der Armee taucht plötzlich eine Regen-
schirm-Frage auf; denn die ^Wehrzeitung" schreibt: „Anläß
lich der Vorstellung deS Militärkommandos einer südlichen Pro-
vinz, die namentlich im Herbste von tropischen Regengüssen
heimgesucht wird, berräth man gegenwärtig im Reichs-Kriegs-
Ministerium: ob den Offiziren die Benutzung eines Regenschir-
mes außer Dienst zu gestatten sei. Die Frage hat jedoch vor-
derhand wenig Aussicht, in bejahendem Sinne erledigt zu wer-
den, weil (Die russische Armee ausgenommen) sonst in keiner
Armee de6 europäischen Kontinentes den Offizieren in Uniform
die Benutzung des Regenschirmes gestattet ist."
Ein amtlicher Aufruf fordert zu Sammlungen im ganzen
Lande auf für die schon im Vorjahre durch Mißernten sehr
stark betroffenen und Heuer durch Hochwasser und Hagelschlag
schwer geschädigten Gemeinden UnterkrainS. Der ermittelte
Schaden beträgt weit über eine Million Franken. »
Frankreich. Das Projekt der Herstellung eines Tunnels '
zwischen Frankreich und Eugland scheint in eine praktische
Phase getreten zu sein. Die an diesem gigantischen Unterneh-
men interessirten Kapitalisten und Ingenieure wünschen eine
Konzession von 30 Jahren statt der den Eisenbahngesellschaften
üblich gewährten von 99, und verlangen weder eine Garantie
noch Subsidien. Ferner sind sie bereit, eine Summe von 4 Mit-
lionen Fr. für vorläufige Untersuchungen vorzuschießen. DaS
in Rede stehende Projekt besieht in der Versenkung eineS Gan-
ges an der englischen und französischen Küste und der Bohrung
zweier langer Gallerten von jeder Seite aus. Ueber das Re-
sultat des Unternehmens — sagt daS „Journal de Calais"
— kann kein Zweifel obwalten. ES interessiren sich für daS
Unternehmen besonders Michael Chevalier, Leon Say und
Rothschild, Lavallay, ein Ingenieur, der die größten Schwie-
rigkeiten in der Herstellung ?eS SuezkanaleS überwunden hat.
Lavallay schätzt die Kosten deS Werkes auf 150,000.000 Fr.;
die englischen Ingenieure glauben, sie würden sich auf
250,000.000 Fr. belausen.
Die Erfahrungen, welche der Marschall Mae Mahon auf
seiner Rundreise durch die Bretagne machte, sind nicht.derart,
daß er darauf stolz sein könnte. Ueberall, wo er hinkam, be-
gegnete ihm kalte Zurückhaltung oder empfing ihn der Ruf:
„Es lebe die Republick!" — Trotz der keineswegs sympathi-
fchen Aufnahme, die er im Norden gefunden, will Mac Mahon
nächstens auch noch den Süden Frankreichs bereisen.
Asten. Zwischen China und Japan droht der Aus-
bruch eines Kriegs. Die Japanesen haben nämlich die unter
der nominellen Oberhoheit von China stehende Insel Formosa
militärisch besetzt, angeblich um die dort wohnenden seeräuberi-