Liechtensteinische
Aweiter Jahrgang
Vaduz, Freitag
Vaterländisches.
Nheinbauangelegenhetten.
In. den ^etztverflossenen zwei Jahren wurde von den sieben
Rheingemeinden mit. Beihülfe deS Landes Großartiges auf
Rheinbauten verwendet. Wir verweisen diesfalls auf den in
Nr. 24 VieftS BlatteS kurz gegebenen Bericht Aus demselben
ist zu ersehen, daß es den 5 oberen Gemeinden gelingen dürfte,
mit verhältnißmäßig geringerer Anstrengung, alS in den zwei
vorausgegangenen Baukampagnen, die RheinkorrektionSlinie vom
Ellberge bis Bendern zum Theil mit Hochbauten, oder doch
wenigstens — nach dem 1872er Bauprojete — mit 9'jhohen
Halbhochwuhren zum Schlüsse zu bringen Ein Resultat, das
gewiß alle Anerkennung verdient. Weniger ßünDg zeigt sich
Gemünd" u 8 v
die Battverhältnisse von Jahr zu Jahr tömmm daher eine
Beschleunigung der Bauten — insbesondere ^n Ruggel um
so dringender erscheinen muß.
Zum besseren Verständnisse für die weniger mit den Ver.
Hältnissen deS Rheinbauunternehmens vertrauten Leser glauben
wir erinnern zu muffen, daß es sich mit dem erwähnten 1872
Bauprojekte darum handdelt, die Rheinwuhr-KorrektionSlmie
biS Frühjahr 1875 in einer Höhe von wenigstens 9' (Halb
hochbau) vollendet und geschlossen herzustellen. (Sinzig zur Er-
reichung dieses Zweckes wurden vom Lande 113,000 st. <vub-
fidien bewilligt. Dieser Betrag wurde dann auf die wuhr«
Pflichtigen sieben Gemeinden nach einem beiläufig ermittelten
Kostenansatze ausreparirt Die Flüssigmachung der betreffen-
den UnterstüyungS-Beiträge geschieht nach Verhältnis deS Fort-
schritteS der Bauten.
Nebstbei wurden vom Lande für Dammbauzwecke
102 000 st, also Mammen für Wuhre und Dämme in drei
Jahren 215,000 flp bewilligt! Alle andern nöthig erscheinen-
den Arbeiten und Hülfsbauten, wie Dammpflasterungen, Hoch-
wuhre, VerlandungSbuhnen, sowie auch dle Unterhaltung der
bereits erstellen Wuhre haben die Gemeinden ohne Subvention
allein auSeigenen Mitteln zu bestreiten — ein Aufwand, welcher
in 3 Jahren auch bereits */ 4 Million Gulden betragen durfte.
Nur unter der ausdrücklichen Bedingung, daß die Gemein-
den diesen weitern Baupflichten im ganzen Umfange und recht-
zeitig nachzukommen hätten, wurde ihnen vom Landtage die bedeu-
tende Subvention gewährt.
Ohne die bezeichneten dringend notwendigen HülsSbauten
hat die neue geschaffene Wuhrlinie stellenweise nur einen zweifel-
haften Werth. Wir können also nicht länger zuwarten, sondern eS
muß schon in der nächsten Baukampagne Hand an die weitere
Vollendung dieser Wuhrvnsichenungen gelegt werden, wenn die
schon hergestellten Wuhre nicht beständig der Gefahr der Zer-
störung durch Hochwasser ausgesetzt bleiben — überhaupt, wenn
nicht ein Theil der aufgewendeten großen Auslagen und Sub
ventionen verloren gehen sollen! — Beispielsweise müssen in
Vaduz und in Ruggel zwei größere Strecken Hochwuhr berge?
stellt werden und zwar an Stellen wo mit Buhnen der gleiche
Zweck nicht erreicht werden kann. Die neuen Halbhochwuhre
haben am 15. August einem bloß 11' hohen Wasserstande so
ziemlich Widerstand zu leisten vermocht, indem sie nur schwach
überfluthet wurden — wie aber wenn der Rhein bis auf 17'
steigen würde, welchen Fall wir erfahrungsgemäß vorsehen
müssen?
Wenn wir nun die Kosten ins Auge fassen, welche die un-
uklgänglsch nöthigen Vautett, nebst der Vollendung der mittel-
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mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln nicht den Am
forderungen in dem Maße entsprecht können, wie eö die
Dringlichkeit der Sachlage erheischt. Sollte z. B. von der
Gemeinde Ruggel daS schon im letzten Herbste angelegentlichst
empfohlene Hochwuhr aus etwa 500 Klafter Länge hergestellt
werden wollen, so wäre die Gemeinde dieser Aufgabe, ohne
Beschaffung weiterer Mittel, gewiß nicht gewachsen; zudem
müßte die Fortsetzung der jetzt schon bedeutend im Rückstände
befindlichen KorrektionSlinie ganz unterbleiben, waS ein eben so
großer.Fehler wäre, als wenn daS Hochwuhr nicht zu Stande
käme. Würde der Gemeinde auch gestattet werden einen Theil
der zum Ausbaue der KorrektionSlinie bestimmten" Substdien
zum Hochbaue zu verwenden, so würde dieser wohl ermöglicht,
herentgegen die Vollendung der ebenso dringenden^ Korrek-
tion in weite Ferne gerückt. WaS wäre damit in Wirklichkeit
gewonnen?
Um entschieden und mit sicherem Erfolge durchzugreifen»
muß ohne Unterbrechung sowohl an der Vollendung der
KorrektionSlinie alS auch an der Sicherstellung der
bereits erstellten neuen Wuhre gearbeitet werden. Wer abex
den jZweck will, muß auch die Mittel wollen. ES genügt nicht
bloß den Willen zu zeigen und große Bauprojekte zu schmieden,
sondern man muß auch den ernstlichen Willen haben die zur
Ausführung des Vorhabens nöthigen Mittel beizufchaffen. Durch
Erhöhung der Wuhrsteuern kann der Zweck nicht erreicht werden,
weil diese — namentlich in den 4 oberen Gemeinden — in
den letzten 2 Jahren eine für viele unerschwingliche Höhe
erreichte und nothw'endig ermäßigt werden muß.
Voraussichtlich sind also nicht alle 7 Rheingemeinden in
der Lage die nöthigen Mittel in der kurzen Zeit aufzubrin-
gen, um rasch genug die erwähnteu nöthigen Bauten her
stellen zu können. ES dürfte daher jetzt schon an der Zeit