Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1874)

Sicherung des anstoßenden und tieferliegenden Geländes an- 
gewendet werden müssen. 
Die in den Wildbächen und ihrer Umgebung zum Schutz 
des anstoßenden und tiefer liegenden Geländes vorzunehmenden 
Arbeiten können in zwei Gruppen getheilt werden und zwar in 
die bautechnischen und forsttechnischen. Die ersteren bestehen 
in der Versicherung der Bachsohlen und in der Stützung und 
Bindung der rutschigen Hänge oder in einer möglichst gesahr- 
lo sen Vertheilung des Geschiebes auf den Schuttkegeln, bezieh- 
ungSweise in der Ableitung derselben nach unschädlichen Orten, 
die letzteren in der Pflege und Kompletirung der noch vorhan 
denen Waldungen und in der Anzucht neuer, an allen Stellen 
deren Bewaldung absolut nothwendig erscheint oder deren 
Weide-Ertrag geringer ist als der aus der neuen Waldanlage 
zu erwartende. 
Das Streben einer rationellen Alpenbewirthung ist aber 
nicht nur auf Erhaltung des Grund und Bodens gerichtet 
sondern auch auf eine allseitige Pflege und Verbesserung des- 
selben. Unter den dazu empfohlenen Maßregeln ist die Dün 
gung als Wiederersatz für die weggenommene Ernte als die 
wichtigste zu bezeichnen. Alle Grundsätze und Erfahrungen, 
welche hinsichtlich der Düngung in den Kulturflächen der Thäler 
und Ebenen zur Geltung gekommen sind, finden auch ihre An- 
Wendung für die Pflanzenwelt der Alpen. 
Die thierifcheu Abfalle, die in Ställen, Scheuerhütten, 
auf den sogenannten Lagern mit Leichtigkeit gesammelt werden 
können, bilden eben auch ein ausgezeichnetes und allseitiges 
Nahrungsmittel für die Alpenpflanzen und können auf dem 
Alpenboden mit reichen Zinsen verwerthet werden. Ebenso 
vortheilhaft wie die thierischen Abfälle wirkt die Asche, wenn 
sie bei feuchter Witterung auf dem Grasboden ausgebreitet 
wird. Dieselbe wird theilS in großer Masse in den Sennhütten 
an und für sich erzeugt theils kann sie durch Verbrennen des 
nutzlos herumliegenden AbHolzes gewonnen werden. 
Fortsetzung folgt. 
Vaterländisches. 
Schaan, 23. August 1874 (Eingesendet) So eben 
schloß sich das Grab über der Leiche eines ManneS, der es 
verdient, daß ihm auch hier einige Worte als Nachruf gewid- 
met werben. ES ist der dahier verstorbene Lehrer Ludwig 
Seger, den die kalte Hand des Todes viel zu früh berührte. 
Geboren zu Vaduz am 17. Januar 1845 und gestorben den 
21. August 1874 brachte er sein Leben nicht auf 30 Jahre. 
Sein stilles, ernstes Wesen, das er schon als Knabe zeigte, 
seine glückliche geistige Begabung und sein nie ruhender Fleiß 
eigneten ihn besonders zu dem erwählten Berufe, auf welchen 
er sich in Vaduz und von 1861—63 am katholischen Schul- 
lehrerseminar zur Gmünd vorbereitete. Von dort zurückgekehrt, 
wurde ihm die damals 84 Schüler zählende Knabenschule da« 
hier übertragen, welche dem jungen, strebsamen Lehrer reichlich 
Gelegenheit bot, seine große Lehrgabe und seinen rühmlichen 
Fleiß und Eifer für die Sache der Volksbildung zu bethäti- 
gen, und die Folgen seiner segensreichen Wirksamkeit zeigten 
sich auch bald in erfreulicher Weise. Nicht nur hob sich die 
Schule sehr nach der Seite deS Wissens und Könnens, son- 
dern eS herrschte in derselben auch gute Disziplin und ein 
heiterer Geist seitens des Lehrers und der Schüler. Für seine 
dießfallsigen Leistungen lohnten ihn die Anerkennung seiner 
Vorgesetzten sowie die Liebe und Achtung seiner Schüler und 
der ganzen Gemeinde. Seger, eine ideal angelegte Nntur, 
gab dieser seiner Geistesrichtung namentlich auch durch eifrige 
Beschäftigung mit Musik, für, welche er viele Anlage besaß, 
Ausdruck. Die Hebung des KircheugefangeS war ihm erste 
Sorge und sein Kirchenchor hat bei den Produktionen deS 
„CäzilienvereinS" letztes Frühjahr in Vaduz bewiesen, daß er 
mit den andern mitwirkenden Chören auf gleicher Stufe steht. 
Ein von ihm tnS Leben gerufener Männergesangverein für 
gesellige Zwecke und eine mit vieler Mühe gegründete und 
fortgeführte Blechmusik bestätigen noch seine unermüdliche 
Thätigkeit nach dieser Richtung, die sich zudem auch in eifriger, 
eigener musikalischer Fortbildung kund that. Sein sehnlicher 
Wunsch, eine gute Orgel in der hiesigen Pfarrkirche zu sehen, 
so nahe der Erfüllung, wurde nicht mehr gestillt; doch wurden 
seine jahrelangen Bemühungen hiefür endlich mit Erfolg ge- 
krönt, indem die Beschaffung einer neuen Kirchenorgel nun be 
schlossene Sache ist; schon leidend, betheiligte sich Seger für 
diesen Zweck noch an einer erfolgreichen Dorf-Kollekte. Als 
Mitglied des Hülfskomites für die Schaaner Brandbeschädigten 
unterzog er sich willig jeder Mühe und Arbeit, damit den 
Dürftigen schnellstens Hülfe geleistet werde. Seine vielseitige, 
erfolgreiche Thätigkeit wurde ihm erschwert durch seine schwache 
Gesundheit und nicht selten unterbrochen durch öftere Kränk- 
lichkeit, und ein mühevoller, zu kurz bezahlter Beruf rieb ihn 
zu frühe auf. Was ihn nach besonders auszeichnete, war sein 
biederer Charakter, daS Kleinod eines LehrerS, 
sein warmes Freundschaftsgefühl, seine Leutseligkeit, seine Kol- 
legialität, seine Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit, sein Abscheu vor 
allem Gemeinen, sein Eifer für berufliche Fortbildung, seine 
festen Grundsätze und seine Liebe zum Vaterlande; — dies 
Alles stempelte den Verblichenen zum Manne, wie er sein soll. 
Die ungewöhnlich starke Betheiligung an seinem Lelchen- 
begängniß von Hiesigen und Auswärtigen, sowie die allgemeine 
Theilnahme und Trauer dabei ließen erkennen, daß die Ge- 
meinde Schaan fühlte, was sie verloren, und daß auch andern 
der Verlust nahe ging. Wohl kein Auge blieb trocken und 
manche Thräne zitterte in den Wimpern auch scheinbar Hart- 
herziger bei dem rührenden Grabgesange deS hiesigen Männer 
chores und bei der sehr passenden Grabrede des Hochw. Herrn 
SchulkommissärS und Pfarrers Erni. 
Ein unmündiges, nun verwaistes Kind trauert um den 
ach! viel zu frühe verstorbenen, guter Vater. 
Ruhe im Frieden! Leicht sei dir die Erde l 
Baduz, den 25. August; (Markt und- Erntebericht.) 
Ueber die an den internationalen Getreide- und Saatenmarkt 
in Wien eingegangenen. Ernteberichte verschiedener Länder ent« 
nehmen wir der „D. Ztg." folgende Ergebnisse: 
Preußen.- In Roggen 4 / 5 Ernte, Weizen ergab eine 
Vollernte, Hafer eine % Ernte. 
Vom Rhein: Der Ertrag in Roggen ist einer vollen 
Ernte nicht gleichzustellen, die Qualität aber sehr schön. Um 
so günstiger hat sich die Aussaat von Weizen entwickelt, wir 
haben quantitativ und auch fast durchweg qualitativ einen recht 
guten Ertrag zu verzeichnen In Sommergetreide, Hafer und 
Gerste, dürfte der Ertrag ein höchst schwacher und eine kräf- 
tige Einfuhr zur Deckung unserer Bedürfnisse nöthig sein. 
Bayern. Weizen sehr gute Ernte, Roggen gut, hie 
und da etwas weniger reich; frühe Gerste sehr gut, Hafer und 
späte Gerste Mittelernte. Die Hülsenfrüchte sind ebenfalls 
gut; die Kartoffeln stehen ausgezeichnet, der Augustregen kommt 
ihnen sehr zu stattten und man darf eine reiche Ernte erwar- 
ten. Auch für Stoppel- und Futterrunkeln ist die Witterung 
ausgezeichnet. Ueber Hopfen wird an einigen Orten geklagt. 
— Ueber den Stand der Weinberge wird aus Neustadt an der 
Hardt (Pfalz) berichtet: „Wahrend am obern Gebirg glän. 
zende Aussichten vorhanden, steht eS am Mittlern, d. h. zwi 
schen Neustadt und Dürkheim, der Hauptweingegend, weniger 
gut und kann höchstens auf ^3—^/2 Herbst gerechnet werden. 
Die vorhandenen Trauben entwickeln sich rasch und. gehen der 
Zeitigung entgegen.'' In Franken sollen die Aussichten auf 
Wein gut sein. Die Viehpreise gehen als Folge deS geringen 
Ertrages an Heu und Klee zurück und der Handel stockt. Man 
glaubt jedoch, daß sich durch die starken Regengüsse in den 
ersten Tagen deS August die Läge wesentlich verändern wird;
	        

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