Low Oppenheim er weinte.
Zum ersten Male in seinem Leben!
/,Nein, es ist nicht möglich," sagte der Auktionator. „Die
jungen Leute sahen wirklich nicht aus wie Kapitalisten. Aber
bewundern muß ich ihre Geschicklichkeit, mit der sie den Preis
für den Mops empor zu schrauben wußten Ich, als Auktiona-
tor bin Kenner und verstehe auch mein Handwerk, aber das hätte
ich doch nicht fertig gebracht! — — Herr Oppenheimer!"
Der Wucherer lag mit dem Kvpse auf dem Tische und rühr-
te sich nicht.
„Herr Oppenheimer!"
Der Alte stöhnte.
„Herr Oppenheimer! ich bekomme von Ihnen noch zehn
Thaler für meine Bemühungen in der Mopsangelegenheit!"
Der Wucherer richtete sich auf.
„Sie sollen haben die zehn Thaler" sagte er ächzend. „Es
sind Spesen, Herr Hillbrecht, und Sie sollen sie haben. Aber
Sie müssen mir thun einen Gefallen Herr Hillbrecht! Muß ich
doch noch liefern an die verfluchten Gojems einen Mops oder
zahlen fünfzig Thaler. Lassen Sie für mich — aus meine Rech-
nung — wieder ausstopfen den Mops Lassen Sie malen auch
das gelbe Brett, worauf der Mops steht, braun. Herr Hillbrecht,
Sie müssen bringen, den Mops dann selber hin und sich geben
lassen eine Quittung."
„Das will ich Alles besorgen, Herr Oppenheim er," versprach
der Auktionator.
„Wissen Sie was, Herr Hillbrecht," flüsterte der Alte, kramps-
hast des Anderen Arm fassend, mit wahrhaft diabolischem Kichern,
„wissen Sie was? Ist mir etwas gepassirt, was mir sonst noch
nicht gepassirt ist in meinem Leben. Bin ich gehauen worden
übers Ohr! Aber wer hat mich gehauen übers Ohr! Hab ich es
doch gethan selbst! Hihihihi! Ist doch ein Trost sür den alten
Low!"'
ü.
Am folgenden Tage saßen Kalmäuser und Bucephal in hol-
der Eintracht beisammen in des Ersteren Bude, hoch oben im
Hause des Bürstenbinders.
Sie waren vertieft in ein wichtiges Gespräch über die beste
Verwendung der tausend Thal er und hatten es gerade ausgerech-
net, daß diese Summe hinreichend sein würde, um ihnen für den
Rest ihrer Studienzeit alle Bequemlichkeit und Behaglichkeit zu
gewähren, die sie bislang, wenigstens bis vor sechs Wochen, so
schmerzlich entbehrt. Gründlich hatten sie ausgetobt auf der be-
rühmten Reise ms Blaue, die in sechs Wochen fünftausend Tha
ler gekostet hatte; nun wollten sie ganz vernünftig werden und
sich gewissenhaft vorbereiten für das Philisterium.
Da klopfte es.
„Das ist sicherlich der Mops!" meinte Bucephalt
„Juckend sagt mein Daumen mir,
Es ist der Mops, das liebe Thier!"
Und er hatte Recht
Der Auktionator war es, der hereinkam mit dem sehr ver-
schotterten Mops.
\ „Ich bringe Ihnen den Mops im Auftrage des Herrn Op
penheimer," sagte er. „Ich darf mir wohl eine Quittung aus-
bitten über den Empfang?"
„Das ist nur m der Ordnung," verfetzte Kalmäuser. „Bu-
cephal'! lange einmal einen Bogen Papier her und dann setze den
Mopb auf den Ofen! — Ei das ist ja unser alter Mops!"
„Hurrah! schrie Bucephal. „Mops, wir sehen uns wieder."
„Äa," sagte lachend Herr Hillbrecht,- „meine Herren, Sie
haben ein brillantes Geschäft gemacht mit dieseyt merkwürdigen
Mops. Herr Oppenheimer bekam die fixe Idee, daß im Innern
desselben ein großer Schatz verborgen sei, deshalb , war er, so
heißhungrig auf den Mops. Und was fand er? Mopskanaster!
nichts als Mopskanaster!" < v S
„O," meinte Kalmäuser, „es versteht sich nicht jeder darauf,
Tabak billig einzukaufen; das kann man nicht verlangen. Man
cher bezahlt seinen starken Tabak viel zu theuer, so hat es auch
der alte Löiv gethan "
Nach diesem nahm der Auktionator Abschied.
„Wir Drei aber wollen uns nie trennen," sagte Kalmäuser
gefühlvoll, als die Thüre zuging. „Ich und du und der Mops
bilden ein ganz herrliches und seltenes Trifolium!"
„Wer weiß?" versetzte Bucephal „Vielleicht hat der Geld-
mops noch nicht den letzten Trumpf ausgespielt! Vielleicht schleppt
er uns noch mehr Geld ins Haus! Jetzt glaube ich an die Lehre
des Pythagoras: Denn unser Mops ist sicher ein direkter Ab-
kömmling von dem wohlthätigen Krösus!"
„Und dir. Moral von der Geschichte?" meinte Kalmäuser,
„denn eine Mopsgeschichte ohne eine moralische Kinderklapper
wäre eigentlich doch ein Unding?"
„Du hast Recht," meinte Bucephal, sich räuspernd, „die
Welt verlangt das und man muß solche Launen respektiren. Gib
mir dein Stammbuch her, darin will ich mich mit dem unsterblichen
Verse verewigen:
„Und die Moral von der Geschicht'
Ist die: O Leser, stopfe nicht
Banknoten in des Mopses Wanst,
Sosern dn es vermeiden kannst!"
Verantwvrtlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Schädler.
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