Liechtensteinische
Vaduz, Freitag
Nr. 22.
den 20. Juni 1873.
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werden franco erbeten an die Redaction in Vaduz.
Vergleichende Iusammenstellung
der Zifferansätze der Landesrechnung vom Jahre 1872 und jener des Finanzlandesbudgets.
E m p f ä n g e.
Nach der
Landesrech-
nung
fl. kr.
Nach dem
Budget
fl. I kr.
Die wirklichen Empfänge
betrugen
mehr JJ weniger
fl. fr. fl. kr.
Pachtgefalle
Steuern .
Hundesteuer
Behebte Steuer
Grundsteuer
Gewerbesteuer
Klassensteuer
Salzsteuer
Zotlgelder
Tax- und Stempelerlös
Kapitalzinse
Unterschiedliche Empfänge
Summa der Empfänge
Hiezu die durchlaufenden Verrechnungsposten mit .
Gesammtjahreseinnahmen
Vorjähriger Rechnungsrest ......
Ergibt laut Rechnung
und zwar 153979 fl. 49 kr. in Silber und 20404 fl. 58 kr. in Bank
noten
415
15552
235
173
10000
1239
4M
3492
15764
6070
236
72737
27 5
31
84
73
74
30
40
74
63 5
400
10313
140
173
5000
| 1500
3500
15400
4000
250
62
14
5239
95
5000
151
364
2070
72757
.
67z
31
84
47
30
40
110776
22805
66 o
39
133582
40802
05 5
Ol 5
174384 07
30363 62
80413
04
8
13
26
21 26
Feuilleton.
Meister Martin, der Küfner, und seine Gesellen.
Novelle von E. T. A. Hoffmann.
(Fortsetzung.)
Friedrich vermochte vor lauter Wonne und Seligkeit kaum zu
athmen, nur verstohlen blickte er dann und wann nach der, die
fem ganzes Gemüth erfüllte. Er starrte vor sich hin auf den
Teller, — wie wär' es ihm möglich gewesen, nur Einen Bissen
hinunter zu bringen. Neinhold dagegen wandte die Augen, aus
denen funkelnde Blitze strahlten, nicht ab von der lieblichen Jung-
frau. Er fing von seinen weiten Reisen zu erzählen an, auf solch'
wunderbare Art, wie es Rosa noch niemals gehört hatte. Es
war ihr, als wenn Alles, wovon Reinhold nur sprach, lebendig
aufginge iu tausend stets wechselnden Gestalten. Sie war ganz
Aug', ganz Ohr, sie wußte nicht, wie ihr geschah, wenn Rein-
hold im vollen Feuer der Rede ihre Hand ergriff und sie an
seine Brust drückte. „Aber," brach Reinhold plötzlich ab, „aber
Friedriche was sitzest Du da stumm und starr? — Ist Dir die
Rede vergangen? Komm! — Laß uns anstoßen auf das Wohl
der lieben, holden Jungfrau, die uns so gastlich bewirthet."
Friedrich ergriff mit zitternder Hand das große Trinkglas, daS
Reinhold bis an den Rund gefüllt hatte und das er (Reinhold
ließ nicht nach) bis auf den letzten Tropfen leeren mußte. „Nun
soll unser braver Meister leben," rief Reinhold, schenkte wieder
ein und abermals mußte Friedrich das Glas austrinken. Da
fuhren die Feuergeister des Weines durch sein Inneres und regten
das stockende Blut an, daß es siedend in allen Pulsen und Adern
hüpfte. „Ach, mir ist so unbegreiflich wohl," lispelte er, indem
glühende Röche in sein Antlitz stieg, „ach, so gut ist es mir ja
auch noch nicht geworden." Rosa, die seine Worte wohl ganz
auders deuten mochte, lächelte ihn an mit unbeschreiblicher Milde.
Da sprach Friedrich, befreit von aller Bangigkeit: „Liebe Rosa,
Ihr möget Euch meiner wohl gar nicht mehr erinnern?" „Ei,
lieber Friedrich," erwiederte Rosa mit niedergeschlagenen Augen,
„ei, wie wär's denn möglich, daß ich Euch vergessen haben sollte
in so kurzer Zeit? Bei dem alten Herrn Holzschuer — damals