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m Wien. Sie sind Gäste deS Hofes. Der Kaiser von Ruß-
Zand wohnt beispielsweise im kaiserlichen Lustschloffe Schönbrunn.
Zhm zu Ehren werden glänzende Feste und militärische Schau-
ßnele veranstaltet. Bei der großen Revue auf der Schmelz
waren 58 Bataillone Fußtruppen, 18*/\ Eskadronen Reiterei
und 88 Geschütze unter dem Kommando des Kaisers Franz
Zosef vor dem Kaiser Alexander von Rußland ausgestellt Am
21 Juni wird der .deutsche Kaiser hier erwartet. Die AuS-
Kellung gestaltet jitch immer besser und die Klagen über hohe
Preise sind verschwunden.
Am.Pfingstmontage wurde die Ausstellung von 88.000
Personen besucht.
Mit der Weltausstellung ist auch eine internationale Thier-
fchau verbunden, die am 3t. Mai eröffnet wnrde. Der Be
richterstatter der „internationalen AussteliungSzeitung" schreibt
über die Rindvieh-Ausstellung folgendes.-
Wir begegnen zunächst am südwestlichen Eingange dem
getreuen Abbilde einer Pußtenwirthschast, ausgestellt von der
^Agricola", Aktien-Geselll'chaft für landwindschastliche Unter-
Aehmungen zu Kapuvar, in Ungarn. ES sind Muster podo-
Ascher Rinder, 3 Stiere, 12 Kühe, ebensoviel Kälber und 4
kräftige Zugochsen, die, vor einem Heuwagen gespannt, von
Pistolenschüssen ähnlichen Peitschenknallen des GulyaS in Schritt
gesetzt werden.
Das gerade Gegenstück von dieser idyllischen Viehwirth-
schaft bieten uns die Rinvviehstande Englands mit ihren gleich'
mäßig geformten Shorthorn-Rindern, die zwar nicht dem Auge
deS Malers, wohl aber dem des Thierzüchters daS anziehendste
Bild gewähren auf allen Thierschauen neuerer Zeit. Leider
hat England die Ausstellung nur mit 7 Stieren und 1 Kuh
beschickt, von denen kaum Ein Stück Anspruch auf hervorragende
Züchtung erbeben darf.
Italien h.u anstatt der angekündigten 35 Stück nur 11
gesendet, dem oberitalischen Landschlage angehörig. Die Thiere
ßnd ähnlich dem osteuropäischen Sreppenvieh und zeichnen sich
Weder durch schöne, noch durch zweckmäßige Formen auS. Ihre
kräftigen und groben Knochen machen sie jedoch ebenso wie
die Povolier, mit denen sie in nicht zu ferner Verwandtschaft
M stehen scheinen, zur Arbeitsleistung sehr geeignet.
Unter den von Deutschland ausgestellten Thieren neh-
mm die Niederungsschläge den ersten Rang ein. Die Hol-
kander der Gebrüder Boekhoss, deS Herrn Otto Campen, der
Herren Gronnwald u Komp., deS Herrn Ruft, die Ostfriesen
deS ostfriesischen landwirtschaftlichen ProvinzvereinS zu Bin-
gnm, die Oldenburger der Herren AchgoliS u. DetmerS und
Wilhelm Müller sind Thiere von schönen Formen und von
«eist vortrefflichen Milcheigenschaften. Die genannten Han-
dekSfirmen erfreuen sich in Deutschland wegen ihres soliden
pflegte in herzlicher Freude. Friedrich lebte ganz auf bei Meister
Martins freundlichem Empfang, alle Beklommenheit war von
ihm gewichen und er trug frei und unverzagt dem Meister nicht
Mein sein Anliegen vor, sondern empfahl auch Neinhold zur Auf-
«ahme. „Nun," sprach Meister Martin, „nun, in gelegnerer Zeit
hättet Ihr gar nicht kommen können, als eben jetzt, da sich die
Arbeit häuft und es mir an Arbeitern gebricht. Seid mir Beide
recht herzlich willkommen. Legt nur Eure Neisebündel ab nnd
tretet hinein; die Mahlzeit ist zwar beinahe geendet, aber Ihr
könnt doch noch Platz nehmen an der Tafel und Rosa wird für
Euch noch sorgen. Damit ging Herr Martin mit den beiden
Gesellen hinein. Da saßen denn nun die ehrsamen Meister,
obenan der würdige Handwerksherr, Iakobus Baumgartner, mit
glühenden Gesichtern. Der Rachtisch war eben aufgetragen nnd
ein edler Wein perlte in den großen Trinkgläsern. Es war an
dem, daß jeder Meister mit lauter Stimme von etwas Andern:
sprach und doch Alle meinten, sich zu verstehen. und daß bald
diese? oder jener laut auflachte, er wußte nicht warum. Aber wie
nun der Meister Martin, beide Jünglinge an der Hand, laut
Viehhandels eines bedeutenden RufeS. Unter den von Wilhelm
Müller ausgestellten Thieren begegnen wir der in Oesterreich
seltenen Erscheinung von zwei Galloway-Rindern auS Schott-
land, eines Stieres und einer Ferse. Die von deutschen Züch-
tern ausgestellten Shorthorns machen auf hervorragende Eigen-
fchaften keinen Anspruch. Im Uebrigen hat ein MieSbacher
Händler ein Paar Simmenthaler und zwei landwirthschaftliche
Vereine deS GroßherzogthumS Baden haben Simmenthaler
Kreuzungen ausgestellt. Die Rinder des landwirthschaftliche»
Vereines zu Meßkirch in Baden dürfen nämlich den Anspruch
nicht erHeden, eine selbststänvige Landrace zu sein, sondern eS
sind unzweifelhaft Kreuzungen mit Simmenthaler Blut. Im
Ganzen ist Deutschland nur schwach und meist nur durch Vieh-
Händler vertreten.
Die österreichische Rindviebausstellung zeichnet sich
auS durch außerordentliche Mannigfaltigkeit der Viehsch.'äge,
unter denen die Gebirgöschläge den ersten Rang einnehmen.
Die berühmtesten eingebornen Viehschläge sind durch umfang-
reiche Kollektivausstellungen vertreten Unter diesen hebe ich
hervor: Die Montafoner und Allgäuer des vorarlbergischen
LandwirthschaftSvereinS, die Allgäuer und Schwyzer der k. k.
LandwirthschastSgesellschaft zu Wien; ferner die Steiermärker
und Salzburger Landschläge der AuSstellungSkommission zu Le
oben in Steiermark, unter denen die Pinzgauer und Mürztha-
ler große Beachtung verdienen; die Salzburger Kollektlvaus-
stellung mit ausgezeichneten Pinzgauern; die mährischen Land-
schläge des Neutitscheiner und Fulnecker landwirthschaftlichen
Vereines (Kuhländer) und des land- sund forstwirtschaftlichen
Vereines zu Mährisch-Trübau, die Egerländer des landwirth-
schaftlichen Vereines zu Eger. Eine hervorragende Stellung,
bedingt sowohl durch Mannigfaltigkeit der Formen, wie durch
einzelne schöne und vortrefflich gezüchtete T.hiere, gebührt den
großartigen Ausstellungen deS Fürsten Schwarzeilberg und deS
Prinzen S^baumburg-Lippe zu Ratiborzitz, den Bernern deS
Grafen Althann, den Allgäuern und Bernern deS Herzogs von
Coburg-Gotha zu Dürnkmt, Elentbal und Walterskirchen, den
Kubländern von Josef, Maria und Emma Aresin, und den
Teschener und Saybuscher Heerden des Erzherzogs Alb recht,
dessen schönste Heerden sich übrigens auf der ungarifchen..Ab-
theilung finden und den Glanzpunkt derselben bilden. Von
kleineren Ausstellungen sind hervorzuheben die beiden Ziller-
tha!-Duxerstiere deö ZweigvereineS Thaur in Tirol, die Schwy-
zer des Grafen Fries und Altgrafen Salm-Reifferscheid, die
Oberinnthaler von Jakob Seisser in Flaurling (Tirol), die
Egerländer des Domänenraths Komers. Außer diesem Zucht-
vieh, welches mir bei dem ersten Rundgange durch schöne und
zweckmäßige Formen aufgefallen ist, nenne ich vom Zug- und
Mastvieh als hervorragend: Die Heerden deS Ritters von Pros,
verkündete, daß so eben sich ganz erwünscht die beiden, mit gnten
Handwerkszeugnissen versehenen Gesellen . bei ihm eingefunden
hätten, wurde Alles still und betrachtete die schmucken Leute mit
behaglichem Wohlgefallen. Reinhold schaute mit hellen Augen
beinahe stolz umher, aber Friedrich schlug die Augen nieder und
drehte das Baret in den Händen. Meister Martin wies den
Jünglingen Plätze an dem untersten Ende der Tafel an, aber
das waren wohl gerade die herrlichsten, die es nur gab, denn
alsbald erschien Rosa, setzte sich zwischen Beide und bediente sie
sorglich mit köstlichen Speisen und edlem Getränk. — Die holde
Rosa, in hoher Anmuth, in vollem Liebreiz prangend zwischen
den beiden bildschönen Jünglingen, mitten unter den alten bärti-
gen Meistern — das war gar lieblich anzuschauen; man mußte
an ein leuchtendes Morgenwölklein denken, das einzeln am düstern
Himmel heraufgezogen, oder es mochten auch wohl schöne Früh»
lingsblumen sein, die ihre glänzenden Häupter aus trübem, färb-
losem Grase erhoben.
(Fortsetzung solgt.)