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Wenigerausgaben sind:
Landtagskanzleierfordernisse . . 45 fl. - fr.
AmtSkanzleierfordernisse ... 719 fl. 13 Fr.
Schulzwecke 31 fl. 41 fr.
Viehprämien....... 4 fl. — fr.
Waldaufsehergratifikationen . . i fl. — fr.
Alpenverbesserung ..... 165 fl. 34 fr.
Agiotage 1436 fl. 15 fr.
Unterschiedliche Auslagen . . . 1 fl. 15 fr.
Der RechnungSrest mit Ende Dezember 1872 besteht in
Kapitalien per 4721 fl. 50 fr.
in Ausständen per 16 fl. 10 fr.
in der Kassabaarschaft per . . 5823 fl. 21 fr.Silb.
und 118 fl. 65 fr. B N.
Dazu werden noch fommen ca. 7000 fl, welche daS Eisen-
bahnkonsortium aus Grundeinlösung restl. einzubezahlen hat.
Der LandeSauSschuß fand die StaatSrechnung in guter
Ordnung; nur beantragt er, zu beschließen, daß fünstig der
RechnungSrest deS abgelaufenen Finanzjahres im Eingange der
Rechnung deS folgenden JahreS in Empfang zu stellen und
daß der muthmaßliche RechnungSrest des laufenden Finanz-
jahreS in den Voranschlag deS fommenden Finanzjahres auf
zunehmen sei.
Der LandeSauSschuß stellt den Schlußantrag, der StaatS-
rechnung pro 1872 die Genehmigung zu ertheilen.
Vaduz, den 30. April 1873.'
Der L a n d e S a u s s ch u ß.
Politische Rundschau.
Deutschland. Die sämmtlichen Erzbischöse und Bischöfe
Preußens haben in einer Kollektiveingabe dem StaatSministerium
eröffnet, daß sie zum Vollzuge der nun vom KalserHsanktionirten
kirchlich-politischen Gesetze mitzuwirken, ja daß sie dieselben
auch nur anzuerkennen nicht im Stande seien. Man ist allge-
mein sehr gespannt, welche Schritte die preußische StaatSre-
gierung diesem Proteste gegenüber unternehmen wird. — Pro«
fessor ReinkenS auS Breslau ist von den Geistlichen und Dele-
girten der altfatholischen Gemeinden und Vereine Deutschlands
zum deutschen MlssionSbischof erwählt worden.
Frankreich. Das „Evenement" bestättigt, daß zwischen
Mac Mahon und dem Ministerium eine Meinungsdifferenz
über die Frage des allgemeinen Stimmrechts bestehe, da daS
Ministerium daS letztere beschränkt wissen will.
Ueberhaupt scheint sich der neue Präsident der französischen
Republik viel mehr um Politik zu bekümmern, als man dieS
zuerst fast allgemein annahm. DaS Ministerium nämlich, daS
nicht darauf geachtet hatte, daß der Ober-Conunandant der
beste Meisterstück — um Rosa zu verdienen! Wie kommen wir
denn daraus? Mir schwindelt's im Köpft. — „Ei, Bruder,"
rief Neinhold immer noch lachend, „an Rosa war ja gar nicht
gedacht. Du bist ein Träumer Komm nur, daß wir endlich die
Stadt erreichen. Friedrich raffte sich ans und wanderte ganz ver-
wirrten Sinnes weiter. Als sie im Wirthehause sich stäubten und
wuschen, sprach Neinhold zu Friedrich: „Eigentlich weiß ich für
meinen Theil gar nicht, bei welchem Meister ich in Arbeit gehen
soll, es fehlt mir hier an aller Bekanntschast und da dächt' ich,
Du nähmst mich nur gleich mit zum Meister Martin, lieber
Bruder! Vielleicht gelingt eS mir, bei ihm anzukommen." „Du
nimmst mir," erwiderte Friedrich, „eine schwere Last vorn Herzen,
denn wenn Du bei mir bleibst, wird es mir leichter werden,
meine Angst, meine Beklommenheit zu besiegen." So schritten
nun beide Gesellen rüstig nach dem Hause des berühmten Küpers,
Meister Martin. — Es war gerade der Sonntag, an dem Mei-
ster Martin seinen Kerzenmeisterschmans gab/ und hohe Mittags-
zeit. So kam es, daß, als Neinhold und Friedrich in Martin's
Haus hinein traten, ihnen Gläsergeklirr und das verwirrte Ge
pariS-versailler Armee, nämlich Mae Mahon, seit beinahe zwei
Jahren der fleißigste Besucher der Nationalversammlung war
und in seiner Loge die Debatten mit gespannter Aufmerksamkeit
verfolgte, hatte geglaubt, daß derselbe, wie ihn auch Broglie in
der bekannten Botschaft sagen ließ, nur die „Schildwache der
Versammlung" sei, sich nicht um Politik bekümmern und seine
Minister frei schalten lassen werde. Die Minister wurden
aber schon am ersten Tage enttäuscht AlS man dem Marschall
die erste Liste mit den neuen Präfekten vorlegte, strich er einen
Namen (Herrn deKerany) aus derselben berauS uno ließ sich
auch nicht bestimmen, von seinem Entschlüsse zurückzufommen.
Zuerst nahmen die Minister dieS für eine Laune deS Marschalls,
aber sie wurden eines Bessern belehrt, als Broglie sich a:n
nächsten Tage zum Marschall begab, um demselben mitzutheilen,
daß eS nicht nolhwendig sei, daß er sich jeden Tag in den
Ministerrath begebe. Der Marschall gab aber seinen Willen
kund, er gedenke sich in allen Ministerrathen einzufinden, da er
wissen müsse, waS in denselben vorgehe.
Daß es Broglie unangenehm berührt, daß der Marschall
wider sein Erwarten die Nolle eines Präsidenten der Republik
ernst nehme, liegt aus der Hand. Außer sich kamen die Mi-
nifter aber, als in einem der letzten Minister räche sich die Mi-
nister gegen die Abstimmung nach Listen und für die „Ver-
besserung" deS allgemeinen Stimmrechtes aussprachen, der
Marschall rrocken erklärte, daß er für die Abstimmung nach
Listen sei und nicht wolle, daß man an daS allgemeine St mm-
recht lühre. Dieser unerwartete Widerstand deS Marschalls war
für Broglie und dessen Kollegen ein um so härterer Schlag,
als sie Betreffs ihrer Wiedererwählung lhre ganze Hoffnung
auf die Ve»stümmelung des allgemeinen Stimmrechts gesetzt
haben. Freilich wird Mac Mahon die Kammer Majorität nicht
verhindern können, ein neues Wahlgesetz durchzusetzen, aber
jedenfalls würde es dann zu einem Confllkt kommen, sei eS nun,
daß der Marschall wie eS Thiers gethan, seine Einlassung ein-
. reicht, sei eS, daß er indem er sich auf den Standpunkt der Re-
publikaner stellt, einen solchen Akt Seitens der Versammluug für
unkonstitutionell erklärt und die Publikation deS betreffenden
Gesetzes verweigert.
Die fünfte Milliarde der von Frankreich an Deutschland
zu zahlenden Kriegsentschädigung ist durch die 200 Millionen,
welche die Bank der Regierung gegen S hatzscheine vorzustrecken
sich vei pflichtet hat, nunmehr komplet zur Disposition der Re-
gierung vorhanden und sind hievon schon 112 Millionen in
Straßdurg per Extrazug eingetroffen.
In Oesterreich nimmt jetzt natürlicher Weise die Welt-
auSstellung daS Hauptinteresse in Anspruch.
Gegenwältig weilen die Kaiser von Rußland, der König
der Belgier und andere Fürsten zum Besuche der Ausstellung
töse einer lustigen Tischgesellschaft entgegenklang. „Ach," sprach
Friedrich ganz kleinmüthig, „da siud wir wohl zur unrechten
Stunde gekommen." „Ich denke," erwiederte Neinhold, „gerade
zur rechten, denn beim frohen Mahl ist Meister Martin gewiß
guter Dinge und ausgelegt, unsere Wünsche zu erfüllen." Bald
trat auch Meister Martin, dem sie sich hatten ankündigen lassen,
in festlichen Kleidern angethan, mit nicht geringer Gluth auf Naf
und Wange heraus auf den Flur Sowie er Friedrich gewahrte,
rief er laut: „Sieh da, Friedrich! Guter Junge, bist Du wieder
heimgekommen? Das ist brav! — Und hast Dich auch zu dem
hochherrlichen Küperhandwerk gewandt! — Zwar zieht Herr Holz-
schner, wenn von Dir die Rede ist, verdammte Gesichter und
meint, an Dir sei nun gar ein großer Künstler verdorben, und
Du hättest wohl solche hübsche Bildlein, und Geländer gießen
können, wie sie in St. Sebald und an Fugger's Hause zu Augs-
bürg zu sehen, aber das ist nur dummes Gewäsche, Du hast
recht gethan, Dich zu dem Rechten zu wenden. Sei mir viel
tausend Mal willkommen!" Und damit faßte ihn Herr Martin
bei den Schultern und drückte ihn fest an sich, wie er es zu thnn