eine Zögerung in der.Saat schon noch bis Ende Mai statt-
finden, besonders noch, da die Kartoffeln ziemlich früher Art
sind. Jedenfalls iß „Samenänderung" dieses Lebensmittels
Jedermann auf's Beste zu empfehlen.
Was ein Spatzennest Werth ist. ^)er Thüringische
Thierschutzverein bringt folgende Ansprache: „Lieber Landmann!
Pein Junge nimmt aus Langeweile ein Vogelnest, Grasmücken-,
Spatzen-, Rothschwanznest oder ein anderes, gleichviel von
welchem der oben genannten Vögelchen, sei eS mit Eiern oder
mit Jungen aus. Jedes dieser Zungen braucht täglich im
Durchschnitt etwa 50 Stück Raupen und anderes Geschmeiß
zur Aezung, die ihm die Alten aus der Nachbarschaft zutragen,
macht täglich 250 Stücke. Die Aezung dauert durchschnittlich
4—5 Wochen, wir wollen sagen 30 Tage, thut für das Nest
7500 Stücke. Jede Raupe frißt taglich ihr eigenes Gewicht
an Blattern und Blüthen. Gesetzt, sie braucht bis sie auSge-
fressen hat, auch 30 Tage und frißt täglich nur eine Blüthe,
die eine Frucht abgegeben hätte, so frißt sie in 30 Tagen 30
Obftfrüchte in der Blüthe und die 7500 Raupen in Kompagnie
225,000 Stücke solcher Blüthen. Hätte Dein Junge daS
Vogelnest in Ruhe gelassen, so hättest Du und Deine Nachbarn
225,000 Stücke Aepfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen :c. mehr
geemtet. Wenn jedoch die Raupe, wie sie eS manchmal aus
Liebhaberei thut, 10, 20, 30 Blüthen des TageS frißt, over
wenn wegen des abgefressenen LaubeS die Blüthen keine Nah-
rung mehr haben und welk abfallen, so beziffert sich Dein und
Deiner Nachbarn Verlust noch viel höher, Du kannst dann
leicht berechnen, waS ein Spatzennest für einen Werth hat.
Deutschland. Ein wahres Naturwunder ist in Ot
tering in Niederbayern zu sehen. Dort hat der Dorfwirth
einen Buben von 3 x / % Jahren, der seit einem Jahre ungewöhn-
lich groß und stark wird. Er wiegt schon jetzt einen Zent-
ner und 3 Pfund, ißt dabei wie ein Drescher, trinkt jeden
Tag ein paar Maß Bier und raucht seine Cigarren. Im Ge-
sichle des Buben entwickelt sich ein starker Bart. Die geistige
Entwicklung hält zwar mit der körperlichen nicht gleichen
Schritt, aber blöde und dumm ist der Bube nicht.
Wunderbare Rettung. Vom 29. April entnimmt man
dem ^Genfer Journal" folgenden von fast wunderbaren Ver-
umständungen begleiteten Eisenbahnunsall: Auf der Linie
Paris Lyon fuhr per Schnellzug, der in Genf um 10 Uhr
50 Minuten Vormittags anlangt, eine Mutter mit ihrem drei-
jährigen Kinde. Beim Passiren des Tunnels von Credo nun
fiel daS Kind, welches , sich an die schiecht verschlossene Thüre
anlehnte, auS dem Waggon. Die verzweifelnde Mutter wollte
ungesäumt daS Haltsignal geben, der telegraphische Apparat
aber versagte, wie so oft, den Dienst. Mitreisende mußten
den ganzen Zug durcheilen, um den Zugchef zu benachrichtigen,
dem eS endlich 6 oder 7 Kilometer von der Unglücksstätte ge-
lang, Halt zu machen. Er eilte mit der Mutter und deren
Dienerin zurück, in der bestimmten Erwartung, eine Leiche zu
finden. Zwischen den Schienen und der Wand des Tunnels
ist bloS 1,35 Meter Zwischenraum, ein Mann würde unfehl-
bar erdrückt werden, brächte ihm der bloße Sturz nicht schon
den Tod. Man fand daS Kind vollkommen unversehrt im
Dunkeln auf der Schiene sitzen, neben der eS herausgefallen
war, die Ellenbogen auf's Knie gestützt. Die Dunkelheit hatte
eS offenbar verhindert, sich weiter zu bewegen und so vielleicht
unter die Räder deS ZugeS zu kommen, welcher mit dem be
sprochenen im Tunnel sich gekreuzt hatte. AlS weiterer Zufall
muß angesehen werden, daß ein Zug, der auf demselben Ge-
leise in einem Zwischenraum von einer halben Stunde nach-
folgen sollte, in Folge eines Unfalles sich um volle anderthalb
Stunden verspätete.
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Schädler.
Nichtamtliche Anzeigen.
Notiz.
Ende Mai beabsichtigt Frau Elise von Körb^er ihre
erste Reise nach Canada anzutreten, was sie hiermit zur Kennt-
niß solcher bringt, welche gesonnen sind, sich unter ihre Füh-
rung zu stellen. Nach ihrer Rückkehr (Ende Juli) wird sie
zu jeder Zeit bereit sein, weitern Anfragen entgegenzukommen,
und Anfang September unternimmt Frau von Körber ihre
zweite Ueberfahrt. H 1569
Freiburg i. B., den 10. Mai 1873.
Für Auswanderer und Reisende,
Regelmäßige, solide ««d billige Speditiv« mittelst
Post-, Dampf- und Segelschiffen
nach allen Theilen von
Nord- & Südamerika & Australien
durch die konzessionirte Generalagentur von Zwilchenbart in
Basel, Zentralbahnhofplatz Nr. 12.
Agent für Tirol und Vorarlberg I. Schauer, Inhaber
der Expreß-Compagnie in Feldkirch. m. 1 13
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 16. Mai.
| Der halbe Metzelt
beste
mittlere
geringe
fl.
kr.
fl
kr.
fl.
kr.
Korn
4
10
4
—
3
90
Roggen ....
3
—
2
90
2
80
Gerste
2
90
2
80
2
70
Türken ....
2
80
2
70
2
60
Hafer
1
60
1
50
1
40
Thermometerstand nach Reanmnr in Badnz.
Monat
Morgens
7 Uhr
Mittags
12 Uhr
AbendS
6 Uhr
Witterung.
Mai
14
+ 3^/2
+ 10V 4
+U
hell, Reif.
n
15.
+ 3y 4
+ 12%
+ 14
n n
n
16.
+ 5V2
+ 153/4
+ 15
„ NchtS.Föhnwd«.
H
17.
+12%
+19
+17
fast hell, Föhnwd.
H
18.
+ 11
+17V2
+ 14
fast bedeckt.
it
19.
+10 %
+17V 2
+12
n u
H
20.
+ 10
+ 11%
+ 8
bedeckt, Regen.
Telegrafischer Kursbericht von Wien.
21. Mai 100 fl. Silber 109.75
20-Frankenstücke 8.77
Druck von Heinrich Graff in Feldkirch.