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stes in der Wolle und auch von diesen find bei genauerer
Untersuchung viel mehr zu Grunde gerichtet, als ein nur ober-
flächlicher Blick wähnt.
Ebenso ist der angerichtete Frostschaden an den Baum-
blüthen, den jungen Früchteansätzen — und wir fürchten, auch
an den Bäumen selbst — nicht unbedeutend, und es wird da-
durch die Aussicht auf ein gesegnetes Obstjahr ziemlich stark
herabgemindert werden.
Obwohl dieser ungünstigen Verhältnisse wegen Mancher
bekümmert in die nächste Zukunft blicken mag, so muß unS
doch der Gedanke Trost gewahren, daß wir das Uns'rige ge-
than und daß der Mensch die Schläge des Schicksals nicht
von sich abzuwenden vermag; dies steht in eines Höheren
Hand. Wir müssen darüber nachdenken, wie n ir's uns für die
Hinkunft einrichten wollen und da möchte die Frage am rechten
Orte sein: Ob man nicht durch Zwischenpflanzungen in den
Reben dieses Jahr den theuern Boden zu unserm Vortheil
ausnützen könnte?
Politische Rundschau.
Oesterreich. Aus Oesterreich kommt die freudenreiche
Kunde, der Kaiser habe aus Anlaß der Hochzeitsfeierlichkeiten
seiner Tochter eine allgemeine und vollständige Amnestie für
politische und Preßvergehen, sowie die Niederschlagung aller
diesfalls hängenden Prozesse ei lassen. Dieser Gnadenakt wird
in den verschiedenen Kronländern freudig aufgenommen werden.
Bezüglich der Arlbergbahn stellte in der Sitzung des Ab
geordnetenhauses vom 23. April Abgeordneter Landeshaupt«
mann v. Froschauer folgende Interpellation: Die Dringlichkeit
der Ausführung einer Eisenbahnverbindung zwischen Innsbruck
und Bludenz zum Anschlüsse an die in Betrieb stehende Bor'
arlberger Bahn mit ihren Anschlüssen an die Schweiz und
Bayern wurde in den vorjährigen Verhandlungen deS hohen
ReichSrathes deS Oefteren anerkannt.
Nach dem Wiederzusammentritte deö Reichsrathes durste
das Land Vorarlberg hoffen, daß diese höchst wichtige An-
gelegenheit der verfassungsmäßigen Behandlung unterzogen
werde, daß dadurch auch die bestehende Vorarlberger Bahn
mehr lebenskräftig gemacht und nicht minder der im Bau
begriffenen Giselabahn eine bessere Zukunft bereitet werde. Je-
doch hat das Land Vorarlberg bis auf die jüngste Zeit der
Vertretung in diesem hoben Hause entbehrt und konnte daher
seinen Wünschen und Bestrebungen unmöglich Ausdruck geben
oder dieselben darlegen. Mit Rücksicht auf den nun auSge-
sprochenen Schluß des ReichsratbeS ist es nicht mehr möglich,
in dieser Session die Angelegenheit zum gedeihlichen Ende zu
führen. Deßhalb würde ich mir, um der Bevölkerung wenig-
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werk verzierten Tisch in die Mitte. Kaum hatten die alten Herren
indessen Platz genommen, kaum hatte Meister Martin die Gläser
vollgeschenkt, als sich ein Pferdegetrappel vor dem Hause ver-
nehmen ließ. Es war, als hielte ein Reiter an, dessen Stimme
im Flur laut wurde; Rosa eilte hinab und kam bald mit der
Nachricht zurück, der alte Junker Heinrich von Spangenberg sei
da und wünsche bei dem Meister Martin einzusprechen. „Nun,"
rief Martin, „so ist das heute ein schöner, glücklicher Abend, da
mein wackerer ältester Kundmann bei mir einkehrt. Gewiß neue
Bestellungen, gewiß soll ich neu auflagern." — Und damit eilte
er, so schnell als es gehen wollte, dem willkommnen Gast ent-
gegen.
Wie Meister Martin sein Handwerk über alle
andere erhob.
Der Hochheimer perlte in den schmucken geschliffenen Trink-
gläsern und erschloß den drei Alten Zunge und Herz. Zumal
wußte der alte Spangenberger, bei hohen Jahren noch von fri-
fchem Lebensmuth durchdrungen, manchen lustigen Schwank aus
stens einige Einblicke in den Stand der Sache zu bieten und
der hohen Regierung durch die Andeutung deS gesammelten
Materials eine neuerliche Anregung zu geben, erlauben, an den
Obmann des betreffenden Ausschusses das Ersuchen zu stellen,
über den Stand dieser Verhältnisse gefälligst Auskunft erthei-
len zu wollen
Abgeordneter Dr. Kaiser, als Obmann des Arlberg-Ans-
schusseS, erwiderte: daß die Vorarbeiten unter allen Umständen
einen Fortschritt in der Arlbergfrage begründen, denn durch
das reiche Material, welches sowohl im Schöße deS Ausschus
ses gesammelt wurde, als durch die von Seite der Regierung gepflo-
genen Erbebungen ist dieser Gegenstand zu einer Klärung ge-
langt, daß es der Zukunft anheimgestellt sein wird, über diesen
Gegenstand einen Beschluß fassen zu können. (Feldk. Ztg)
Wien er-Weltausstellung. Die Eintrittspreise für
den Weltausstellungöraum sind festgestellt worden. Eine Karte
für den Eröffnungstag kostet 25 fl. Trotz dieses enormen Prei-
fes (62 Fr. 50 Rp.) werden die Karten für diesen Tag einen
großen Absatz finden. Der gewöhnliche Eintrittspreis für die
ersten drei Monate der Ausstellung ist mit 1 fl. per Tag fest-
gesetzt, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage, an welchen
nur 30 kr erhoben werden, um auch der wenig bemittelten
Klasse den Zutritt zu ermöglichen. Nebst den Karten für den
ersten Tag und den sogenannten Tageskarte« werden auch
Saisonkarten zum Preise von 100 fl (250 Fr.) ausgegeben
werden und es haben diese (auf den Namen lautenden) Kar-
ten während der ganzen Dauer der Ausstellung, inbegriffen
deS Eröffnungstages, Gültigkeit
Deutschland München. Professor Liebig, der berühmte
Naturforscher und Chemiker, ist am 18. April in München
gestorben. Durch sein großes, epochemachendes Genie und
seine unsterblichen Leistungen im Bereiche der Agrikulturchemie
ist ihm insbesondere die Landwirthschast zu tiefem Danke ver-
pflichtet
In Frankfurt a. M. ist am 21. April ein Bierkravall
ausgebrochen, gegen welchen derjenige von Mannheim eine
Kleinigkeit ist. Bei letzterem wurden zwar drei Brauereien ver-
wüstet, aber nach Fallenlassen des Aufschlags blieb eS dabei.
In Frankfurt dagegen sind 16 Brauereien und Bierwirth-
schaften zerstört worden. In den Spitälern liegen 12 Todte
und 37 Verwundete; 120 Personen wurden verhaftet. Die
Ruhestörer sollen auch geplündert haben Vom 22. April wird
telegraphirt: Die Unordnung dauerte den ganzen Abend bis
Mitternacht fort. ES wurden wieder mehrere Wirtschaften
zerstört, das Militär mußte von den Waffen Gebrauch machen.
Es bestätigt sich, daß eS Todte und Verwundete gegeben, die
Zahl der Verhafteten soll außerordentlich groß sein. Auch sei-
tens des Militärs kamen mehrfache Verwundungen durch
sroher Jugendzeit aufzutischen, so daß Meister Martins Bauch
weidlich wackelte und er vor ausgelassenem Lachen sich einmal
über das andere die Thränen aus den Augen wischen mußte.
Auch Herr Paumgartner vergaß mehr als sonst den rathsherr-
lichen Ernst und that sich gütlich mit dem edeln Getränk und
dem lustigen Gespräch. Als nun aber Rosa wieder eintrat, den
säubern Handkorb unter dem Arm, aus dem sie Tischzeug langte,
blendend weiß, wie srischgefallener Schnee, als sie, mit häuslicher
Geschäftigkeit hin und her trippelnd, den Tisch deckte und ihn mit
allerlei würzreichen Speisen besetzte, als sie mit holdem lächeln
die Herren einlud, nun auch nicht zu verschmähe», was in der
Eil' bereitet, da schwieg Gespräch und Gelächter. Beide, Paum-
gartner und Spangenberg, wandten die leuchtenden Blicke nicht
ab von der lieblichen Jungfrau, und selbst Meister Martin schaute,
zurückgelehnt in den Sessel, die Hände zusammengefaltet, ihrem
wirtschaftlichen Treiben zu mit behaglichem Lächeln. Rosa wollte
sich entfernen, da sprang aber der alte Spangenberg rasch auf
wie ein Jüngling, faßte das Mädchen bei beiden Schultern und
rief, indem die hellen Thränen ihm aus den Augen rannen,