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Spiritusbrandunglück heimgesucht werden, für das eS keine
Assekuranzen gibt. Es ist höchst traurig, wenn man verninmt,
wie in einigen Gemeinden und besonders in Schaan, Branrt-
wein oder vielmehr zum größten Theile importier und modi-
fizirter verdünnter Spiritus verbraucht wird, und wie mancher
früher ordentliche junge Mann das Opfer einer Leidenschaft
geworden ist, die sehr schnell angewöhnt, aber äußerst schwierig
abgewöhnt werden kann. Bei den ungeheuren Arbeiten, die
diesen Winter am Rheine geleistet wurden, und bei dem Um-
stände, daß letztes Jahr sozusagen kein inländisches Getränke
in Folge völliger Mißernte produzirt wurde, war es zwar
vorauszusehen, daß auslandische Getränke nothwendig impor-
tirt werden mußten, und da für die Arbeiter der Wein für
den gewöhnlichen Gebrauch zu kostspielig kam, mußte er zum
Schnapse greifen. Durch die bedeutende Billigkeit deS einge
wanderten Schnapses jedoch wurde eben mancher versucht, über
das Maß zu trinken und das ist eben das Betrübende. Wir
wollen zwar hoffen, daß ein gutes Obst- und Weinjahr wieder
manchen Gefallenen zum edlen ächten Landqetränke bekehren
werde und dem Einreißen dieses so gefährlichen Nebels der
natürlichste Damm gesetzt werde. Könnte man aber nicht auch
vorbeugen, wenn man den ausländischen Schnapslieferanten,
die ihre Waare im Fürstenthume absetzen, eine hohe Gewerbe-
fieuer auflegen würde? Mancher, der jetzt durch die Billigkeit
verlockt über die Schnur haut, würde durch die hiedurch be-
dingte Preiserhöhung bedachtiger und vielleicht vor dem Falle
gerettet. Jetzt hat das Uebel noch keine bedeutenden Dimen
sionen angenommen, und gerade um so leichter, wenn auch
noch so schwer, könnte man dagegen Mittel treffen. Die
Kanzel und die Sonntagsschule könnten in dieser Hinsicht auch
vieles Ersprießliche wirken. Principiis obsta, sero medicina
paratur, d. h. dem Anfange widerstehe, sonst wird das Milte!
zu spät bereitet.
Vaduz, 22. April. Nach den neuesten Nachrichten sind
sämmtliche 27 Personen, welche, iwie wir schon letzthin melde-
ten, aus unserer Nachbargemeinde Sevelen nach Amerika aus-
gewandert sind, beim bekannten Schiffbruche deS Atlantic zu
Grunde gegangen.
Politische Rundschau.
Zu den in der letzten Nummer unseres BlatteS mitgetheilten
Notizen über eine allenfallsige Kriegsverwicklung Italiens mit
Frankreich wollen wir noch einige Muthmaßungen, wie solche
von angeblich wissenden Leuten in verschiedenen Zeitungen auf-
gestellt werden, nachtragen. AlS BemerkenSwerthestes lesen
wir die Angabe, der deutsche Reichskanzler erwarte mit Be-,
stimmtheit, daß der Präsident der französischen Republik einen
Meister ein klein wenig an feinen Bauch drückte, als wolle er
ihn umarmen. Man schied fröhlich und gilter Dinge.
Was sich hieraus weiter in Meister Martin's
Haus begab.
Es traf sich, daß der Nathsherr Iakobus Baumgartner, um
zu seiner Behausung zu gelangen, bei Meister Martin's Haus
vorbeigehen mußte. Als Beide, Paumgartner und Martin, nun
vor der Thür dieses Hauses standen und Paumgartner weiter
schreiten wollte, zog Meister Martin sein Mützlein vom Kopf
und sich ehrfurchtsvoll so tief neigend, als er nur vermochte,
~ sprach er zu dem Nathsherrn: „O, wenn Ihr es doch nicht
verschmähen wolltet, in mein schlechtes Hans auf ein Stündchen
einzutreten, mein lieber, würdiger Herr! — Laßt es Euch ge-
fallen, daß ich mich an Euern weisen Reden ergötze und erbaue."
„Ei, lieber Meister Martin," erwiderte Paumgartner lächelnd,
„gern mag ich bei Euch verweilen, aber warum nennt Ihr Euer
Haus ein schlechtes? Ich weiß es ja, daß an Schmuck und kost-
Itcher Gerätschaft es keiner der reichsten Bürger Euch zuvor-
Handel mit Italien suche, um durch ein „militärisches Ma-
növer" feinen erbleichenden Nimbus aufzufrischen.
DaS deutsche Reich werde dieS nicht zugeben und benutze
den Anlaß, mit Italien die intimsten Beziehungen anzuknüpfen.
Anderseits soll die Petersburgerreise Kaiser Wilhelms und Bis-
marks Deutschland sichern Rücken von Seite Rußlands schaf-
fen. Wie dieS geschehen soll, darüber sind die Ansichten ver-
schieden. Die Einen glauben, daß Rußland ein Beschwichti-
gungSrezept in Gallien oder Rumänien erhalte Andere zie
hen umgekehrt aus dem allerdings auffallenden Umstände, daß
Deutschland und Oestreich ringsum auch gegen Rußland ihre
Festungen verstärken, nur sich selbst gegeneinander nicht, den
Schluß, daß ein engeS Bündniß zwischen Deutschland und
Oesterreich bevorstehe. Zwischen England und Rußland ist
wieder Span, da die Engländer bemerken, daß Rußland sie
gefoppt hat und Khiwa nicht bloß züchtigen, sondern erobern
will, indem eS mit größern Truppenmassen gegen das Khanat
zu Felde zieht, während es vorgab, nur einige Bataillone zu
brauchen. Der Khan von Khiwa hat mittlerweile Rußland
volle Genugthuung gegeben. Es wird sich nun zeigen, ob
Rußland keine Eroberung beabsichtigt.
Die deutsche Regierung läßt in den occupierten Provinzen
Frankreichs noch vor der Räumung genaue topografische Kar-
ten aufnehmen. Die Deutschen nehmen vielleicht eine genauere
Generalstabskarte des französischen Kriegsschauplatzes mit, als
Frankreich selbst sie besitzt.
Schweiz. Die Anfangs August in Zürich stattfindende
Ausstellung schweizerischer Thiere soll nach der „N. Z Z "
einen Bärenzwinger mit einem Bären, einen Wolf, einen Luchs
und noch 17 Arten anderer Raubthiere enthalten. DaS
Hundegeschlecht wird mit 28 Arten, auch mehrere Katzenarten
vertreten sein; Nagethiere 16 Arten, Kaninchen 8 Arten;
der Park enthält Hirsche, Rehe und Gemsen. Es folgen die
Hauptrepräsentanten der schweizerischen Viehracen, inländische u.
ausländische Ziegen und Schafe, unter den Dickhäutern Wind-
und Mastschweine. Ein Terrarium beherbergt die verschiede«
nen Arten von Molchen, Kröten, Eidechsen, Nattern, Vipern
u. s. w., und das Aquarium enthält eine größere Zahl von
Glaskasten mit Wassert Hieren, Schnecken, Muscheln, mit 23
Arten inländischer Fische, im Weitern 8 Kasten Forellen in
ihren verschiedenen EntwicklungSperioden vom Ei bis zum auS-
gewachsenen Exemplar. Hieran schlösse sich die große Sipp-
schaft von Vögeln. Von Adlerarten sind 6 vorgesehen, für
welche geräumige Pavillons erbaut werden müssen. In pas--
senden Zwischenräumen und in kleinen Käfigen würde das
zahlreiche Heer der kleinen Vogel untergebracht und Sumpf- und
Schwimmvögel in die WasserbassinS verpflanzt.
thut! Habt Ihr nicht erst vor kurzer Zeit den schönen Bau
vollendet, der Euer Haus zur Zierde unserer berühmten Reichs-
stadt macht, und von der inner» Einrichtung mag ich gar nicht
reden, denn deren dürfte sich ja kein Patrizier schämen."
Der alte Paumgartner hatte Recht, denn wie man die hell
gebohnte, 'mit reichem Messingwerk verzierte Thür geöffnet hatte,
war der geräumige Fluß mit sauber ausgelegtem Fußboden, mit
schönen Bildern an den Wänden, mit kunstvoll gearbeiteten
Schränken und Stühlen, beinahe anzusehen wie ein Prunksaal.
Da folgte denn auch Jeder gern der Weisung, die, alter Sitte
gemäß, ein Täfelchen, das gleich neben der Thüre hing, in den
Bersen gab:
Wer treten will die Stiegen hinein,
Dem sollen die Schuhe fein sauber sein
Oder vorhero streifen ab,
Daß man nit d'rüber zu klagen Hab'.
Ein Verständiger weiß das vorhin,
Wie er sich halten soll darin.
Der Tag war heiß, die Luft in den Stuben jetzt, da die