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Fabelhafte, waren aber nichtsdestoweniger wahr und blieben
unwiderlegt. Miether aber ist mit Ausnahme der Hausherren
oder der Inhaber einer Amtswohnung Jedermann, und somit
fühlte, einer verschwindend kleinen Mehrheit entgegen, die über
und über vorwiegende Mehrheit der Bevölkerung sich gedrückt
und unbehaglich dabei. Nun verfielen jene, die irgend ein Ver
kaufs» oder Absatzgeschajt betreiben, auf das ihnen als gerecht-
fertigt erscheinende AuokunftSmittel, den Preis ihrer Waare
gleichfalls entsprechend zu erhöhen und auf diese Art sich ihres
Schavens wieder an vem Publikum zu erholen. Allein, da das
Publikum aus allen zusammen besteht, und da der Verkäufer
einerseits auf der andern Seite auch wieder ein Käufer und
der Produzent anderen Produzenten gegenüber hinwiederum ein
Konsument ist, so war damit eigentlich ein Krieg aller gegen
alle heraufbeschworen, und als ein solcher dauert er noch un-
ausgesetzt fort. Findet in Folge dessen der Hausherr, daß er
für sich zunehmend theurer einzukaufen hat, so schlägt er eS
von neuem auf die Mietpreise, die von neuem gesteigerten
Miether verlheuern abermals ihre Waaren, und so geht es in
unerquicklichem Kreisläufe weiter wie in einem Tretrade —
wie eine Schraube ohne Ende — wie eine Schlange, die sich
in den Schwanz beißt. Es ist fast unglaublich, wie vielerlei
Dinge mit in diesen Schwindel hineingezogen werben. Da sieht
man denn recht anschaulich, was eine Weltstadt ist und was
nicht. Wahrend der großen Ausstellung in London blieb dort
alles in seinem Geleise; die Londoner waren großstädtisch ge-
nug, um wegen einer Ansammlung von täglich 50- oder 60,000
Fremden weiter noch keineswegs aus Rand und Band zu ge-
rathen; sie machten keine Lustsprünge darüber, sondern „hielten
sich geseyt, sowie sie pflegen", und sowohl Einheimische als
Fremde befanden sich besser dabei. Dies war englische Gediegen-
heit und Solidität; sowie man es dermalen in Wien treibt,
nähert sich die Sache mehr einem Schwindel im Geschmacke
der A'Nikees. Da jedoch im Ganzen je einer den andern be-
schwindelt und auf diese Art alle zusammen einander gegen-
seitig bineinsteigern und übervortheilen, so gewinnt am Ende
niemand bei dem Durcheinander als die Reichen und bei denen
thäle es nicht noth.
Deutschland. Heber den Anlaß der Stuttgarter Straßen-
kravalle, die gegenwärtig so viel Redens machen, meldet der
„Württemberqische Staatsanzeiger": Ein Soldat ging mit
Verwandten in den Laden des Kleiderhändlers Baruch in der
Hirschstraße, um Kleider für einen Knaben einzukaufen. Da
die Käufer, nachdem sie verschiedene Kleider anprobirt, schließlich
nichts kauften, so entstand ein Wortwechsel, in Folge dessen
Baruch um polizeiliche Hilfe zur Entfernung deS Soldaten
aus seinem Laden nachsuchte. Der Solvat leistete der an ihn
gerichteten Aufforderung des Poll^isoloalen, sich zu entfernen,
geschafft, war immer geladen. Unterhalb dieser Klippe war der
Platz für die neue „Stadt", die erbaut werden sollte. Das Ufer,
wie eine Landzunge gegen die schmale Einfahrt in den Krater
ausgestreckt, war ziemlich breit und eben, dort schlug man die
Zelte auf, für die Seesoldaten und Matrosen besondere, für die
Diener und für den Koch, bald hatte jedes einen Ort, wo es
sein Haupt hinlegen tonnte. Besonders schön war des Kapitäns
Behausung, der Gouvernenrs-Palast, wie man sie im Scherze
nannte; auf der Insel standen einige elende Baracken, in denen
die Wallfischfahrer ihren Thran auösvtten, schmutzige, finstere
Köcher mit unerträglichem Geruch; ein solches wurde für den Ka-
pitän hergerichtet. Zuerst riß man eine von den Seitenwänden
ganz nieder, dann legte man einen neuen Fußboden, reinigte das
ganze Haus mit Karbolsäure, baute dann die Wand wieder auf,
aber setzte zwei Fenster ein, die man aus der Kajüte nahm.
Heber die Wände wurde Leinwand gezogen als Tapeten, der Bo-
den mit guten Brettern belegt, Tische, Stühle hineingeschasft, die
Hängematte aufgemacht, mit Spiegel- und Toilettetisch und Vor
hängen sah der Raum recht behaglich aus, und von außen weiß
keine Folge. Es kamen zwei weitere Polizeisoldaten, welchen
der Soldat ebenfalls Widerstand entgegensetzte. Dabei zog er
sich^ Verletzungen zu, von denen man übrigens keine Gefahr
befürchtet. In Folge des Lärms und auf daS Gerücht, das
(ich sofort verbreitete, daß der Soldat gestorben sei, fanden
nun starke Zusammenrottungen statt, gegen welche neben der
Polizei und der GenSdarmerie wiederholt auch Militär requirirt
werden mußte. Der Gouverneur Graf v. Scheler. der Stadt-
direkter v. Wolff, Oberbürgermeister Hack, der Polizeiamtmann
waren zur Stelle. Mit Einbruch der Nacht äußerten sich die
Störungen der Ruhe auch dadurch, daß an Häusern ganz un-
beteiligter Einwohner Fenster eingeworfen wurden. Verletz-
ungen kamen übrigens keine vor. Die Ruhe war erst gegen
Mitternacht wiederhergestellt. Verhaftungen wurden etwa 40
vorgenommen. Ein in den Straßen angeschlagenes Plakat
vertraut zu dem Ordnungssinn der Einwohner, daß solche be-
dauerliche Scenen sich nicht wiederholen, fordert aber die Ein-
wohner auf, im Fall eine abermalige Störung beabsichtigt sein
sollte, den zur Aufrechterhaltung der Ordnung berufenen Or-
ganen dabei thatkräftig beizustehen.
Italien. Den tiefsten Eindruck hat der Räumungsvertrag
zwischen Frankreich und Deutschland in Italien gemacht. Frank-
reich frei am 5. September, feien wir auf der Hut! Diese
Losung war hinreichend, sofort den halbleeren Parlamentssaal
in Rom zu füllen. Seltsames Verhältniß der angeblichen la-
teinijchen Schwestern, welche übrigens nur die Aehnlichkeit ihrer
romanischen Sprachen gemein haben. Und weite Wege biS
zur Allianz der romanischen Völker!
Spanien. Die Nachrichten aus Spanien lassen ein be-
denkliches Wachsthum des Earlistenaufstandes durchblicken. An
mehreren Orten sind die wüsten Bursche Sieger. Indessen ist
das „Elend der Wirklichkeit" auch jemand Anderm zu Kopfe
gestiegen, als dem wackern Eastelar. Es wird gemeldet, der
„König" Don Carlos habe abgedankt zu Gunsten seines Sohnes.
Bruder Alfons soll die Regentschaft führen.
Die Earlisten drangen bewaffnet auf französisches Territo-
rium ein und umzingelten das Haus eines Maire, in welchem
sich zwei flüchtige Earlisten befanden, die sie mit sich wegführ-
ten. DaS dürfte ihnen nun übel bekommen.
Der alte Earlistengeneral Ea^brera soll wieder auf dem
Schauplatze erscheinen und die militärische Leitung der Carli-
sten übernehmen.
Rußland. In Rußland ist stark die Rede von einer Ei-
senbahn von Moskau nach Peking. So abenteuerlich der Plan
erscheint, ;so wird er doch bereits eifrig studirt. Diese 1540
Meilen lange Niesenbahn soll in acht Jahren vollendet sein.
Die Erbauungskosten sind auf 960,000 Fr. per Meile ge-
schätzt, so daß die 1430 Mellen, welche Nischnei-Nowgorod
angestrichen, glänzt der „Palast" weithin. In den Seehandbüchern
findet sich, daß St. Paul wasserlos ist; die Waffervorräthe zu
retten und sür frisches Wasser zu sorgen, war die Hauptsorge.
Eine Entdeckungsreise auf der Insel führte nur zu einer heißen
Schwefelquelle, aber in der Höhe von 400', in ziemlicher Ent
fernung von der „Stadt", fanden sich einige Lachen, in denen
sich das Negenwasser sammelte; sie mochten zusammen drei Ton-
nen halten, aber der Regen einer Nacht genügte, sie wieder zu
füllen; nun wurde eine Wasserleitung hergestellt, bis zum Signal-
Posten wurde das Wasser in Fäßchen getragen und von dort in
Schläuchen in die „Stadt" hinabgelassen. Für die trockene Iah-
reszeit, wenn die Regengüsse aufhören sollten, nahm man die
Hilfe eines Kondensators in Aussicht, den die Techniker des
Schiffes schnell konstrnirt hatten, und der täglich 360 Gallonen
(Maß) Wasser destilliren konnte; darum wurden die Kohlen auch
sehr gespart. Bäume gab es keine auf der Insel, und der Koch
mußte dürres Gras und Torf und die Trümmer des Schiffes
brennen.
(Schluß folgt.)