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wenden gewußt, im Falle uns auch so große Summen zur
Verfügung gestanden waren, welche uns erlaubt hatten, gleiche
Hochbauten auf unserer Korrektionslinie zu errichten. Nachdem
wir aber nicht einmal die einfachen Mittel besaßen, die noch
- WMgelndKn Korrektionsvorbauten ans der ganzes Lil^^.voA- -
enden, so konnten wir auch nicht entfernt daran denken, das
Doppelflußprosil zu verlassen und selbst zum Hochbausystem zu
greifen.
(Fortsetzung folgt.)
Badu;, den 27. Februar. Unter Böllerschüssen und Fest"
.Mute sind heute die Glocken für unsere WMM.MMt
von den Tönen der Vaduzer Blechmusik fejMch elWezyMt.
'Sie kommen aus der bekannten Glockengießerei SoyüMbrü-der
Graßmair in Feldkirch unv zeigen eine prächtkg^ ÄüWMung.
Ihr Gewicht beträgt 85 Zentner; davon kommen..W.Lentner
auf die größte, 25 auf die zweite, 13 auf die dritte und 5
Zentner auf die kleinste Glocke. Die Stimmung ist auS Ls-6ur.
Am untern Umfangsrande einer jeden Glocke stehen in ehernen
Buchstaben folgende Worte: „Johannes II., Fürst von und zu
Liechtenstein schenkt dieses Geläute der Gemeinde Vaduz im
Jahre 1872." Anläßlich der Uebergube dieses wahrhaft fürst-
lichen Geschenkes hat der Gemeindevorsteher von Vaduz dem
zur Zeit in London weilenden Fürsten die Freude und den
Dank der Gemeinde Vaduz telegraphisch hinterbracht und von
Sr. Durchlaucht auf dem gleichen Wege eine freundliche Er-
widerung erhallen.
Vaduz, den 3. März. Die Gemeindewahlen für die
nächste Dienstperiode sind in vielen Gemeinden bereits vor sich
gegangen und sollen in den nächster: Tagen zu Ende geführt
werden. Das Ergebniß derselben hoffen wir in der nächsten
Nummer mittheilen zu können.
Ruggel, den 2. März. (Eingesandt.) Letzten Freitag,
AbendS zirka 10 Ubr, sind wir durch plötzlichen Feuerlärm
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i/ 2 Stunde von unö entfernten österreichischen Ortschaft Bange.
Unsere Löschmannschaft eilte rasch mit der Spritze auf die Brand-
stätte, so daß wir daö erste Wasser in die Flammen gießen
konnten; doch kamen bald die Feuerwehrkorps von Feldkirch,
Altenstadt und Meiningen herbei, selbst die Löschmannschaften
von Rüthi und Oberriel haben tüchtig mitgeholfen und ver-
dienen, wie alle anderen benachbarten Schweizer vollen Dank
und Anerkennung für ihre zuversichtliche Hilfeleistung nicht nur
in diesem Falle, sondern auch bei gleichen vorausgegangenen
Unalücksereignissen. Der Brand selbst betraf 2 Häuser, welche
beide ganz von Holz gebaut waren, uns soll durch eine irr-
sinnige Weibsperson entstanden sein.
zu können, als mit Abscheu und Verachtung, fühlte sich auf selt
same Weise bewegt, als sie den Chevalier vor sich sah, tobten-
bleich, ganz verstört, in scheuer Ehrfurcht kaum sich ermuthigend,
die Augen aufzuschlagen. Sie wußte recht gut, daß der Che-
valier seit jener verhängnißvollen Nacht daö Spiel ganz anfge-
geben, daß er seine ganze Lebensweise geändert. Sie, sie allein
hatte dm Chevalier gerettet aus dem Vererben; konnte etwas
wohl mehr der Eitelkeit des Weibes schmeicheln?
So geschah es, daß, als Vertua mit dem Chevalier die ge-
wöhnlichen Höflich keitsbezeuguugeu gewechselt, Angela mit dem
Ton des sanften, wohlthueuden Mitleids fragte: „Was ist Euch,
Chevalier Menars, Ihr seht krank, verstört aus? In Wahrheit,
Ihr solltet Euch dem Arzte vertrauen."
Man kann denken, daß Angelas Worte den Chevalier mit
tröstender Hoffnung durchstrahlten. In dem Moment war er
nicht mehr derselbe. Er erhob sein Haupt, er vermochte jene
aus dem tiefsten Gemüth hervorquellende Sprache zu sprechen,
die ihm sonst alle Herzen erschloß. Vertua erinnerte ihn daran,
das Hcnts, das er gewonnen, in Besitz zu nehmen.
„Ja," rief der Chevalier begeistert, „ja, Signor Vertua, das
will ich! — Morgen komme ich zu Euch; aber erlaubt, daß wir
Politische Rundschau.
Deutschland. DaS deutsche Heer hatte nach der amtli-
chen Statistik Dr. Engels im Kriege von 1870/71 40,831
Todte und zwar aus dem Schlachjfelhe 11,572, an Wunden
Gestorbene 10,710, Verunglückte 310, ferner durch Selbstmord
Verstorbene 30, durch Krankheit 12,253. Vermißt geblieben
sind 4009, Gesammtverlust 44,890. Verwundet worden wa
ren 83,007. Die Todten, Vermißten, Verwundeten zufam'
men zählen 127,897 Mann, worunter 5254 Offiziere. Todte
Offiziere 1534, (l7 Generale, 117 Stabsoffiziere, 2 Aerzte),
verwundet 3614 Offiziere, (17 Generale, 277 Stabsoffiziere,
53 Aerzte). Es haben stattgefunden 78 Schlachten und Tref-
fen, 870 kleinere Affairen im Festungskriege, 33 Ausfälle,
486 feindliche Aktionen, 121 Etappen-Begegnungen, 11 Ei-
senbahnunfälle.
Dem deutschen Bundesrathe wurde am 21. d. der Ent-
Wurf des MünGesetzes unterbreitet. Derselbe führt die Reichs-
goldwährung ein und die Rechnungseinheit bildet die Mark.
Das Gesetz tritt durch die kaiserliche Verordnung, unter Zu-
stimmung des Bundesrates, welche mindestens sechs Monate
vor dem Zeitpunkte seiner Geltung erlassen wird, in Kraft.
Die Landesregierungen können vorher die NeichSmarkrech-
nung einführen. Es werden ausgeprägt: 1) Silber münzen :
Fünfmarkstücke, Einmarkstücke und Einhalbmarkstückc-. 2) Nik-
kelmünzen: Zehnpfennigslücke und Fünfpfennigstücke und, 3)
Kupfermünzen: Zweipfennigstücke und Einpfennigstücke.
Nach hiesiger Silber-Wahrung ist Einhalbmarkstück—25 Kreu-
zer, Ein Markstück—50 Kreuzer, Fünfmarkstück—2 fl. 50Kreuzer,
Em Mark hat 100 Pfennige. Ein Pfennig somit — % kr.
Was die Affaire. Wagener anbelangt, so hat das Mini-
sterium von dessen sehr umfassender Rechtsertigungsschrist Kennt-
niß genommen. Die Arbeiten der Special-Untersuchungokom-
für lSis^nK.ikn-ConcessionSwesen sind im Gange. Herr
Lasker, der Ankläger WagenerS, hat mittlerweile wieder den
höchsten Gipfel der Volksgunst erreicht. Es werden ihm groß-
artige Ovationen gebracht und er erhält täglich zahlreiche An-
erkenn un gSadressen.
Oesterreich Die Wahlen für die Delegation sind am
28. Febr. un Abgevrdnelenhause vollzogen worden. Die sehr
sonderbare Erscheinung, welche die staatsrechtlichen Wirren im
Gefotge haben, hat sich auch dießmal wiederholt: der einzige
im ReichSrath anwesende Abgeordnete für Krain wählte sich
selbst und als Ersatzmann den Abgeordneten eines andern
KronlandeS; ver einzige Tiroler ebenfalls sich selbst und zwei
andere „entschuldigte" Tiroler Abgeordneten, resp. zum Er-
über die Bedingungen uns recht svrglich berathen, und sollte das
auch Monate laug dauern."
„Mag das geschehen, Chevalier," erwiderte Vertua lächelnd,
„mich dünkt, es könnte mit der Zeit dabei allerlei zur Sprache
kommen, woran wir zur Zeit noch nicht denken mögen." — Es
konnte nicht fehlen, daß der Chevalier, im Innern getröstet, von
Neuem auflebte in aller Liebenswürdigkeit, wie sie ihm sonst ei-
gen, ehe ihn die wirre, verderbliche Leidenschaft fortriß Immer
häufiger wurden seine Besuche bei dem alten Signor Vertua,
immer geneigter wurde Angela dem, dessen rettender Schutzgeist
sie gewesen, bis sie endlich glaubte, ihn recht mit ganzem Herzen
-zu lieben, und ihm ihre Hand zu geben versprach, zur großen
Frende des alteu Vertua, der nun erst die Sache wegen seiner
Habe, die er an den Chevalier verloren, als völlig ausgeglichen
ansah.
Augela, des Chevalier Menars glückliche Braut, saß eines
Tages in allerlei Gedanken von Liebeswonne und Seligkeit, wie
sie wohl Bräute zu haben Pflegen, vertieft am Fenster. Da zog
unter lustigem Trompetenschall ein Jägerregiment vorüber, be-
stimmt zum Felvzug nach Spanien. Angela betrachtete mit Theil-
nähme die Leute, die dem Tode geweiht waren in dem bösen