Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1873)

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Die Marschallin Bazaine zog sich nach dem Urteilsspruch 
sofort in ein Versailler Kloster zurück. 
DaS Begnadigungsgesuch deS Kriegsgerichtes ist ein selt- 
sameö Aktenstück. Die Richter lagen darin, sie hatten unbeug- 
sam daS Gesetz vollstrecken müssen, aber man dürfe Bazaine'S 
glorreiche Dienstjahre nicht vergessen und daß er, unter de i 
schlimmsten Verhältnissen kommandirend, auf dem Schlachtfelde 
ftetS der Gleiche geblieben. Das hätten die Herren Richter 
vor dem Urtheil und für dasselbe bedenken sollen. Sie haben 
sich durch dieses Zeugniß selbst gerichtet. 
Der Präsident der Republik, Marschall Mac Mahon, hat 
daS Gnadengesuch deS Kriegsgerichts angenommen und die 
Todesstrafe Bazaine's in 20jährige Haft verwandelt. 
Spanien. Ueber das Bombardement von Cartagena 
bringt die „TimeS" vom 27. ausführliche telegraphische Mit- 
theilungen. Der Berichterstatter meldet, daß an dem genannten 
Tage der englische Admiral dem Konsul bedeuten ließ, er möge 
stch auf die Flotte begeben, weil eS nicht mehr mit der qe- 
hörigen Rücksicht für die Sicherheit der Mannschaften verträglich 
sei, die Verbindung mit der Stadt aufrecht zu erhalten. Bei 
dieser Gelegenheit gab der Befehlshaber ebenfalls zu verstehen, 
daß er keine Bvote aussenden könne, um die Frauen und 
Kinder aufzunehmen, weil dies gleichbedeutend mit einem Bruch 
der Neutralität wäre. Daraufhin stellte die Junta einen Dam< 
pfer, der nach einigen Umständen mit 150 Nichtcombattanten 
«Nd 90 Ausländern zu der Flotte stieß Dort wurden atte 
mit Erfrischungen gelabt und darauf die Ausländer auf die 
Schiffe ihrer Nationalität vertheilt und die Spanier durch das 
Kanonenboot „Hart" nach Porman geschafft. Das Bombarde- 
ment war am 27. sedr heftig, und die Stadt hatte beim Abzug 
dtS Konsuls und der englischen Korrespondenten schon schwer 
gelitten; doch fielen nur wenige Geschosse in der Nähe der 
FortS ein. Die Belagerten antworteten kräftig, besonders von 
den Schiffen aus, doch wurde äußerst schlecht geschossen. Am 
28* erlangte dann der italienische Admiral von General Ce- 
balloö einen vierstündigen Waffenstillstand, und einer von den 
italienischen Offizieren, Lieutenant de Amezaga, erbot sich, einen 
weiteren Transport von Weibern und Kindern einzubringen. 
GS gelang ihm auch, mit 500 Personen auö dem Hafen zu 
gelangen, die ebenfalls nach Porman tranSportirt und dort von 
den OrtSbehörden in Pflege genommen wurden, aber doch an 
vielen Dingen bittern Mangel leiden mußten, da sie ja von 
ihren Angehörigen abgeschnitten und ganz hilflos waren. Am 
29. sandte Kapitän Konrav von der ^ThetiS" ein Boot mit 
Arznei und sonstigen Gegenständen in die Stadt. Bei ihrer 
Rückkehr tbeilten die Offnere an Bord desselben mit, daß 15 
Häuser in Cartagena und 2 in Santa Lucia niedergebrannt 
seien. Unter denselben befand sich auch das Hauptkrankenhaus. 
Die Zahl der Verwundeten ist sehr groß. DaS Militärhospital 
ist überfüllt, und eS fehlt an Aerzten, wie an Arzneien. Die 
Befehlshaber der fremden Kriegsschiffe sind bereit, ärztliche Hilfe 
zu senden, wenn General CebaUoS einen Waffenstillstand be- 
willigen wollte, allein amtlich denselben nachzusuchen sind sie 
nicht geneigt. Die Sendung eines italienischen Offiziers zu 
diesem Zwecke war auch durchaus unamtlich Dem englischen 
Admiral kam eS am 28. zu Ohren, daß ein spanischer Offizier 
den englischen. Offizieret» gesagt habe, die spanische Flotte könne 
Cartagena nicht angreifen, weil die fremden Geschwader bei 
EScombrera lägen - Daraufhin wurde sofort Kapitän Brand, 
roth mit dem „Helikon" an den spanischen Befehlshaber ab- 
gesandt, um ihn zu benachrichtigen, daß die fremden Kriegs* 
schiffe bereit seien, sofort auszulaufen, falls Admiral Chicarra 
anzugreifen wünsche. Admiral Chicarra erwiderte, er habe 
keine Befehle, anzugreifen, an der Küste indessen verlautete aus 
guter Quelle, daß Admiral CeballoS stündlich einem Angriff 
von der Seeseite auS entgegensehe, und sehr enttäuscht sei, 
weil derselbe so sehr verzögert werde. 
Die VirginiuSangelegenheit kann als beseitigt angesehen 
werden, indem die spanische Regierung in die Auslieferung deS 
VirginiuS und Schadenersatz an die bei der Affaire betheiligten 
Amerikaner eingewilligt hat. 
Verschiedenes. 
* Bis zum 15. November waren im deutschen Reiche auS^ 
geprägt: An Goldmünzen 989.222,920 Mark, wovon 
811,471,340 Mark in Zwanzigmarkstücken und 177,751,580 
Mark in Zehnmarkstücken bestehen; an ReichSsilbermünzen 
sind geprägt in Zwanziqpfennigstücken 226,092 Mark 80 Pfen-- 
nig, in Zehnpfennigstücken 12.500 Mark. (ReichSanzeiger.) 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: Dr. Rudolf Gchädler. 
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Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 12. Dez. 
Der halbe Metzen 
beste 
mittlere 
geringe 
fl 
kr. 1 
fl 
kr.Z 
fl. 
kr 
Korn ..... 
4 
50 I 
4 
40 

30 
Roggen .... 
3 
50 
3 
40 
3 
30 
Gerste 
2 
90 
2 
80 
2 
70 
Türken .... 
3 
— 
2 
90 
2 
80 
Hafer . . . . 
1 
80 1 
1 
70 
1 
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Thermometerstand nach Reanmnr in vadnz. 
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Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
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Telegrafischer Kursbericht von Wien. 
17. Dezember 100 fl. Silber 
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