Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1873)

Hilfe parallel geht mit der StaatSstrafe, kann diese wirthschaft- 
Gliche Episode von moralischem Nutzen sein. 
Kein Zweifel ist mehr zulässig, daß der bedrängten Volks- 
wirthscbaft Hilfe vom Staate werden wird; mit dem Gegen- 
siück scheint eS unS aber nicht vorwärts gehen zu wollen. UnS 
dünkt, es fehle dazu der gute Wille und der sittliche Ernst. 
Nicht wenig enttäuscht waren wir, als wir sahen, die Thron- 
rede enthalte auch nicht ein strenges Wort zur Brandmarkung 
deS Schwindels, der, künstlich großgezogen und reich genährt, 
die Hauptursache der ausgebrochenen KrisiS war, sondern be 
gnüge sich, doktrinär und trocken von der „ Ueberspannung des 
-AreditS und Überschätzung des Kapitals" zu sprechen. Die 
Folge der einen solchen Standpunkt einnehmenden Thronrede 
war, daß die Adresse deS Herrenhauses in derselben Sache 
-einen noch weicheren Ton anschlug — viel Jammer über die 
Katastrophe und deren unschuldige Opfer, aber kein Wort der > 
Entrüstung über das schamlose Treiben und die Korruption, 
die den ökonomischen Ausschwung des Landes in sein Gegen- 
theil verkehrt, kein Gort der Entrüstung über daS unpatriotische 
Beginnen — und der so pathetisch gehaltenen Adresse wäre 
gerade ein solches Wort gut gestanden — kein Wort deS Be- 
dauernS. daß die FriedenSjahre, die Oesterreich gegönnt waren, 
statt zur Kräftigung dtS ÖrgäniSmuS, benützt wurden zu Orgien 
und Ausschweifungen aller Art, um ia den Körper mit aller-. 
Hand Siechthum zü beladen und derart geschwächt für jede 
außergewöhnliche Anstrengung unfähig zu machen. Diese Thron- 
rede und diese Adresse kamen gewissen Leuten sehr gelegen, aber 
Worte, wie sie Dumba gesprochen, und gar der Antrag der 
Rechtspartei, scheuchen sie auf Dank einer mit Blindheit ge- 
schlagenen Regierung hatten sie, so lange eS nur etwas zum 
Fischen gab, stets noch im Trüben gefischt: sie hatten einen 
doppelten Nutzen: einmal direkt für sich und ihren Beutel, dann, 
indem sie die KrisiS verschärften; je schärfer diese aber wurde 
— und waS nicht ist, wird durch dienstwilliger Pinsel Hilfe 
noch dazu gemalt — desto mehr Aussicht, daß über dem Jam- 
mer der Gegenwart daS Vergehen der Vergangenheit vergessen 
werde. 
In Frankreich sind die Würfel gefallen. Die Männer ' 
der monarchistischen Parteien haben gesiegt Wae Mahon ist 
Diktator von Frankreich geworden. Die Bonapartisten, von 
denen die Entscheidung abhing, haben sich auf Seite der Rechten 
geworfen und so hat diese eine Mehrheit von 66 Stimmen 
für die Gewaltenverlängerung auf 7 Jahre gewonnen. Die 
Entscheidung wurde in dex Nachtsitzung vom Mittwoch auf 
Donnerstag, welche bis Morgens 2 Uhr dauerte, getroffen. Am 
Abend um 7 Uhr wurde in Abwesenheit vieler Mitglieder die 
Frage der Berufung an das Volk diskutirt, wofür auch der 
. " i ■: 1 , > , 
3 — 4 Stück, die als solche in den Pflanzschulen erzogen werden 
müssen. In der Regel sind zwei oder mehrere Holzarten mit 
einander zu mischen. 
Die 'Pflanzenentfemung 'Vavs nicht zu groß gewählt werden, 
weil sonst der Hauptzweck: baldige Bedeckung des Bodens nicht 
erreicht wird. Pflanzenabstände von 3 — 4 Fuß oder Wachs- 
räume von 12 —16 Fuß für jede einzelne Pflanze dürften in den 
meisten Fallen dem Zwecke entsprechen. Wo die Beschaffenheit 
der Bodenoberfläche der regelmäßigen Anordnung der Pflanzen 
keine Hindernisse entgegenstellt, verdient die Reihenpflanzung 
Mit 4 Fuß breiten Reihen "und 3 —4 Fuß Pflanzenabstand vor 
der regellosen den Vorzug, wo dagegen der Boden mit Steinen be- 
deckt ist, viele alte Stöcke oder unfruchtbare Grellen vorhanden oder 
die klimatischen Verhältnisse sehr ungünstig sind, setzt man die Pflan- 
zen ohne Rücksicht aus Regelmäßigkeit und gleichmäßige Entfer- 
nnng dahin/ Ivo die'Bedingungen -zu ihrem An- und'Fortwachsen 
am vollständigsten gegeben sind. Der in Folge dessen entsteh- 
ende horstweise Stand der Pflanzen schadet gar nichts. 
An Schutthalden und Rutschflächen, die zur Zeit'der Be- 
Führer der Bonapartisten, Rouher, einstand. Der bezügliche 
Antrag wurde aber mit großer Mehrheit verworfen. 
WaS aus Frankreich wird, ist einstweilen noch nicht ab- 
zusehen, daß eS ernsten Kämpfen und schweren Stürmen ent- 
gegen geht, daS ist sicher * 
In Spanien ist neben dem traurigen Bürgerkriege ein? 
andere Angelegenheit zur ernsten Tagesfrage der öffentlichen 
Politik geworden. Wir meinen die VirginiuSfrage. Bekanntlich 
' herrscht auf der Insel Euba, einer spanischen Besitzung, seit 
langer Zeit ein heftiger Krieg zwischen zwei Parteien. Die 
eine, chelche die Macht in Händen hatte, erkannte die spanische 
Herrschaft und ihre Vertreter zwar dem Namen nach an, ge* 
stattete in der That aber weder den Spaniern noch ihren Be- 
Hörden irgendwelche Theilnahme an der Verwaltung der Insel 
oder irgendwelche Einmischung in ihre Angelegenheiten. Diese 
Kolonialpartei, welche hohe Politik treibt untz den Gouverneur 
gewissermaßen in seinem eigenen Palaste gefangen hält, ist auf 
der jnfel als die „spanische" oder „Halbinselpartei" bekannt, 
mehr noch unter dem Namen der NegreroS. Die Partei he? 
steht aus Leuten weißen Blutes, und ergänzt sich immerfort 
durch spanische Emigranten. In ihren Händen liegt in der 
That die Leitung der Insel AuS ihren Reihen rekrutirt sich 
eine Streitmacht von etwa 60,000 Freiwilligen, die als Garni- 
sonStruppen die Städte im Zaume halten, als Schildwachen 
an den öffentlichen Gebäuden stehen und Gefangene nieder- 
schießen, nicht zuweilen, sondern sehr oft. --- Die andere be? 
steht größtentheilS aus Mulatten und Negern und bildete die 
unterdrückte und ärmere Klasse der Insel: sie will Euba der 
spanischen Herrschaft entreißen und einen Freistaat bilden; sie 
hat die Sympathien der Nordamerikaner entschieden für sich. 
Ein Schiff, Namenö „VirginiuS", der letzteren oder Rebelley- 
Partei hat nun seit längerer Zeit versucht, die Wachsamkeit der 
spanischen Kriegsschiffe zu täuschen, um mit den Rebellen vor- 
theilhafte Geschäfte abzuschließen, ohne jedoch an den Feinh» 
seligkeilen Theil zu nehmen. Dieses Schiff, das feine Unschuld 
lange ungehindert zu genießen vermochte, wurde endlich von 
einem spanischen Kanonenboote weggenommen und die Mann- 
schaft vor ein Kriegsgericht gestellt. Die Folge davon war, 
daß am Freitag der vorletzten Woche der Kapitän mit $6 seiner 
Mannschaft verurtheilt und erschossen wurde; am Samstag wur- 
den 12 „Passagiere" hingerichtet; zu Anfang der letzten Woche 
mußten 49 mehr ihre Begeisterung für Euba mit dem Lebtzn 
büßen. Unter der Hingerichteten Mannschaft befanden sich vjele 
Amerikaner und Engländer. Deßhalb haben England und 
Amerika, welche ihre LandSleUte ohne vorhergegangenen Prozeß 
nicht wollen zusammenschießen lassen, von Spanien sofortige 
Genugthuung verlangt. DaS Resultat der eingeleiteten Ver- 
Handlungen steht noch zu erwarten. __ 
Pflanzung noch nicht begrünt sind, ntüß zwischen den Holzpflanzen 
eine Bodendecke von Gras, Kräutern oder holzigen Sträuchern 
erzogen werden. 
So lange Mangel an Pflanzen besteht, können and müssen 
Saaten gemacht werden. Auf berastem Boden sind die Platze- 
saaten, auf unberästem die ^Vollsaaten unmittelbar nach dem 
Schneeabgang zu empfehlen; bei letzterem datf der Samen nichi 
. gespart werden, weil die Verhältnisse der Keimung in der Regel 
nicht günstig sind. 
Rechtzeitige und sorgfältige Ergänzung der Kulturen, Schütz 
derselben gegen Gefahren von Außen, namentlich das Weidevieh 
und umsichtige Pflege der Iungwüchse sind Haupterfordermsfe 
eines guten Erfolgs. 
(Schluß folgt.)
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.