Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1873)

v. M früh sanft und ruhig gestorben. Er wurde geboren den 
12. Dezember 1801 und folgte seinem verstorbenen Bruder 
Friedrich August am 9. August 185^ auf den Thron. Sein 
ältester Sohn. Kronprinz Albert, jetzt König von Sachsen, ist 
geboren den 23 April 1828. seit 1853 vermählt mit Karoline, 
einer geb, Prinzessin von Wasa. Der verstorbene König hat 
mehx durch seine literarischen als seine Regenten-Verdienste Am 
erkennung erworben. Bekannt ist, daß er einer der besten 
Dante-Kenner war und unter dem Namen „PhilaletheS." eine 
der besten Dante -Uebersetzungen mit geistvollen und gelehrten 
Anmerkungen herausgegeben bat. Der katholischen Konfession, 
5er er angehörte, war er mit großem Eifer zuqethan. Seine 
pMifchen Neigungen ginge« nicht in derjenigen Richtung, welche 
durch Herstellung des Nordbundes und dann des deutschen 
Reiches auch ihm und seinem Lande vorgezeichnet wurde. 
Der Wiener-Korrespondent der „Kölner Zeitung" schreibt 
unterm 27. Oktober: 
Fürst Bismark hat während der Dauer seines Wiener Auf- 
entHaltes bei verschiedensten Anlässen einen besondern Nachdruck 
darauf gelegt, daß er mehr zur „Arbeit" als zum Vergnügen 
hieher gekommen. . Seine Aeußerungen gegenüber der Aus- 
stellungs-Kommission des Deutschen Reiches lassen in dieser 
Beziehung an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Und in 
der That, es ist viel und nachhaltig „gearbeitet" worden. Matt 
wird kaum fehlgehen, wenn man annimmt, daß die Verstän 
digung, welche im vorigen Jahre in Berlin während der Drei- 
Kaiser-Begegnung angebahnt wurde und die sich kurz als eine 
monarchische Friedensliga auf Grundlagen bezeichnen läßt, die 
man im besten Sinne als staatenerhaltende charakterisiren kann, 
inj Verlaufe des diesjährigen Gegenbesuches in intimster Weise 
ihre Vervollständigung erfahren hat. 
I Ein englischer Staatsmann war eS, der zuerst die Annahme 
deS politischen Grundsatzes empfahl, „den Ersten mit vereinten 
Kräften niederzuschlagen, der den Frieden Europas zu stören v 
wögen sollte." WaS in den Tagen Lord Palmerston's ein 
frömmer Wunsch blieb, das scheint der durch Bismark in'S Le- 
best gerufene europäische Vier-Monarchenbund nunmehr verwirk- 
liehen zu wollen Man erzählt zum wenigsten, daß der neue 
französische Botschafter, Marquis d'Harcourt, die Gewißheit, 
welche er in Bezug auf diese Tragweite des deutschen Besuches 
in Wien erhalten , unmuthsvoll nicht zu verbergen vermochte. 
Der enge Anschluß Oesterreich-Ungarns an Preußen-Deutschland 
Hai sich mithin voll und ohne Rückhalt vollzogen. 
i Oesterreich. Der Reichsrath ist am 4. November in Wien 
zusammen getreten und wird nach seiner Constituirung am 8. 
Nov. vom Kaiser eröffnet werden. DaS Resultat der Reichs- 
rathSwahlen ist: 228 verfassungstreu und 125 ullramontan— 
föderalistisch. DaS Wäblergebniß speciell in Vorarlberg ist : 1 
Abrutschen von Äeschieben dnrch Anlegung von Flechtzäunen vor- 
beugen. Zur gleichen Zeit müssen auch allfällig erforderliche 
Schalen, sowie die übrigen auf den Schuttkegeln nöthigen 
Bauten angelegt werden. — Unier Umständen kann man die an 
einem und demselben Bache nothwendigen Bauten ohne Nachtheil 
auf 10 und mehr Jahre verth eilen. 
•; Mit den Aufforstungsarbeiten kann man schon vor dem. Be- 
ginn der Bauten in den Bächen anfangen, insofern man dabei 
die gefährdeten Hänge unbeachtet läßt. Die Reihenfolge, in der 
die Aufforstungen vorgenommen werden sollen, stellt Referent — 
trotz des Widerspruches, der darin zu liegen scheint — den Grund- 
satz auf: Mau fange an den weniger gefährdeten zu Wäldanlagen 
noch tauglichen Stellen an, rücke von hier aus gegen die abge- 
rutschten Flächen und gegen die Schutt- und Geröllhalden vor und 
schenke dabei vor Allem aus der Pflege der noch vorhandenen 
Wälder die größte Aufmerksamkeit. Bei Befolgung dieser Regel 
wird man erst die im Gebiete der Wqldbäche noch vorhandenen 
Waldungen —• namentlich die jüngeren — ergänzen und von 
diesen aus vorrückend, zunächst die Stetten mit produktivem Boden, 
verfassungstreu (Rudolf Ganahl), 2 ultramontan- föderalistisch 
(Dr. Oelz und Thurnher). 
Ein HauptbefprechungS-Thema im Reichsrathe dürfte wohl 
gleich die täglich tiefer fressende FinanzkristS sein. Die immer 
erschreckendere Dimensionen annehmende Entwerthung aller Bor- 
senwerthe ohne Ausnahme — eS ist in der That fo weit ge* 
kommen, daß von einer großen Zahl von Papieren demnach^ 
nur hoch die Zinsen werden gehandelt werden — macht es der 
Regierung zur Pflicht, sofort die Mitwirkung deS ReichSratheS 
zu eingreifenden Maßregeln in Anspruch zu nehmen. 
Am 3. dieses MonateS fand der feierliche Schluß dex 
Wiener Weltausstellung statt. 
Frankreich. Bis zum letzten Augenblick, glaubten Re 
publikauer und Royalisten des Sieges gewiß zu sein, und je 
nachdem ein Blatt oder ein Korrespondent der einen oder der 
andern Richtung angehörte, schrieben sie von der unauSbleib- 
liehen Niederlage der Royalisten oder von der sicheren Wieder- 
aufstehung der Monarchie. Trotz der festen Haltung deS linken 
CentrumS rechneten die Royalisten auf die Schwankenden, 
welche bisher sich weder für die Republik noch für die Monar? 
chie erklärt hatten, und glaubten mit Hülfe dieser eine, wenn 
auch nur schwache Mehrheit zu erhalten. Man hoffte, das mit 
fieberhafter Spannung erwartete Manifest des Grafen Eham- 
bord werde das noch Fehlende besorgen und die Unschlüssigen 
in das königliche Lager treiben. Die Königlichen waren ihres 
Sieges so gewiß, daß nach einer Mittheilung deS „XIX. Stele" 
bereits die Vorbereitungen , für den Einzug des Grafen Cham- 
bord betrieben, der Galawagen sowie der Lilienbesatz wirklich 
bestellt worden waren. 
Da erscheint in der „Union" ein Brief deS Grafen Cham- 
bord vom 27. Oktober an Herrn CheSnelong, worin er ihm 
die Achtung bezeugt, welche fein edler Charakter ihm einflöße, 
und ihm dankt, daß er von der unerschütterlichen Festigkeit 
seiner Entschlüsse nichts verhehlt habe. Der Brief fährt fort: 
„Da trotz Ihrer Anstrengungen die Mißverständnisse sich häufen/ 
so erkläre ich, daß ich von meinen früheren Erklärungen nichts 
zurückziehe und dieselben in nichts beschränke. Meine Ansprüche 
von gestern sind mir maßgebend für die Forderungen von 
morgen Ich kann nicht einwilligen eine Regierung der Wieder- 
Herstellung und der Stärke durch einen Akt der Schwäche M 
eröffnen, man liebt die Stärke Heinrichs V. der Schlauheit 
Heinrichs IV. entgegenzustellen, aber ich möchte wohl wissen, 
wer gewagt haben würde, diesem zu rathen das Banner von 
ArqueS und Jvry zu verläugnen." Graf Chambord betheuert 
feine Liebe für Frankreich, seine Achtung vor der Armee. „ Ich 
will der nämliche bleiben der ich bin. Heute geschwächt, würde 
ich morgen ohnmächtig sein. Es handelt sich um nichtS HÄw 
gereS als darum die auf ihren natürlichen Basen erfchMettt 
beziehungsweise geschützter Lage aufforsten und sodann im Schutz 
der hier entstehenden Bestände auf die unfruchtbareren und expo- 
nirteren Stellen übergehen. Geröll und Schutthalden, Schlipfe 
u. dgl. sind erst in Angriff zu nehmen» wenn sie entweder freiwll- 
lig, d h. lediglich in Folge der Stützung ihres Fußes, zur Ruhe 
gekommen sind, oder durch Flechtzäune :e. zum Stehen gebracht 
wurden. 
Es läßt sich zwar nicht in Abrede stellen, daß man schneller 
zum Ziele kommen würde, wenn man sofort mit Erfolg die Be- 
Pflanzung der Schutthalden in Angriff nehmen und sie.dadurch 
dauernd binden könnte, Referent hält aber diese Aufgabe für ss 
schwierig, den Erfolg derartiger Kulturen für so unsicher und die 
Kosten für dieselben für so groß, daß er nicht dazu rathen kauq, 
die Lösuug der großen Aufgabe mit der Aufforstung der bereit» 
ünproduktiven Flächen zu beginnen. 
(Fortsetzung folgt.)
	        

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