Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1873)

152 
pressement auf italienischer Seite, eine gewisse Zurückhaltung auf 
deutscher Seite bestand Noch in Wien wurde Herr Minghetti 
benachrichtigt, daß Fürst Bismark die Unterzeichnung eines 
förmlichen Vertrags durchaus verweigern werde, und Herr v. 
Balan beauftragt wurde, den italienischen Minister voraus 
davon zu verständigen. Hierüber hatte Viktor Emanuel am 
20 Sept. in Wien eine Konferenz mit seinen Ministern und 
dem General Robillant. Hr. Minghetti ließ nach Berlin ant- 
Worten: er bringe einen Plan und ziemlich fest stehende Ideen 
in der Hoffnung einer Verständigung mit Biömark mit, auch 
auf ein „positives Ergebmß" rechnend, ohne welches die Ber 
liner Reife nicht die Mühe lohnen würde. Bismark antwor- 
tete hierauf nicht und stellte sich in Varzin krank. Er kam erst 
am 4. Tage nach der Ankunft deS Königs nach Berlin, um 
sich nicht allzu lange der italienischen Beredsamkeit auszusetzen. 
Kurz und bündig setzte er den zwei italienischen Ministern die 
Fälle und die Verbindungen auseinander, in welchen Italien 
die deutsche Unterstützung alS zuverlässig erworben betrachten 
könne. Dafür bot er das Ehrenwort an, lehnte jedoch jegli 
ches Protokoll ab, welches irgend ein Lamarmora nach einem 
oder zwei Jahren veröffentlichen könnte. Unter den Diploma- 
ten besteht die Gewißheit: daS Berliner Kabinet habe die fyr 
melle Bürgschaft der Integrität Italiens gegen jeden Angriff 
von Außen zugesagt. Angesichts deS Fürsten Polignac, Mli- 
tär-AttacheS der französischen Botschaft, sagte Viktor Emanuel 
mehr oder minder ausdrücklich: „Ich bin gekommen, weil 
Frankreich mich dazu gezwungen hat." Schon vorher hatten 
Offiziere im Gefolge des Königs ähnliche Aeußerungen bei der 
Tafel vorgebracht. 
Verschiedenes. 
* Die Zeitungep von Lankaster (Pennfylvanien) beschreiben 
den Ausbau eineS ÄohnhauseS von Ziegeln, der nur 
10% Stunden in Anspruch genommen hat. DaS Material 
war vorbereitet und auf den Bauplatz gebracht, ehe man an- 
fing. DaS HauS ist zu ebener Erde 20 Schuh breit und 30 
Schuh tief, hat zwei obere Stockwerke und acht Zimmer. Es 
wurden im Ganzen 100 Arbeiter beschäftigt. Die Fundament- 
mauern waren schon fertig und Freitag um 6 Uhr früh fing 
man zu bauen an. Ein Photograph war mit seinem Apparat 
gegenwärtig und nahm alle 15 Minuten Ansichten deS Ge 
bäudes und der Arbeiter auf. 11 Uhr 18 Minuten: Der 
letzte Ziegel ist auf die Schornsteine gelegt nud die Ziegelmauer 
ist fertig. — Die Arbeiter fangen an, das Blech auf das fer 
tig gestellte Dach zu legen. 12 Uhr 50 Minuten: Das Ge- 
rüst ist weggetragen. 2 Uhr 30 Minuten: Es sind die Fen- 
ster im ersten Stock tn ihren Stellen und die Anstreicher find 
fertig. Die hölzernen Sockel sind hergestellt und der Schutt 
weggekehrt. Indem ich schreibe (schließt der Berichterstatter 
. seinen Brief) sind die Blecharbeiter fertig. DaS Dach und die 
Rinnen sind befestigt. — Es wird noch im zweiten Stockwerke 
verputzt. Das Gebäude ist versichert und in drei Stunden 
wird es bereit sein, eine Miethpartei auszunehmen. 
* (Kirchliche Statistik.) Die Gesammtzahl der Welt- 
Priester beträgt gegenwärtig 320—325,000, wovon auf Europa 
allein 260,000 kommen. Frankreich zählt deren 50,000 und 
Spanien 31,000, während ihre Zahl auf den britischen Inseln 
4000 ausmacht. Europa zählt in 603 BiSthümern 147 Mil- 
ljonen Katholiken. In Amerika gehören nahezu zwei Drittel 
der katholischen Kirche an. Die Gesammtbevölkerung beträgt 
nämlich 76 Millionen, von denen 42 Millionen Katholiken, 
die übrigen Protestanten, Heiden, Juden sind. Nordamerika 
zählt überwWend Andersgläubige, Südamerika fast lauter 
Katholiken. Won den 148 Diözesen Ämerika's kommen 51 auf 
die Vereinigten Staaten mit 4 Millionen Katholiken. Von den 
anderen 97 Diözesen kommen 19 auf das britische Nordamerika 
mit 2 Mill., 13 auf Mexiko mit 8 Mill., 11 auf Brasilien 
mit 11 Mill., die übrigen auf die südamerikanischen Staaten 
und die westindischen Inseln. Asien hat eine Bevölkerung von 
660 Mtll. mit nur 3 Mill. Katholiken, wovon je eine halbe 
Million auf die Türkei, Anam und China, die übrigen auf 
die britischen Kolonien sich vertheilen. Afrika zählt 5 Mill. 
Katholiken in 34 Diözesen, Australien mehr als 4 Mill. in 
21 Diözesen. 
* Die Mode, schreibt man aus New-Aork, die vor wenigen 
Jahren rothe Haare als daS Ideal der Schönheit vorschrieb, 
hat wieder eine ahnliche Thorheit auSgeheckt, die jedoch vielen 
Damen sehr willkommen sein wird. Es heißt, daß für die 
kommende Saison Sommersprossen fashionable sein werden, in- 
dem eine berühmte Mode-Dame in irgend einem unserer Bade- 
orte mit solchen beglückt war. Die Sommersprossen lassen sich 
mit gewöhnlicher Markirdinte und einem feinen Pinsel leicht 
naturgetreu herstellen. 
Verantwortlicher Redakteur u. Herausgeber: vr. Rudolf Schädler. 
Nichtamtliche Anzeigen. 
Spinnerei Weingarten 
in Ravensburg 
verarbeitet fortwährend gegen billigen Lohn 
Flachs, Hanf und Abwerg 
zu vortrefflichem Garne und vorzüglicher Leinwand. 
Nähere Auskunft ertheilt und besorgt Sendungen an 
diese Spinnerei: 
I. Biedermann 
zum deutschen Rhein in Bender«. 
Kornpreise vom Fruchtmarkt in Bregenz vom 3. Okt. 
Der halbe Metzen 
beste 
mittlere 
geringe 
fl. 
kr. 
fi 
kr. 
1 fl. 
kr. 
Korn 
4 
50 
4 
40 
4 
30 
Roggen .... 
3 
50 
3 
40 
3 
30 
Gerste 
2 
90 
2 
80 
2 
70 
Türken . . . . 
3 
— 
2 
90 
2 
80 
1 Hafer | 
1 
80 
1 
70 
1 
60 
Thermometerstand nach Reanmur in Badnz. 
Monat 
Morgens 
7 Uhr 
Mittags 
12 Uhr 
Abends 
6 Uhr 
Witterung. 
Okt. 
1 
+ 8% 
+ 14 3 / 4 
+12 
hell. 
n 
2. 
+ 9% 
+17% 
+ 13 
do. 
» 
3. 
+10 
+ 15% 
+13 
do. 
n 
4. 
+ J0*/ 4 
+17 
+13% 
fast hell. 
ir 
5. 
+10 
+18 
+14% 
halb hell. 
tf 
6. 
+12% 
+16% 
+13 
fast hell. 
tf 
7. 
4-ü % 
+17 
+16 
fast hell; Abd.Föhn 
Telegrafischer Kursbericht von Wien. 
8. Oktober 100 fl. Silber . ....... 107.35 
M-Frankenstücke . 9.04 
Druck von Heinrich Graff in Fe dkir ch. 
§
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.