welche in guten und bösen Tagen in wahrer Andacht daselbst
ihr Gemüth bittend und dankend zu Gott erheben."
Während deS Festmahles wurde vom Herrn Bürgermeister
Real an Seine Durchlaucht, unseren Fürsten folgendes Tele-»
gramm versendet:
„Die Gemeinde Vaduz bringt ihrem durchlauchtigsten Landes-
Herrn aus Anlaß der Einweihung der neuerbauten Pfarrkirche
ein dreimaliges donnerndes Hoch!"
Ebenso wurde dem Dombaumeister Schmied telegraphisch
der Toast gemeldet.
Politische Rundschau.
Deutschland. Nachdem die Königsreise ihren offiziellen
Schlußakt erreicht, folgen ihr die Nutzanwendungen aus dem
Fuße. Die „Nordd. A. Ztg " läßt sich in sehr schwungreichem
Tone vernehmen. Sie feiert die Uebereinstimmung der Völker
Deutschlands und Italiens, welche beide die Bedeutung der
Reise Viktor Emanuelö so rasch und richtig begriffen. Nachdem
das eiserne Kreuz und das Kreuz von Savoyen in festlicher
Freude zusammen-gestanden, werden auch ernstere Stunden
Deutschland und Italien in gleicher Gemeinschaft finden. Der
König von Italien habe in einem feierlichen Akte seinen Bei-
tritt zum Dreikaiserbunde erklärt. Besonderer Verträge habe
eS nicht bedurft, zwei Völker, welche als gemeinschaftliches Ziel
Unabhängigkeit nach Außen, Einheit und fleißige Arbeit nach
Innen anstreben und beide nur von einem Gegner mißgünstig
betrachtet werden, seien von selbst ihres Zusammengehens gewiß.
In Berlin sollen Aenderungen im Ministerium bevor-
stehen. Roon wolle zurücktreten, Camphausen soll Minister-
Präsident, Bis mark preußischer Staatskanzler werden.
Oesterreich. Angesichts des schlechten Ausfalls der Ernte
in einem Theile der österreichischen Kronländer hat die kaiser-
liche Regierung die Aufhebung der Eingangszölle auf Getreide
vom 1. Oktober an verordnet.
Am 2. Dezember d I sind es fünfundzwanzig Jahre, seit-
dem Kaiser Franz Josef den österreichischen Thron bestiegen hat.
Frankreich. Aeußerungen Chambords stellen eS ganz
außer allen Zweifel, daß er unter keinen Umständen daran
denkt, auf die Krone zu verzichten und etwa zu Gunsten des
Grafen von Paris abzudanken, wie man sich in orleanistischen
Kreisen geschmeichelt zu haben scheint. Im Gegentheil, „Hein-
rich V." sagt es laut und offen Jedem der eS hören will,
„daß das Königthum für ihn etwas Angeborenes, ihm Gött-
lich-Anbaftendes sei, von dem sich durch eine Abdankung zu
trennen und loszusagen, in seinen Augen eben so sündhaft er>
scheine, als etwa sich des Lebens durch einen Selbstmord zu
entäußern."
„Einen Schuß tut Arm —"
„Na, das kann Dir doch nicht geniren," versetzte sie der-
wundert.
„Das verstehst Du nicht; ein ordentlicher Bursche darf keinen
Brief nicht schreiben, wenn sein Herr verwundet ist," entgegnete
der verlegene Hans, der sich in den Augen der Geliebten durch
das Eingeständniß des vorgefallenen nicht blamiren wollte.
„So was lebt nicht! Mir sollte einmal die Geheimräthin
kommen und mir verbieten wollen, an Dir zu schreiben, weil sie
die Mikrene (Migraine) hat."
„Davor sind wir vom Militär und müssen Ordre pariren,
was man Subordination heißt."
„Mach mir keine Wippchens vor!" entgegnete die pfiffige
Berlinerin. „Ich globe, daß Du mir mit Deine Schreiberei be-
schummelt hast und die schönen Briefe nicht in Deinem Hirn ge-
wachsen sind. Du hast Dir wohl dabei helfen lassen? Sag mir
die Wahrheit!" •
„Nur ein Bißchen," antwortete verschämt der ehrliche Hans.
„Der Herr Lieutenant war so gütig und hat den Styl diktirt,
Graf Chambord ist seiner Sache, Roy zu werden, so ge-
wiß, daß er einen Pferdehändler bereits beauftragte, Pferde
für den Einzug in Paris anzukaufen.
Die Charte von 1814, welche Chambord und die Orleans
Frankreich „zugestehen" wollen, erlaubt den Kammern, den
König um Lorlage von Gesetzentwürfen zu bitten, verlangt
von den Deputirten ein Alter von 40 Jahren und eine jähr-
liche direkte Steuer von 1000 FrcS., knüpft das aktive Stimm-
recht an ein Alter von 30 Jahren und an eine direkte Steuer
von 300 Frcs., würde also dasjenige, was Frankreich als die
Errungenschaft von fünf Jahrzehnten betrachtet und hochhält,
kurzer Hand beseitigen. Und dann — der „König von GotteS
Gnaden" und ihm gegenüber der „Unterthan".
Ein Brief Thiers an den Maire von Nancy sagt: er gehe
nicht nach Nancy, um nicht Anlaß zu neuen Verleumdungen
zu geben und das Land aufzuregen; er erklärt sich sodann noch
ausdrücklich gegen die Partei, welche sich ohne Mandat, ohne
Gewalt, in Abwesenheit der Nationalversammlung anmaße,
über Frankreich zu verfügen, ohne vorher daS Volk zu befragen.
Man müsse die Republik, welche allein alle Parteien vereinigen
könne, vertheidigen, ebenso die Prinzipien von 1789 und die
dreifarbige Fahne — alles Freiheiten, deren Enblem die letztere
sei. Er empfiehlt schließlich Mäßigung und Vermeidung jeder
Agitation.
Der Beschluß, welcher den Marschall Bazaine vor daS
Kriegsgericht stellt und der nach der Eröffnung der gerichtlichen
Verhandlung vorgetragen werden wird, lautet: Herr Bazaine
(Francis Achille), Marschall von Frankreich, ist angeklagt,
am 28. Oktober L870 1) mit dem Feinde kapktulirt und den
Platz Metz, Üb£r welchen er daS Oberkommando hatte, über-
geben zu haben, bevor er alle Vertheidigungsmittel, die ihm
zur Verfügung standen, erschöpft und alles gethan hatte, waS
die Ehre und Pflicht ihm vorschrieb; 2) als Oberbefehlshaber
der Armee im offenen Felde eine Kapitulation unterzeichnet zu
haben, in Folge deren seine Truppen die Waffen streckten;
nicht alles, was ihm die Pflicht und die Ehre vorschrieb, ge-
than zu haben, ehe er mündlich und schriftlich unterhandelte;
Verbrechen, vorgesehen in den Artikeln 209 und 210 des Mi-
litärstrafgesetzbuches, die auf obige Verbrechen Todesstrafe mit
militärischer Degradation setzen. Daraufhin ist er vor daS erste
Kriegsgericht des ersten Militärbezirks verwiesen.
Man ist begreiflicher Weise auch in Frankreich nicht gleich-
gültig gegen den Besuch Viktor Emanuels in Berlin geblieben
und das Journal des „Debats" hat sich denselben mit fran-
zösischer Loupe zurecht gelegt, wie folgt:
Der Berliner Korrespondent der „France" steht der fran-
zösischen Gesandtschaft und insbesondere dem Fürsten Polignac
sehr nahe. AuS seinem Schreiben ergibt sich, daß das Em-
aber geschrieben Hab' ich sie ganz allein; das kann er mir be-
zeugen."
„Was hiermit geschieht," warf dieser lachend dazwischen.
„Hoffentlich wird es ihm in Ihren Augen nicht schaden."
„Wenn's weiter nichts ist," versetzte das gutmüthige Mädchen,
„so braucht er keine grauen Haare wachsen zu lassen. Auch ich
habe mich meinen Styl verbessern lassen."
„Da schlag doch gleich eine Pudelmütze drein!" schrie der
erstaunte Bursche.
„Was dem einen recht ist, ist dem andern billig," bemerkte
der Lieutenant. „Wer aber hat Ihnen geholfen?"
„So fragt man die Leut aus," entgegnete sie schnippisch.
„Das darf ich nicht sagen."
„Ich bitte, ich beschwöre Sie," rief der Lieutenant mit ficht-
licher Aufregung.
„Thue es mir zu lieb," bat der gute Hans. „Der Herr
Lieutenant wird dich nicht verrathen."
(Schluß folgt.)