Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1873)

und Tello erzogen wurden. In St. Luzi erhielt auch St. 
Othmar seine Bildung Später (720) wurde derselbe Abt des 
Klosters St. Gallen. Durch Olhmar gelangte die letztgenannte 
StistuM M solcher Blüthe, daß alle andern StiftünM uM 
schulen der Umgegend von ihrverdunkeltwurden. 
Ohne Zweifel wird man sich wundern über die BeHaupt' 
ung, daß in der Zeit, von der wir hier reden, der Anbau de6 
Landes in Churrätien besser stand, alS jetzt. Und doch ist eS 
so. Man stellt sichj gar gerne die frühern Zeiten in zu grellem 
Gegensatze zur jetzigen Kultur, vor. Rohheit der Sitten, ge- 
.ringer Verkehr, Oede und Wildniß deö Landes, kaltes, rauhes 
Klima sind die Bilver, welche man sich von' frühern Perioden 
macht. Für die allerfrühesten Zeiten sind diese Vorstellungen 
allerdings richtig, für die Zeit, der Viktoriden in Churrätien 
gelten sie keineswegs mehr. Ackerbau, Wein- und Obstbau 
standen damals, besonders im benachbarten Kanton Graubün- 
den auf einer viel höhern Stufe, als eS jetzt der Fall ist. Es 
unterliegt keinem Zweifel, daß das Klima in Rätien damals 
ein viel milderes und gleichmaßigeres war. Die seitherige Aus- 
rottung der Wälder bat es bewirkt, daß in höhern Thälern 
jetzt kaum mehr ein Baum wächst, wo früher alles mit Bau- 
men bepflanzt war, daß die Ebenen nun kalten binden aus- 
gesetzt sind und die Gßgend überhaupt rauher geworden ist 
Das gilt vorzüglich für Graubünden, aber auch für unser Land. 
AuS Tello'S Testament geht hervor, daß dieser Bischof an den 
verschiedensten Orten des graubündischen Oberlandes einen be- 
deutenden Komplex von Aeckern und Weinbergen besaß. Die 
spätem Urkunden und Jahrzeitbücher enthalten eine Menge 
Notizen über einzelne Grundstücke und eine Zusammenstellung 
derselben würde uns ein schönes Bilo geben, wie daö Land in 
damaliger Zeit angebaut war. Thatsache ist z. B., daß in 
Sagens (Graubünden), zu Tusis und Remüs (im Uaterenga- 
din) einst Wein und zu Disentis Obst von allen Arten ge- 
pflanzt wurpe. Jetzt ist an allen diesen Orten von solchen 
Pflanzungen keine Rede mehr. 
Baduz, den 30. September. Kommenden Sonntag den 
5. Oktober, als dem hohen Geburtstage unseres regierenden 
Landesfürsten findet in Vadu; die feierliche Einweihung der 
neuen Kirche durch den hochw Wtthbifchof von Chur statt. 
Der Weihbischof wird schon Samstag Nachmittags in Vaduz 
eintreffen. Die Einweihungsfeierlichkeiten beginnen Sonntags 
um 8 Uhr und dauern bis gegen 1 Uhr. Nachher Festmahl 
im Löwen Wie verlautet, soll auch der Bruder unseres durch- 
wuchtigsten Fürsten zu der hohen Feier nach Vaduz kommen. 
Baduz, den 30. September. Wie wir in einem Schweizer- 
blatte lesen, ist in Oberriet die Vieheinsuhr aus dem Oester- 
reichischen mit Gesundheitsscheinen offen. Bekanntlich herrscht 
Ermüdet und angegriffen von der mehrtägigen und anstren- 
genden Reise suchten Beide am Abende ihrer Ankunft in Berlin 
zeitig ihr Lager auf und versanken in einen tiefen Schlaf, aus dem 
sie erst am nächsten Morgen gestärkt erwachten Als der ver- 
wundete Offizier seine Augen aufschlug, erblickte er eine junge 
Dame, die sich freundlich nach seinen Wünschen und seinem Be- 
finden erkundigte, indem sie sich zugleich als seine Pflegerin vor- 
stellte. 
Die wenigen Worte, die sie sprach, das reizende Lächeln des 
feinen Mundes, die Theilnahme die aus den seelenvollen blauen 
Augen leuchtete, machten den angenehmsten Eindruck auf den 
jungen Offizier, der seit Monaten jeden weiblichen Umgang ent- 
behrt hatte und darum jetzt doppelt dafür empfänglich war. 
Nachdem sie kurze Zeit, verweilt, verließ sie das Zimmer zu 
seinem Bedauern, da er sie nur ungern scheiden sah. Bald jedoch 
kehrte sie mit dem Frühstück zurück, das sie voll Anmuth selbst 
kredenzte. Da er seine rechte Hand nicht gebrauchen konnte und den 
Arm in einer Binde trug, so reichte sie ihm die Tasse und unter- 
stützte ihn dabei, wofür er ihr mit herzlichen Worten dankte. 
die Maul- und Klauenseuche in Vorarlberg. In Liechtenstein 
ist diese Seuche in geringem Grade , und nur in einzelnen Alpen 
aufgetreten unWegenwartig fast gan$ch am Erlöschen. Dessen? 
ungeachtet wird Die Viehsperre, in Haag, Buchs, Sevelen :c. 
streng gehandhabt, J wahrend nach obiger Mittheilunq Oberriet 
offen ist. Warum wird nicht das nämliche sanitätspolizeiliche 
Vorgehen auch Liechtenstein gegenüber gehandhabt? 
Im Kanton St. Gallen scheint man überhaupt bezüglich 
der Viehsperre gegenüber unserem Gebiete kurios vorzugehen, 
weil der Gedanke vorzuherrschen scheint, einem so kleinen „Nach- 
barstäätchen" gegenüber könne man sich ungestraft mehr er- 
lauben, als sonst wo 
Politische Rundschau. 
Deutschland. Der Empfang Viktor Emanuels in Berlin 
ist eben so glänzend und sympathisch gewesen, wie der in Wien. 
Die Italiener sollen vom offiziellen und populären Empfang 
in Berlin freudig ergriffen sein Sowohl von Oesterreich als 
Preußen ist der König als Inhaber eines Regiments bezeichnet 
worden, das also seinen Namen führt. Die italienische Presse 
spricht sich mit großer Freude über den Empfang des Königs 
iu Wien und Berlin aus. Dem Könige werden aus Italien 
fortwährend Glückwunschdepeschen übersandt. Die Munizipal- 
junta von Rom drückte dem Bürgermeister von Berlin den 
Dank der Römer für den Empfang des Königs aus. — DaS 
Hauptinteresse der Reise Viktor Emanuels nach dem Norden 
ist jedenfalls sein Empfang in Wien. Im Jahre 1866 waren 
Oesterreich und Italien Feinde, , der Besuch des Königs in 
Wien ist daher außerordentlicher, da Preußen und Italien da- 
malS schon Bundesgenossen waren und daS Wunder dort also 
nicht so groß ist, wenn sie es wieder werden. Die Wiener 
Begegnung muß abgesehen von diesem Umstände noch zudem 
um so mehr überraschen, als in jüngster Zeit ein Theil deS 
Wiener Hofes lebhaftes Interesse für die Fusion in Frohsdorf 
entwickelte. 
Nach den neuesten Mittheilungen hat nun der König Berlin 
am 26. wieder verlassen 
Die italienischen Minister haben sich mit der ibnen gewor- 
denen Aufnahme und den Ergebnissen der Monarchenzusammen- 
fünft sehr zufrieden erklärt Minghetti hob mehrfach hervor, 
daß der gegenseitige Meinungsaustausch eine vollständige Har- 
monie der Anschauungen in allen großen politischen Fragen er- 
geben hat. 
Die Offenheit, mit welcher Fürst Bismarck sich über die 
schwebenden Fragen des Tages aussprach, hat den leitenden 
Staatsmännern Italiens sehr imponirt, wie sie auch äußerst 
Bald entspann sich eine freundliche Unterhaltuug wobei er 
Gelegenheit fand, den Geist und die Bildung seiner Pflegerin zu be- 
wundern, die in der That eine reizende Erscheinung war. Leider 
wurde das Gespräch durch den Eintritt des Lazaretharztes unter- 
drochen, der den Verband des Verwundeten untersuchte und einige 
Anordnungen für den rheumatischen Burschen traf, worauf sich die 
junge Dame entfernte, welche, wie der Lieutenant auf Befragen 
von dem Arzte erfuhr, Bertha von Linken hieß und einer der 
angesehensten Familien in der Residenz angehörte. 
„Das Fräulein," fügte der Doktor hinzu, ist unermüdlich im 
Krankendienst und ich kann Ihnen nur gratulieren, daß Sie auf 
unsere Abtheilung gekommen sind. Sie werden an ihr die beste 
Pflegerin finden und außerdem eines der herrlichsten Mädchen in 
ihr kennen lernen " 
Im Laufe des Tages rechtfertigte die junge Dame das ihr so 
reichlich ertheilte Lob des älteren Arztes, indem sie in der liebe- 
vollsten Weise für die Kranken und Verwundeten sorgte, stets 
bereit, die Wünsche und Forderungen ihrer Pflegebefohlenen zu 
erfüllen und ihnen zu dienen.
	        

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