Liechtensteinische
Vaduz, Freitag
Nr. 37.
den 3. Oktober 1873.
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Vaterländisches.
(m) Bilder aus der vaterländischen Geschichte.
7. Christenthum und Kultur.
Wie wir bereits erzählt haben, hatte das Christenthum
schon zur Römerzeit in Rätien Eingang gefunden und fallt
selbst die Gründung des BiSthums Chur schon in jene Zeit.
In den benachbarten Gegenden, besonders denjenigen, welche
den Bodensee begrenzen, wurde durch die Einfälle der noch halb
barbarischen Alemannen, wie die Kultur überhaupt, so auch
das Chriftenthum verdrängt. Wie die Alemannen die Städte
zerstörten und sich neben deren Trümmern niederließen, so zer-
störten sie auch die christlichen Kirchen. Erst nachdem sie durch
die Franken besiegt worden, fand das Christenthum unter ihnen
durch Glaubensboten aus Irland Eingang. Nicht so stand es
in Churrätien und damit in unserem Lande. Hier konnte sich
das Chrislenlhum wenigstens ohne gänzliche Unterbrechung ent-
wickeln und ausbreiten. Die Zeit der Völkerwanderung und
der nachfolgenden Kriege wird zwar den Christen auch hier
mannigfache Schwierigkeiten bereitet haben und die Stellung
des Bischofs von Chur mag keineswegs eine beneidenswerthe
gewesen sein, im Ganzen aber blieb das Bestehende erhalten.
Während in den benachbarten Gegenden die Missionäre aufs
Neue zu Allem den Grund legen mußten, brauchte man hier
nur wieder an daS Erhaltene anzuknüpfen. Eigentliche Glau-
benSboten waren daher gar nicht mehr nöthig. Die Bischöfe
von Chur waren selbst eifrig und mächtig genug, die Christia-
nisirung zu vollenden. Wir wissen denn auch von keinem
Glaubensboten der damaligen Zeit, daß er sich bewogen gefun-
den hätte, Churrätien zum eigentlichen Schauplatz seiner Thä-
tigkeit zu wählen. Die erste und wichtigste kirchliche Stiftung
Feuilleton.
Durch die Feldpost.
Humoreske von Max Ring.
(Fortsetzung)
Aber gerade das geheimnißvolle Dunkel, welches diesen inter-
essanten Briefwechsel und die Erscheinung des seltsamen Mäd
chens umschwebte übte einen stets wachsenden Zauber auf die leicht
entzündliche Einbildungskraft des Offiziers, der sich eine gewisse
Poesie des Lebens bewahrt hatte. Er träumte von einem neuen
„Aschenbrödel", das er mit tausend Reizen schmückte und sah sich
selbst im Geiste als glücklichen Prinzen, der die Küchenfee aus
ihrer Niedrigkeit erlöste und zu dem ihr gebührenden Rang er--
hob.
Der poetische Lieutenant war auf dem besten Wege sich in
den Schatz seines Burschen ooer vielmehr in ein Phantasiebild
zu verlieben; was schon öfters sonst ganz vernünftigen Männern
begegnet sein soll.
dieser Zeit ist St. Luzi, daS Bischof Valentinian von Chur
um das Jahr 540 Heranbildung der Geistlichen und zu
gemeinsamem Leben derselben gründete. ES ist dieß daS spätere
Kloster und jetzige Seminar St. Luzi in Chur Da fanden
auch Valentinian sowie die Präsiden und Bischöfe aus dem
Haufe der Viktoriden ihre Ruhestätte. Bischof Viktor II. und
seine Mutter Aesopeia stifteten sodann im 7. Jahrhundert daS
Frauenkloster KatziS, Obgleich die Missionare der umliegenden
Gegenden keinen bleibenden Aufenthalt in Churrätien nahmen
und ein solcher aus obigem Grunde wohl nicht nöthig war, so
haben doch mehrere wichtige kirchliche Stiftungen diesen Män
nern ihren Ursprung zu verdanken. So gründete der hl. Fri
dolin Kirchen in Chur und ViktorSberg bei Rankweil, Sigis
bert, ein Schüler Kolumbans, das Kloster Disentis und Pirmin
daS Kloster Pfäffers. Disentis und Pfäffers wurden durch
spätere Stiftungen reichlich ausgestattet Insbesondere bedachte
Bischof Tello Disentis in feinem Testamente.
Diese Stiftungen hatten in erster Linie einen religiösen
Zweck und waren darum auch vor Allem in religiöser Bezie-
hung thätig. Sie waren aber auch in damaliger Zeit die ein-
zigen Träger und Verbreiter geistiger Bildung und dieMZZtche
jener Periode haben sich, wie allerseits anerkannt wird, die
höchsten Verdienste um Kunst und Wissenschaft erworben. So
verdanken wir es, um nur EineS zu nennen, ihrem Fleiße und
ihrer Ausdauer , daß die Werke der Kirchenväter wie die Ge-
sänge der alten Dichter und die Blüthen klassischer Redekunst
und Weisheit unS erhalten blieben.
Die erste geistige Anregung gieng von der Schule St. Luzi
aus, die, wie oben erzählt, von Bischof Valentinian gestiftet
wurde. Sie war wie in Rätien, so in Alemannien wohl die
erste Schule. Später folgte Disentis, wo die Bischöfe Urßctti
)
2.
Die seltsamen Schwärmereien des jungen Offiziers, welche
durch die Langweile einer sich monoton hinschleppenden Belage-
ruvZ noch genährt wurden, hielten ihn jedoch nicht ab, seine mili-
tärische Pflicht zu erfüllen. Bei dem berühmten Ausfall der
Pariser Besatzung kurz vor der bald darauf erfolgten Kapitulation
trug der Lieutenant mit seiner Batterie wesentlich dazu bei den
Angriff des verzwelfelten Feindes zurückzuschlagen. Bei dieser
Gelegenheit traf eine tückische Kugel seinen rechten Arm Da der
Schuß und der damit verbundene Blutverlust nicht unbedeutend
war, so ordnete der behandelnde Arzt den Transport des Lieute»
nant nach Berlin an, wo er in einem der zahlreichen Hilfslaza-
rethe die nöthige Pflege und sorgfältige Behandlung fand. Mit
demselben Eisenbahnzuge reiste auch der treue Bursche, der sich
in Folge der Strapazen einen tüchtigen Rheumatismus geholt
hatte. Auf Wunsch seines Herrn, der unter diesen Umständen
leicht berücksichtigt wurde, begleitete ihn der ehrliche Hans, der
dasselbe Zimmer mit ihm theilte.