und italienischen Krieges von 1866. Weniger hart betroffen
find die Monarchen selbst, als Bismarck, auf den Lamarmora
eS besonders abgesehen hat. Bismarck erscheint als derjenige,
der alle Fäden gesponnen, den Krieg mit Oesterreich angezettelt,
seinen König dazu beredet. Napoleon hinter'S Licht geführt
hat Zc ES werden von ihm gelegentlich auch noch weitere
Abenteuer von anderer Seite enthüllt, er habe die Hofkorre-
spondenz mit Kaiser Franz Josef, vermittelst welcher königliche
Mütter Preußen neuerdings nach Olmütz zu führen gedachten,
unterschlagen, er habe wahrend deS Krieges stets einen Revol
ver bei sich gehabt, um sich den Kopf zu zerschmettern, wenn
es etwa schlecht ginge. Besonders wird Bismarck vorgehalten,
er habe zu General Govone gesagt, er sei mehr Preuße als
Deutscher und ihm käme eS auf ein Stück Rheinland oder
Pfalz nicht an, aber der König würde darein nicht willigen,
als in einer höchsten Krisis. Govone suchte nämlich Bismarck
zu den Zwecken Napoleons zu erforschen. Bismarck wußte eS
und' gab ihm einen Esel für ein Pferd zu kaufen, wie eS
unter solchen Umständen nicht nur jeder Diplomat, sondern
jeder gescheidte Bauer thäte. Jnfoferne hat Lamarmora'S spitzer
Pfeil auch den Kaiser von Deutschland getroffen, als er den
hohen Herrn stark fühlen läßt, daß er von seinem großen
Minister geführt worden ist und hohe Herren fühlen daS nicht
gerne, besonders nachdem Alles gut gegangen ist.
Am 16 September, Morgens um 9% Uhr, gingen die
letzten deutschen Krieger über die französische Grenze zurück und
in Frankreich steht jetzt kein einziger^ deutscher Soldat mehr.
Mehrere Blätter, die diesem Ereigniß längere Leitartikel widmen,
weisen darauf hin, daß Elsaß-Lothringen auch wieber an Frank-
reich zurückkommen müsse, aber, daß man vorsichtig sein und
zuwarten müsse, bis Frankreich wieder stark genug sei, um seine
„rechtmäßigen" Forderungen mit dem gehörigen Nachdrucke
stellen zu können. Mehrere Blätter, wie „Rappel", „Evene-
ment" und „XIX. Siecle" bringen ein Geti^t von Viktor
Hugo, daS die Überschrift trägt: „La lib^ration du Territoire,"
und worin der romantische Burggraf klagt, daß er sich nicht
befreit findet, daß „er erstickt" und daß „ihm ein feuerspeiender
Berg auf der Brust liegt", weil Elsaß-Lothringen noch nicht
wieder befreit sei. Ein rechter Schwung herrscht in den Massen
nicht; man ist zu sehr wegen der nächsten Zukunft besorgt, der
alle Welt ziemlich trübe entgegensieht und welche wahrscheinlich
furchtbare innere Krämpfe bringt. Die Räumung ging ohne
alle besonderen Zwischenfälle vorüber.
Oesterreich. Nach amtlichen Zusammenstellungen sind in
Ungarn und Galizien bis 1. September 104,000 Menschen
der Cholera erlegen. Seit Anfang deS laufenden Monats be*
ginnt nun zwar die Cholera allenthalben zu schwinden und ist
sonach zu hoffen, daß sich die obengenannte enorme Zahl nicht
verwundern war. Voll Ungeduld erwartete der Bursche die An
kunft der nächsten Feldpost, aber fast noch ungeduldiger erschien
sein Herr. Endlich schmetterte das Horn wieder und Grützner
lief mit Siebenmeilenstiefeln, so daß er außer Athem schon nach
wenigen Minuten mit dem ersehnten Briefe zurückkehrte, den der
Lieutenant laut vorlas.
„Das wird ja immer toller!" sagte dieser, nachdem er geendet
hatte. „Wenn hier nicht Zauberei im Spiele ist, so steht mir
der Verstand still. Den Brief könnte die Rahel oder Bettina ge-
schrieben haben."
„Die sind mir nicht bekannt und gehen auch nicht mit der
Louise um."
„Das glaube ich gern," lachte der Lieutenant. „Doch wie
kommt das Mädchen zu solchem Geist? — Dahinter steckt sicher
ein Geheimniß!" setzte er nachdenklich hinzu.
„Ich hab's!" rief der Bursche. „Die Louise ist schlau und
hat sich gewiß den Briefsteller für Liebende gekauft. Da ist es
keine Hexerei, daß man gebildet schreibt"
„Du bist ein Dummkopf. Kein Briefsteller in der ganzen
mehr wesentlich vermehren werde, allein an Stelle der Cholera
sind andere verderbliche Krankheiten getreten, welche gleichfalls
beträchtliche Verheerungen anrichten. — In Wien dauert die
Cholera in gleichem Maße wie bisher. — In Italien läßt die
Cholera nach. In Schweden, Belgien und Frankreich ist die
Epidemie zerstreut aufgetreten.
Die Reise des Königs von Italien nach Wien und Berlin
wird vom italienischen Volke mit großer Befriedigung aufge-
nommen und applaudirt. Nach Meldungen der Telegramme
ward der König auf der Fahrt überall von jubelnden Volks-
mengen begrüßt. Cantelli hat interimistisch das Ministerium
deS Aeußern, Finali daS der Finanzen übernommen. Viele
Munizipalitäten sandten dem Ministerium Glückwünsche anläß-
lich der Reise des Königs.
Am 17. d. M. traf Viktor Emanuel in Wien ein. Die
Bevölkerung von Wien benahm sich bei seiner Ankunft sehr
sympathisch. Alle früheren Schmerzen sind jetzt vergessen. Der
Kaiser Franz Josef lehrt durch die That, ein Fürst müsse zur
rechten Zeit zu vergessen und zur rechten Zeit sich zu erinnern
wissen. Ein Stichwort der „Tageschronik" sagt, in Wien
werde von Politik gesprochen, zu Berlin in Politik gehandelt
werden.
Die Ernte hat in Ungarn nicht nur den gehegten Erwart-
ungen nicht entsprochen, es ist vielmehr mit Grund *u befürch
ten, daß daS gegenwärtige Jahr zu den schlimmsten Nothjahren
zu zählen sein und die Hilfeleistung deS Staates vielseitig und
dringend in Anspruch genommen werden wird. Wie verlautet,
hat die Regierung unter Anderem schon beschlossen, größere
Straßenbauten ausführen zu lassen und australischen Weizen
und Roggen als Saatkorn für die heimgesuchten Gegenden
anzuschaffen.
Cholera und Hungersnoth sind die beiden schauerlichen
Textesworte, über welche die Presse predigt. Namentlich auch
unter, der bäuerlichen Bevölkerung soll große Noth walten, die-'
Felder seien entwerthet und das Wucherthum mache sich den
herrschenden Geldmangel in großartiger Weise zu Nutze.
Italien. Im Befinden des Papstes ist wohl eine Wend-
ung zur Besserung eingetreten, doch bleibt die allgemeine
Schwäche. Aber trotz aller Schwäche und Hinfälligkeit kün-
digen sich noch oft die munteren Lebensgeister in der einen und
andern ungewöhnlichen oder scherzhaften Aeußerung an. Als
ein noch von Gregor XVI. ernannter Kardinal ihn besuchte
und die kurze Unterhaltung auf das heilige Kollegium kam, da
bemerkte Pius: „Ich habe hundert Kardinäle begraben, die
meine Vorgänger oder ich'ernannt haben, eS fehlt nur noch
einer, die Salve bei meinem Tode (101 Kanonenschüsse) voll
zu machen "
Spaniens politische Lage scheint sich zu verbessern, Dank
Welt besitzt diese Annmth, Grazie und liebenswürdige Schalkheit,
die aus jeder Zeile spricht. Dagegen komme ich mir wie ein
Stümper vor und ich schäme mich, ihr einen solch armseligen
Brief geschrieben zu haben."
„Wir dürfen nur nicht die Courage verlieren," tröstete der
gutmüthige Hans. „Das nächste Mal wollen wir uns ordent-
lich zusammennehmen und der Louise zeigen, daß wir Haare auf
den Zähnen haben und uns nicht von einem Frauenzimmer aus
dein Sattel heben lassen "
Damit war der Lieutenant einverstanden, da ihn das Aben-
teuer reizte. Sogleich mußte sich der Bursche niedersetzen und
die Antwort schreiben, die er ihm unter dem frischen Eindruck
des eben empfangenen Briefes in die Feder diktirte. Unwillkür-
lich wurde seine Sprache leidenschaftlicher und wärmer, seine
ganze Ausdrucksweise feiner und gewählter. Wenn er auch den
Geist und die Maske eines Offiziersburschen beibehielt, so be-
mühte er sich doch, überall, wo sich dazu Gelegenheit bot, seinen
Witz und angebornen Humor glänzen zu lassen. Mit der Be-
schreibung des Lagerlebens und der kriegerischen Ereignisse