Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1873)

Die Menge der Milch vermindert sich im Verhältniß der 
gestörten Futteraufnahme. 
Der Verlauf der Krankheit ist in der Regel gutartig, fast 
immer bei sonst gesunden Thieren, wenn der Ausschlag in sei- 
nem Verlauf nicht durch ungünstige Verhältnisse gestört wird, 
pd keine Verdauungsleiden over andere Krankheiten hinzutreten. 
Störend .auf den Verlauf des Ausschlages wirken Kälte, 
sowie große Hitze in übersetzten dunstigen Stallen, starke Be 
leidigungen der Ausschlagsstellen durch hartes Futter, Azung 
auf der Weide, andauerndes Stehen und Herumlaufen, sowie 
sorgloses Verfahren beim Melken u vgl. 
In etwa 8 bis 14 Tagen heilen die von der Oberhaut 
entblößten Stellen in der Regel aus; sie bedecken sich mit neuen 
Oberhautschichten, und die Genesung geht rasch vor sich. 
Als Nachkrankheiten entstehen am häufigsten Fußentzündun- 
gen und Euterkrankheiten. Die Fußentzündungen können zu 
lange dauernden Klauengeschwüren, selbst zum Ausschuhen 
führen; sie bedingen hie und da unregelmäßige Ernährung 
des Hornes und Mißgestaltung der Klauen. Im Euter bleibt 
hin und wieder die Milchabsonderung dauernd vermindert; es 
entstehen Verhärtungen in der Milchdrüse, Verengerungen und 
Verwachsungen der Zitzen und andere Folgen von EntzündungS« 
Herden. 
Hin und wieder verwerfen trächtige Kühe während des 
Krankheitsverlaufes. 
Verbindungen mit Milzbrand und anderen schweren Krank- 
heiten treffen um so häufiger zu, als in Seuchenzeiten oft der 
ganze Viehstand einer Gegend an Maul- und Klauenseuche 
leidet, und somit wohl Thiere unter den seuchekranken vorkom. 
men können, die den Keim anderer Krankheiten schon in sich 
tragen oder den Ursachen derselben ausgesetzt sind. 
Ohne solche Komplikationen erliegen ausnahmsweise einzelne 
Thiere der Maul- und Klauenseuche. Vor allem zarte junge 
Thiere: Kälber, Ferkel, Lämmer und Zicklein, sodann Weidevieh, 
das während der Seuche äußern Unbilden ausgesetzt oder nicht 
befähigt ist, sich ausreichend zu ernähren. 
ES kann in einzelnen seltenen Fällen auch vorkommen daß 
sich der Ausschlag auf den Schlund und die Vormägen aus- 
breitet und den Tod der Thiere bedingt. Oder eS entwickelt 
sich ein heftiger Lungenkatarrh, verstopft einzelne Zweige der 
Luftröhre und bedingt Athmungsstörungen. Auch bilden sich 
bei Störungen im HeilungSvorgang der Ausschlagstellen Ge 
schwüre und diese können durch Ueberführung von Eiter und 
Jauche inS Blut Vergiftung des letztern und einen tödtlichen 
Ausgang bedingen, oder sonst langwieriges Siechthum erzeugen. 
Die im ganzen seltenen Fälle eines tödtlichen Ausgangs 
der Maul- und Klauenseuche werden meistens durch unzweck- 
mäßige Behandlung veranlaßt. Wenn den Thieren Flüssig- 
— Küperei? — fort aus meinen Augen schändlicher Bursche! 
— fort mit Dir!" — Und damit packte Meister Martin den 
armen Friedrich bei den Schultern und warf ihn zur Werkstatt 
hinaus. Das Hohngelächter der rohen Gesellen und der Lehr- 
burschen folgte ihm nach. Nur der alte Valentin faltete die Hände, 
sah gedankenvoll vor sich hin und sprach: „Gemerkt Hab' ich 
wohl, daß der gute Gesell Höheres im Sinne trug, als unsere 
Fässer." Frau Martha weinte sehr, und ihre Buben schrieen und 
jammerten um Friedrich, der mit ihnen freundlich gespielt, und 
manches gute Stück Backwerk zugetragen hatte. 
Beschluß. 
So zornig nun auch Meister Martin auf Reinhold und Friedrich 
sein niochte, gesteben mußte er doch sich selbst, daß mit ihnen 
alle Freude alle Lust an der Werkstatt gewichen. Bon den neuen 
Gesellen erfuhr er täglich nichts als Aergerniß und Verdruß. 
Um jede Kleinigkeit mußte er sich bekümmern, und hatte Mühe 
und Noch, daß nur die geringste Arbeit befördert wurde nach 
seinem Sinn. Ganz erdrückt von den Sorgen des Tages seufzte 
keiten eingegossen werden, die mit ungelösten Substanzen ge- 
mengt sind, gleichwohl ob NahrungS- oder Arzneimittel, so kann 
durch Ueberschütten oder in Folge erschwerten SchlingenS ein 
Theil der Flüssigkeit in den Kehlkopf überfließen, durch die 
Luftröhre und ihre Verzweigungen in die Lunge gelangen, woraus 
unheilbare Erkrankungen dieses Organs erfolgen. 
Der günstigste Verlauf der Maul- und Klauenseuche läßt 
sich erwarten, wenn die Thiere ruhig im Stalle gehalten werden, 
der Stall geräumig und warm ist, die Luft desselben regel- 
mäßig erneuert wird, damit sie nicht dunstig und zu warm 
werde; wenn die Thiere auf weicher Streue nach Bednrfniß 
bequem liegen können, häufig getränkt werden, und weiche 
Nahrung in ausreichender Menge erhalten, wie Milch, Mehl- 
wasser, Abkochungen von Gerste oder Roggen, Malz, Schlempe, 
Kleien, Grummet (Emd) oder weiches Grünfutter, gekochtes 
und zerstoßenes oder abgebrühtes Wurzelwerk wie Kartoffel, 
Möhren zc. 
Der günstige Verlauf der Krankheit wird befördert durch 
Unterlassung jeder medizinischen Behandlung und Vermeidung 
jeden Eingriffs auf die kranken Theile. Nur bei Fußgeschwüren 
ist Reinigung derselben nothwendig. 
In den seltenen Fällen, wo andere Krankheiten hinzutreten 
oder die oben angeführten außerordentlichen Erscheinungen in 
den Verdauungs- und Athmungsorganen, an den Füßen oder 
am Euter auftreten, ist eine ärztliche Kur am Platz, die aber 
in jedem einzelnen Falle besonders zu bestimmen ist. 
(Schluß folgt.) 
Politische Rundschau. 
Deutschland. Der am 18. d. in Genf in dem von ihm 
bewohnten Hotel „Beau Rivage" am Schlagfluß gestorbene 
Herzog K a r l v o n B r a u n sch w e i g war der am 30. Oktober 
1804 geborne Sohn des berühmten Friedrich Wilhelm von 
Braunschweig-OelS, der bei Quatrebras am 16. Juni. 1815 ~ 
gefallen ist. Die „Voss. Ztg." schreibt über ihn: Da die 
Mutter, eine Prinzessin von Baden, bereits 1808 gestorben 
war, fiel nach den Hausgesetzen die Vormundschaft und die 
Landesverwaltung dem nächsten Agnaten zu, dem König Georg 
.IV. von England. Dem Grafen Münster ward die Erziehung 
deS jungen Herzogs anvertraut, bis dieser, 19 Jahre alt, am 
30. Oktober 1823 die Regierung antrat, um das monarchische 
System gründlich zu kompromittiren. Aus kindischem Haß ge- 
gen seinen Vormund und Graf Münster wurden die von letz- 
terem geschaffenen Einrichtungen beseitigt, die in die Verwaltung 
berufenen Männer entfernt. Günstlinge, meist unfähige, charak- 
terlofe Menschen, wurden in die Aemter und in die Nähe des 
Herzogs gezogen. Die Unzufriedenheit, welche diese Maßregeln 
weckten, rief ein planmäßiges, bis zur rücksichtslosesten Härte 
er dann oft: „Ach, Reinhold, ach, Friedrich hättet ihr mich doch 
nicht so schändlich hintergangen, wäret ihr doch nur tüchtige 
Küper geblieben!" Es kam so weit, daß er oft mit dem Ge- 
danken kämpfte, alle Arbeil gänzlich aufzugeben 
In solch' düstrer Stimmung saß er einst am Abend in seinem 
Hause, als Herr Iakobus Paumgartner und mit ihm Meister 
Johannes Holzschner ganz unvermuthet eintraten. Er merkte 
wohl, daß nun von Friedrich die Rede ftin würde, und in der 
That lenkte Herr Paumgartner sehr bald das Gespräch auf ihn, 
und Meister Holzschuer fing denn nun gleich an, den Jüngling 
auf alle nur mögliche Art zu preisen. Er meinte, gewiß sei es 
daß bei solchem Fleiß, bei solchen Gaben Friedrich nicht allein 
ein trefflicher Goldschmied werden, sondern auch als herrlicher 
Bildergießer geradezu in Peter Fischer's Fußstapfen treten müßte. 
Nun begann Herr Paumgartner heftig über das unwürdige Be- 
tragen zu schelten, das der arme Gesell von Meister Martin 
erlitten, und beide drangen darauf, daß, wenn Friedrich ein tüch- 
tiger Goldschmied und Bildergießer geworden, er ihm Rosa falls 
nämlich diese dem von Liebe ganz durchdrungenen Friedrich hold
	        

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