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Abeken ein tüchtiger Mitarbeiter gestorben. Er habe selbst
Roon gebeten, daS preußische Ministerpräsidium zu übernehmen,
er habe zu ihm, wie zu wenigen Andern das Vertrauen. Roon
habe sich sehr schwer herbeigelassen, und nur des Kaisers Wort
habe den allen Soldaten bestimmt. Er, Bismark, sei keinen
Jntriguen zum Opfer gefallen und eS bestehe kein Zwiespalt
zwischen dem Reichskanzleramt und dem preußischen Ministerium.
Im preußischen Landlage haben die Debatten über die
neuen Kirchengesetze begonnen, nachdem bereits eine Kommission
diese Frage vorberathen hatte. Artikel 15 und 18 der preußi
schen Verfassung sollen künftig folgendermaßen lauten: Art.
15: „Die evangelische und die römisch-katholische Kirche und
jede andere Religionsgesellschaft ordnet und verwaltet ihre
Angelegenheiten selbständig, bleibt aber den S t a a t S g e-
setzen und der gesetzlich geordneten Staatsaufsicht un-
terworfen. Mit gleicher Maßgabe bleibt jede Religions-
gesellschaft im Besitz und Genuß der für Kultus, Unterrichts-
und Wohlthatigkeitszwecke bestimmten Anstalten, Stiftungen und
Fonds." Art. 18: „Das Ernennungs-, Vorschlags-, Wahl-
und Bestätlgungsrecht bei Besetzung von Kirchen stellen, so weit
dem Staate zusteht und nicht auf Patronat oder auf be-
sondern Rechtstiteln beruht, ist aufgehoben. Auf die An-
stellung von Geistlichen beim Militär und bei öffentlichen An-
stalten findet diese Bestimmung keine Anwendung. Im Ueb-
rigen regelt das Gesetz die Befugnisse des Staates hinsichtlich
der Vorbildung, Anstellung und Entlassung der
Geistlichen, und stellt die Grenzen der kirchlichen Disziplinar-
gewalt fest."
Oesterreich. Von der Wahlreform ist es wieder still
geworden. Nach einigen Zeitungsberichten soll sogar die Er-
ledigung dieser Frage noch bedeutend hinausgeschoben werden.
Dagegen tritt eine andere, anfänglich ganz unschembare Frage
in den Vordergrund. Es ist dies die Beamtenvorlage. Das
Kabinet ist im Gegensatze zu der Mehrheit des Finanzaus-
schussts der Ansicht, daß die Einteilung der Beamten in die
vom Gesetze lystemisirten neuen Rangklassen im Wege der
Exekutive zu erfolgen habe, während die Linke das Recht der
Legislative bierauf gewahrt wissen will. Es steht bei dieser
Frage die Ledensstellimg von nicht weniger als 23,455 Be-
Amte» in Diskussion. Zu dieser Anzahl von 23,455 öfter-
reichischen Beamten sind noch 1379 Mos abjutirre Hilfsar
beiter (Aspiranten) und 15,507 Diener beizuzählen, um an
diesem Umfange des österreichischen Beamtenheeres die Größe
und Tragweite dieser Frage richtig beurtheilen zu können.
AuS Vorarlberg berichtet die Feldkircher Zeitung, daß die
Gemeinden HohenemS, Lüsten au, Höchst und Dornbirn wegen
bedurfte, aushalf, zugleich ihn aber den ärgsten Sonderling schalt,
den es wohl je gegeben
Das Schicksal, sprach er, gibt uns Winke, auf welchem Wege
'wir unser Heil suchen sollen und finden, uur in unserer Indolenz
liegt es, wenn wir diese Winke «icht beachten, nicht verstehen.
Dir hat die höhere Macht, die über uns gebietet, sehr deutlich
in'S Ohr geraunt: Willst du Geld und Gut erwerben, so gehe
hin und spiele, sonst bleibst du arm, dürftig, abhängig immer-
dar.
Nun erst trat der Gedanke, wie wunderbar das Glück ihn
an der Farobank begünstigt hatte, lebendig vor seine Seele, und
träumend und wachend sah er Karten, hörte er das eintönige
— gagne — perdu des Bankiers, das Klirren der Goldstücke!
Es ist wahr, sprach er zu sich selbst, eine einzige Nacht, wie
jene, reißt mich ans der Noth, überhebt mich der drückenden
Verlegenheit, meinen Freunden beschwerlich zu fallen' es ist
Pflicht, dem Winke des Schicksals zu folgen.
Eben der Freund, der ihm zum Spiel gerathen, begleitete
ihn in's Spielhaus, gab ihm, damit er sorglos das Spiel be-
ginnen könne, noch zwanzig Louisdor.
der in Altenstadt konstanten Lungrnseuche gegen das Oberland
(von HohenemS aufwärts) absolute Viehsperre angeordnet haben.
Ein Telegramm desselben BlatteS konstatirt auch, daß die
Lungenseuche in HittiSau (Vregenzerwald) ausgebrochen sei.
Frankreich. Die französische Nationalversammlung be-
schäftigl sich gegenwärtig mit weniger hochpolitischen Gegen-
ständen. So wurde ein Gesetz gegen die Trunksucht ansgear-
beitet ; es ist nach demselben, wenn es streng gehandhabt wird,
in Frankreich nicht mehr zu rathen, zu tief in's Glas zu gu-
cken. Wichtiger und wohl auch unentbehrlicher ist das Gesetz
über die Kinderarbeit in den Fabriken, welches eben behandelt
und angenommen wird. Die Kinder sollen nach demselben vor
dem erfüllten 19. Jahre nicht zur Fabrikarbeit verwendet wer-
den. In Deutschland, der Schweiz und Nordamerika gilt die
diesbezügliche Gesetzesverordnung bis zum 12. Jahre.
Der kaiserliche Prinz „Napoleon IV." hat den Namen
Graf Pierrefonds angenommen und ist in die Kriegsschule von
Woolwich zurückgekehrt.
Der „Ordre" bringt ein ans London vom 23. Januar
datirtes Schreiben von Klemmt Duvernois, das man allge-
mein als ein Manifest der Bonapartisten betrachtet. In dem-
selben werden Chambord, die Orleans und die Republik für
unmöglich erklärt und der kleine Louis als der Einzige darge-
stellt, welcher Frankreich retten könne.
Schweiz. Nach einem Telegramme des „freien Rhätiers"
hat der Bundesrath die Vorlagen von Graubünden über An-
forstungen und Verbauungen im Hochgebirge genehmigt und
die Beitragsverhältnisse aus der Bundeskasse, wie aus der
Hilssmillion festgesetzt.
Das finanzielle Ergebniß des letztjährigen Eidgenössischen
Schützenfestes in Zürich war ein günstiges; die vom Konnte
festgesetzte Dividende beträgt 20% und es kann möglicherweise
noch eine Nachzahlung an die Aktionäre geleistet werden, da
die Rechnung noch nicht endgiltig abgeschlossen ist.
Verschiedenes.
Gewitter und Sturm am 19. v. M. Das plötzliche
und ungewöhnlich tiefe Sinken des Barometers, dem bei uns
das sturmartige Schneegestöber lsolgte und Manchen zuerst zu
der Vermuthung brachte, sein Barometer wäre nicht mehr in
gutem Zustande, scheint noch anderwärts beobachtet worden zu
sein. In Paris fand zu dieser Zeit ein Gewitter von einer
ganz ungewöhnlichen Heftigkeit statt. Während einer halben
Stunde erfolgte Blitz auf Blitz und ein mit Hagel vermischter
wolkenbruchartiger Regen verwandelte alle Straßen in einem
Hatte der Chevalier damals, als er für - den alten Obri-
sten pointirte, glänzend gespielt, so war dies jetzt doppelt der
Fall. Blindlings, ohne Wahl zog er die Karten, die er setzte;
aber nicht er, die unsichtbare Hand der höhern Macht, die mit
dem Zufall vertraut oder-.vielmehr das selbst ist, was wir Zu-
fall nennen, schien sein Spiel, zu ordnen. Als das Spiel geen-
det, hatte er tausend Loyisdoh gewonnen.
In einer Art von Betätigung erwachte er am andern Mor-
gen. Die gewonnenen Goldstücke lagen aufgeschüttet neben ihm
auf dem Tische. Er glaubte im ersten Augenblick zu träumen,
er rieb sich die Augen, er erfaßte den Tisch, rückte ihn näher
heran, als er in den Goldstücken wühlte, als er sie wohlgefällig
zählte und wieder durchzählte, da ging zum ersten Mal wie ein
verderblicher Gifthauch die Lust an dem schnöden Mammon
durch sein ganzes Wesen, da war es geschehen um die Reinheit
der Gesinnung, die er so lange bewahrt! —
Er konnte kaum die Nacht erwarten, um an den Spieltisch
zu kommen. Sein Glück blieb sich gleich, so daß er in wenigen
Wochen/ während welchen er beinahe jede Nacht gespielt, eine
bedeutende Summe gewonnen hatte. (Forts, folgt.)