was ihnen auch gelang. Der ostgothische König Wittges trat
nämlich Churrätien nebst anderen Besitzungen dießseitS der
Alpen an die Franken ab (536).
Bäduz, 19. Äug. Der Sommer nahet dem Herbste. Die
tropischen Tage, wie sie dieser Sommer brachHMsind vorüber
und Mancher wird wohl froh sein, aus deWBereiche der
HundStage heraus zu kommen. Mancher wird auch denken:
Schade, schade, daß dieser warme Sonnenschein nicht mehr
Trauben zur Reise bringen konnte und wird wohl auch in
wehmutsvoller Entsagung sich die wein- und mostleere Zukunft
ausmalen. DaS Obst wird enorm hohe Preise erhalten. In
der Schweiz wurde nach Zeitungsberichten Tafelobst der Zentner
(wohlverstanden, nicht der Doppelzentner) mit 27 Franken be-
zahlt und seien bereits schon Kaufverträge abgeschlossen wor-
den, wonach der Zentner Mostobst, reifes und unreifes durch-
einander, aus 12 Franken zu stehen komme. Die Mosttrinker
werden daher dieses Jahr wohl besser und billiger Bier trin
ken, als so kostspieliges Obst kaufen. Der Mangel an Ge-
tränke wird dieses Jahr in vielen Gegenden zu einer großen
Kalamität. Insbesondere ist dieser Uebelstand doppell zu be-
dauern, als durch solche Verhältnisse der Konsum des sogen,
künstlichen Branntweins (vulgo JuvenschnapseÜ) ein viel größerer
und daher auch für den sittlichen Haushalt ein viel Gefahr
drohender wird. Es wäre diesen Mißverhältnissen zum Theil
Abhülfe zu leisten, wenn das in Deutschland sehr bekannte
sogen. Weißbier von den benachbarten Brauereien gemacht würde,
da auf diese Weise gerade der arbeitenden Bevölkerung ein ver-
hältnißmäßig sehr billiges und doch gesundes Getränke geboten
würde. Das gewöhnliche Bier ist für manchen Arbeiter im
Allgemeinen zu theuer, ^ind da er bei anstrengender Beschäsli-
gung doch etwas Gedanke hqhen muß, so ist'er sozusagen
allein auf den importlrten Branntwein angewiesen, der im
Ganzen genommen mehr schadet als nützt. Zum Glücke stehen
übrigens die Fetdfrüchte sehr schön, und ist somit iür den
Hutt^er genuMo voll unserm Herrgott gesorgt. Der Durst
läßt sich im Nothfalle auch mit Wasser stillen, daS wir immer
haben; für den Hunger muß aber Jahr für Jabr das Noih-
wendige aus der Erde kommen, und wenn dieses fehlt, sind
wir übler bestellt
Politische Rundschau.
Deutschland. Reichskanzler Bismark hat Varzin verlassen
und tritt nun wieder an die Spitze der Geschäfte. In erster
Linie gedenkt er sich hauptsächlich mit der Regelung des Ver-
hältnisses zwischen Preußen und dem Reiche zu befassen. —
Der deutsche Kronprinz hat eine BesuchSreise in Schweden
Friedrich zu seinem Gram bemerkte, mit rothverweinten- Augen
Sie hat um ihn geweint, sie liebt ihn doch wohl, so sprach es
in seinem Innern und vermochte nicht den Blick auszuheben Zu der,
die er so unaussprechlich liebte.
Das große Faß war fertig geworden, und nun erst wurde
Meister Martin, als er das wohlgelungene Stück Arbeit betrach-
tete, wieder lustig und guter Dinge. „Ja, mein Sohn," sprach
er, indem er Friedrich auf die Schulter klopfte, „ja, mein Sohn,
es bleibt dabei, gelingt es Dir Rosas Gunst zu erwerben, nnd
fertigst Du ein tüchtiges Meisterstück, so wirst Du mein Eidam
Und zur edeln Zunft der Meistersänger kannst Du dann auch
treten und Dir große Ehre gewinnen."
Meister Martins Arbeit häufte sich nun über alle Maßen, so
daß er zwei Gesellen annehmen mußte, tüchtige Arbeiter, aber
rohe Bursche, ganz entartet auf langer Wanderschaft. Statt manches
anmuthig lustigen Gesprächs hörte man jetzt in Meister Martins
Werkstatt genieine Späße statt der lieblichsten Gesänge Reinholds
und Friedrichs, häßliche Zottenlieder. Rosa vermied die Werk,
statt, so daß Fnedrich sie nur selten und flüchtig sah. Wenn er
und Norwegen gemacht und ist dort sehr freundlich empfangen
worden. Wie schon der neue König Oskar die Borurtheile
seines Vorgängers gegen Deutschland nicht theilt, so soll auch
in der Anschauung der Bevölkerung ein Umschwung zu Gunsten
deS stammverwandten deutschen Reiches eingetreten sein.
Die „Kieler Ztg." behauptet, seit die Herzogtümer von
Dänemark losgelöst und mit Preußen vereinigt worden, hatten
sie in ihrem Fortschritt einen Zeitraum von 50 Jahren über
sprungen. Die Wahlen werden das Emverständniß der Be-
völkerung mit ihrer neuen Stellung beweisen^
„Arbeit ist das beste Mittel gegen politische Leidenschaft."
Diesen Rath, den Thiers einmal den Südamerikanern ertheilte,
scheint BiSmark in Elsaß-Lotbringen in Anwendung zu bringen.
Eisenbahnen, Kanäle, Straßen werben gebaut, allerorten öf-
fentliche Anstalten errichtet, Schulen und Industrie gehoben.
— In Magdeburg ist die Trichinenkrankheit ausgebrochen.
Soweit bis''jetzt bekannt, sind etwa 20—30 Personen in der
alten Neustadt mehr oder weniger schwer betroffen Die Krank--
heit ist wie gewöhnlich durch den Genuß rohen Schweinefleisches,
das von einem dort wohnenden Fleischer bezogen wurde, her-
beigeführt worden.
Oesterreich. Das Publikum hat von der Ausstellung in
Wien schon manches zu lesen bekommen Neu ist aber vielleicht
manchem noch, daß dieser Tage auS Aulaß der Weltausstellung
ein Blindenkongreß stattgefunden hat Die Ausstellung ist doch
gewiß etwas für das Auge; die Anwendung des. Tastsinnes
ist sogar ausdrücklich untersagt, indem Niemand die Gegenstände
berühren darf; für das Gebor sind auch höchstens die Jnstru-
mente und Orgeln da, welche letzteren hinundwieder geschlagen
oder, wenn dieser Ausdruck veraltet ist, gespielt werden. Gleich
viel! Die Blinden sind nun einmal gekommen, aus der alten
und neuen Welt, blinde Blindenlehrer, auS Oesterreich, Deutsch
land, England, Belgien, Italien, Spanien, Schweden, Däne-
mark, Rußland uyd Amerika. Auch der Präsident, Hr Frankl,
litti nicht mpnt'ocr z" s-in nss kie Anderen, war blind. Er
konnte es daher nicht machen, wie einmal ein neugebackener
Hr. Landammann in einer kleinen europäischen Hauptstadt,
welcher, als er gewählt worden war, seine Rede von einem zu
Hause in den Hut gesteckten Papier ablas, sondern er mußte
sie auswendig wissen. Er sagte in derselben, nicht Ludwig der
Fromme von Frankreich habe die erste Blindenanstalt gegründet,
sondern ein deutscher Fürst, der Herzog Wels VI,, selbst blind,
sei es gewesen, der eine solche im Jahr 1t 78 in's Leben rief.
— In Wien sind in der mit dem 2. August ablausenden
Woche 93 Todesfälle an Cholera vorgekommen, eine Steigung
gegen die Vorwoche um 20 Die Wiener Blätter verhehlen
nicht, daß die Cholera an Ausdehnung gewonnen hat.
Belgien. Der nach Brüssel für den Oktober d I. ein-
dann in trüber Sehnsucht sie anschaute, wenn er seufzte: „ach,
liebe Rosa, wenn ich doch nur wieder mit Euch reden könnte,
wenn Ihr wieder so freundlich wäret, als zur Zeit, da Neinhold
noch bei uns war," da schlug sie verschämt die Augen nieder und
lispelte: „habt Ihr mir denn etwas zu sagen, lieber Friedrich!"
— Starr, keines Wortes mächtig, stand Friedrich dann da uud
der schöne Augenblick war schnell entfloh'n wie ein Blitz, der auf-
leuchtet im Abendroth und verschwindet als man ihn kaum ge-
wahrt. — .
Meister Martin bestand nun darauf, daß Friedrich sein Meister-
stück beginnen sollte. Er hatte selbst das schönste und reinste
Eichenholz, ohne die mindesten Adern und Streifen, das schon
über fünf Jahre im Holzvorrath gelegen, ausgesucht, und niemand
sollte Friedrich bei der Arbeit zur Hand gehen, als der alte
Valentin. War indessen dem armen Friedrich durch die Schuld
der rohen Gesellen das Handwerk immer mehr verleidet worden,
schnürte es ihm jetzt die Kehle zu, wenn er daran dachte, daß
nun das Meisterstück auf immer über sein Leben entscheiden solle.
Jene seltsame Angst, die in ihm aufstieg, als Meister Martin