geladen, um dort erzogen zu werden. In römischer Sprache
und nach römischem Recht wurde Gericht gehalten. Der ein-
heimische Gölterkult ging im römischen auf.
(Fortsetzung folgt.)
Politische Rundschau.
Deutschland. Hinsichtlich des neuen Mausergewehrs sind
die „Deutschen Nachrichten" in der Lage mit;utheilen, daß das
preußische Kriegs-Ministerium einer bedeutenden Zahl in- und
ausländischer Gewehrfabriken den Auftrag zur Anfertigung von
vorläufig einer Million Gewehren, d. h einer vollständigen
Kriegsausrüstung, ertheilt hat. Die einzelnen Theile des Ge
wehrs werden getrennt in den ausländischen Fabriken gefertigt.
Französischen Technikern soll es nach einzelnen Theilen des Ge
wehrs gelungen sein, eine Eopie desselben herzustellen; die
französische Armee wird jedoch das Chassepot beibehalten.
Wie man hört soll Fürst Bismark hauptsächlich auf eine
schnelle Beschaffung des neuen Gewehrs hingewirkt haben.
Die Erfindung möglichst wirksamer Mordinstrumente scheint
eine Hauptaufgabe unserer zivilisirten Zeit zu sein.
— Das bairische Städtchen Jmmenstadt ist von dem in
Folge eines furchtbaren Orkans angeschwollenen Steigbache
förmlich verwüstet worden.
Am 30. Juli waren zwar erst 6 Leichen gefunden, dagegen
find 56 Personen als vermißt bei der Behörde angezeigt und
eS erscheint als höchst wahrscheinlich, daß sie sämmtlich ertrun-
ken sind.
AuS dem Landgerichtögebäude wurde ein ganzes Stück heraus-
gerissen und daS Innere dadurch offen gelegt; das Theater ist
durchbrochen worden ; die kräftigen Pfeiler der Eisenbahnbrücke
stehen gebogen da. In den Kaufläden, welche in ihrer ganzen
Höhe unter Wasser gesetzt wurden, sind fast sämmtliche Waaren
verdorben und weggeschwemmt worden; kurz, das angerichtete
Unheil läßt sich kaum schilvern. Die Stadt bietet einen höchst
traurigen, trostlosen Anblick; Balken. Bäume, HauStrümmer
und todteS Vieh aller Art bedecken die Straßen, welche mit
Schlamm und herangetriebenem Gestein gefüllt sind.
Frankreich. Die französische Nationalversammlung ist in
die Ferien gegangen und wird nun einige Zeit der Ruhe pfle-
gen. Ihre letzte wichtigere und auch gute Beschlußfassung war,
daß sie die auf früherer sreihändlerischer Basis ruhenden Han-
delSverträge mit England und Belgien genehmigte und daS
ThierS'fche Schutzzollsystem über Bord warf. Die neueste Bot'
schast Mac Mahons erwähnt das Verdienst des gestürzten
Präsidenten Thiers um die ihrem Abschluß entgegengehende Ge-
bietsräumung; obwohl die Kundgebungen zu Gunsten Thiers
beim Abzug von deutschen Truppen ungern gesehen werden.
gemalt worden. O I?osa — Rosa — o Du Herr des Himmels,
seufzte Friedrich; da klopfte ihn Reinhold, der hinter ihm einge-
treten, auf die Schulter und fragte lächelnd: „nun, Friedrich, was
sagst Du zu meinem Bilde?" Da drückte ihn Friedrich an seine
Brust und rief: „o Du herrlicher Mensch — Du hoher Künstler!
ja nun ist mir Alles klar! Du, Du hast den Preis gewonnen,
um den zu ringen ich Aermster keck genug war! — Was Inn ich
denn gegen Dich, was ist meine Kunst gegen die Deinige? —
Ach, ich trug auch wohl manches im Sinn! — lache mich nur
nicht aus, lieber Reinholdsieh, ich dachte, wie herrlich müßt'
es fein, Rosa's liebliche Gestalt zu formen und zu gießen im
feinsten Silber, aber das ist ja ein kindisches Beginnen, doch Du!
Du! — wie sie so hold, so in süßem Prangen aller Schönheit
Dich anlächelt! — ach, Reinhold — Reinhold Du überglücklicher
Mensch! — Ja, wie Du damals es aussprachst, so begibt es
sich nun wirklich! wir haben beide gerungen Du hast gesiegt,
Du mußtest siegen, aber ich bleibe Dir mit ganzer Seele. Doch
verlassen muß ich das HauS, die Heimat, ich kann ja nicht er>
kragen, ich müßte ja vergehen, wenn ich nun Rosa wiedersehen
Aus diesem Grunde halten auch die französischen Behörden
den Tag der endgültigen Räumung sehr geheim; da sie derar-
tige Kundgebungen für Thiers und die Republik verhindern
wollen.
Den Fahnenhändlern in Nancy ist eS verboten worden,
Fahnen mit „Vive la Republique!" und „Vive Thiers!" in
ihren Schaufenstern auszustellen. Dieselben werden aber doch
in Masse gekauft. In Remiremont wurden die Volkshaufen,
welche am letzten Sonntag nach dem Abzug der Deutschen die
Straßen durchzogen und der Republik und Thiers Hochs dar-
brachten, von den Gendarmen ebenfalls auseinander getrieben.
Als die Menge mit einer Musikbande an der Spitze und die
Marseillaise singend an der Unterpräfektur ankam, gingen die
Gendarmen mit gefälltem Bayonnet gegen dieselbe vor und
trieben sie aus einander. Widerstand wurde nirgends geleistet.
Auch kam es weder zu Verhaftungen noch zu Verwundungen.
Bezüglich des Auseinandergehens der Nationalversammlung
bemerkt der „TienS-Public" das Organ von Thiers : Die Abend-
glocke hat geläutet, vier Monate wird Frankreich schlafen, und
tragt dann: Was wird das Erwachen sein?
Spanien. Gegenwärtig geht es mit dem Kriegsglücke
der jungen Republik etwas besser. Die Carlisten erlitten bei
Marcdedeö eine Niederlage, wobei 700 republikanische Gefan-
gene in Freiheit gesetzt wurden. Die Stadt Alemoia schlug
den Angriff der Jnsurgemenschiffe zurück, ebenso ist die Jnsur-
rektion von Sevilla vollständig unterdrückt.
Die deutsche Fregatte „Friedrich Karl" hat die „Vigilante"
gekapert. Der Hergang ist folgender:
Als der „Friedrich Karl" dem „Vigilante" begegnete, hatte
der letztere nicht weniger denn drei Fahnen aufgehißt, die spa-
nische, eine dreifarbige und eine rothe; er dachte wohl, man
könne des Guten nie zu viel thun. Der Kapitän der Fre- .
gatte „Friedrich Karl" nahm ihn in's seerechtliche Examen:
„Wo ist Euer Kapitän?" „Wir haben keinen." „Ihr habt
keinen Seeoffizier an Bord?" „Nein." „Welcher Macht ge-
hört Ihr an?" „Dem Kanton Murcia." „DaS ist ein
Staat, den wir nicht kennen. Aber was treibt Ihr denn auf
offenem Meer mit einem Kriegsschiff, das mit Kanonen und
Munition ausgerüstet ist?" „Eine bloße Lustfahrt," antwor-
tete der Deputirte uud Mitdiktator von Carthagena, Galvez.
„Sehr gut," antwortete Kapitän Werner, „ich weiß, waS ich
in diesem Fall zu thun habe," und nahm den Herrn Galvez
mit sämmt seinen Freunden gefangen, gestützt auf die betreffen-
den Artikel des Seerechtes, welche Privaten nicht gestatten, ohne
irgend welche Autorifation oder Patent mit Kriegsschiffen „Lust-
fahrten" zu machen.
Galvez, der auf dem „Vigilante" gefangene Oberkomman-
dant, war in bürgerlicher Tracht, mit murcianifchen Binsen«
sollte. Verzech' das mir, mein lieber, lieber, hochherrlicher Freund.
Noch heute — in diesem Augenblick fliehe ich fort — fort in
die weite Welt, wohin mein Liebesgram, mein trostloses Elend
mich treibt!" — Damit wollte Friedrich zur Stube hinaus, aber
Reinhold hielt chn fest, indem er sanft sprach: „Du sollst nicht
von hinnen, denn ganz anders, wie Du meinst, kann sich Alles
noch fügen. Es ist nun an der Zeit, daß ich Dir Alles sage,
was ich bis jetzt verschwieg. Daß ich kein Küper, sondern ein
Maler bin, wirst Du nun wohl wissen, und, wie ich hoffe, an
dem Bilde gewahren, daß ich mich nicht zu den geringen Künstlern
rechnen darf. In früher Jugend bin ich nach Italien gezogen,
dem Lande der Kunst; dort gelang es mir, daß hohe Meister
der Kunst sich meiner annahmen und den Funken, der in mir
glühte, nährten mit lebendigem Feuer. So kam es, daß ich mich
bald aufschwang, daß meine Bilder berühmt wurden in ganz
Italien, und der mächtige Herzog von Florenz mich an seine«
Hof zog.
(Fortsetzung folgt.) .