Volltext: Liechtensteinische Wochenzeitung (1873)

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Fuße derselben begannen meist Sumpf- und Moorflachen. Erst 
allmälig entsumpften sich die Thäler, wurde« die Wälder lichter 
und bedeckten sich die Berge mit grüner Weide. Mit dem ful< 
turfähigen und kultivirten Boden mehrte sich auch die Bevöl- 
kMM ' 
WUyiwi^nun aber von den Ureinwohnern erzählen sollen, 
so sind Nr allerdings nicht so glücklich, wie der Verfasser der 
Feldkirchex Chronik (Brugger), welcher die Gründer der Stadt 
uylr die ersten- Bewohyer des Landes in ununterbrochener 
Stammlinie mit den Söhnen Noa'S in Verbindung zu bringen 
Wiß? Für diese ältesten Zeiten ist es- \t$x'fchmTer^,. sichere M- 
haksp-unkte zu.gewinnen.? Äei! jedem Geschichtsschreiber begegnet 
man wieder andern Ansichten. Etst von der Zeit an, wo die 
Röiner Äätien eroberten (15 v. Ehr.) haben wir Wenigstens 
die^.HMUe^ign.lM ^chriMen.. So viel scheint, jedoch 
gewiß zu sein, daß zur Zeit der römischen Eroberung die Be 
völkerung Rätiens aus drei Völkerstämmen vermischt war. Diese 
drei Stämme waren die sogen. Pfahlbauleute, die Kelten und 
dte eigentlichen Rätier. Die erster» sind wohl die ältesten Be 
wohner Rätiens unv der umliegenden Gegenden. Sie bewohn 
ten Hütten, die sie in Seeen auf Pfahlwerk erbaut hatten. 
Solches Pfahlwerk mit verschiedenen Gerätschaften zc. wurde 
seit 1853 im Zürich- und Bodensee, sowie in vielen andern 
Seeen und Torfmooren entdeckt. Im Rheinthale haben sich 
bisher keine Spuren gezeigt. Die Kelten waren ein von Osten 
her eingewandertes Urvolk. Sie waren kriegerisch, ungestüm im 
Angriffe, aber wenig ausdauernd. Einzelne Stämme waren 
Halbwilde, andere brachten es zu festen Wohnsitzen, zu Acker- 
bau und Gewerben. Ein Stamm waren die Gallier, die sich 
im jetzigen Frankreich, in Ratien und Oberitalien niederließen 
Von ihnen entwirft Kaiser folgende Schilderung: „Sie schliefen 
auf bloßer Erde, aßen sitzend, was den Römern ausfiel, da sie 
liegend zu essen pflegten. Jhr^ Häuser fetzten sie aus unbe- 
hauenett Balken und Brettern zusammen und machten ein Dach 
darüber. Die Schweine- und Schafzucht war bei ihnen beson- 
ders in Aufnahme. Beim Getreioemangel wurden die Eicheln 
getrocknet, zu Mehl gemahlen und zu Brod gebacken; auch briet 
man sie in Asche; die Eicheln waren ein Hauptreichthum vieler 
Stämme. Nichts lag bei den Galliern unangebaut, außer wo 
gar zu große Sümpfe und Wälder den Anbau unmöglich 
machten; sie waren gelehrig, verlegten sich auf Wissenschaften 
und hatten einen Priesterstand, der im Besitze vieler Kenntnisse 
war und lehrte, daß das Weltall und die Seelen der Menschen 
kein Ende nehmen." 
Heber die eigentlichen Rätier ist viel geschrieben und ge- 
stritten worden. Nach den neuesten Ergebnissen waren es wohl 
eingewanderte Etrusker. Die Etrusker oder Tuscier bewohnten 
in den ältesten Zeiten den größern Theil Italiens, insbesondere 
Konrad entgegen, der das Lenkbell in den Lüften schwang, und 
mit entsetzlicher Stimme heulte und kreischte: „zur Hölle muß er 
fahren! zur Hölle!" Mit Niesenkraft schleuderte er Alle von sich, 
er holte aus zum zweiten Schlage, der ohne Zweifel dem armen 
Meister der auf dem Boden keuchte und stöhnte, das Garaus 
gemacht haben würde; da erschien aber, vor Schrecken bleich wie 
der Tod, Rosa in der Thüre der Werkstatt. So wie Konrad 
Rosa gewahrte, blieb er mit dem hochgcschwungcuen Beil stehen, 
wie zur todteu Bildsäule erstarrt. Dann warf er das Beil weit 
von sich, schlug die beiden Hände zusammen vor der Brust, rief 
mit einer Stimme, die Jedem durch das innerste drang: „o Du 
gerechter Gott im Himmel, was habe ich denngethan" und stürbe 
fort ans der Werkstatt hinaus in's Freie. Niemand gedachte ihn 
zu verfolgen. 
Nun wurde der arme Meister Martin mit vieler Mühe auf- 
gerichtet; es fand sich indessen gleich, daß das Beil nur in's 
dicke Fleisch des Arm's gedrungen, und die Wunde durchaus nicht 
bedeutend war. Den alten Herrn Holzfchuer, den Martin im 
* Fall niedergerissen, zog man nun auch unter den Hobelspänen 
Oberitalien. Ihre Schiffe beherrschten beide M^ere. Wisftn- 
schasten und Künste standen bei ihnen auf einer sehr hohen S$$$. 
Mit ihrer Macht nahm auch ihre Verweichlichung zu und so 
konnten sie zuletzt dem eindringenden Feinde nicht, mehr wider- 
stehen Ungefähr 597 v. Chr. zogen die Gallier, angelockt durch 
den Reiz des Landes, nach Italien, schlugen die Etrusker und 
gründeten die Stadt Mailand. Aller Wahrscheinlichkeit nach 
hat sich, nun nach dieser entscheidenden Schlacht.. em. Theil dex 
Etrusker in die Gebirgsthäler Rätiens geflüchtet., Sie kqmeß 
wohl über die Uebergänge von St. Bernhardin, SPlücjen, 
Septimer,Äatojaund Umbra^ 
Tomleschg und Bintschgau , aber auch m .andern Thalern nie 
der'^ Die' Einwohner,. welche. sie trafen, wanderten . entweder 
aus oder, was wahrscheinlicher' ist, vermischten sich mit ihnen. 
Von Erstern findet man späterhin wenigstens keine Spüren 
mehr. Die flüchtigen Etrusker brachten zweifelsohne eine große 
Bildung mit sich. Um aber diese Bildung zu erhalten und 
weiterhin zu befördern, dafür fehlten ihnen unter den halb 
barbarischen Ureinwohnern alle Mittel. Auch ließ ihnen in 
dem halbkulttvirten Lande die Sorge für den Lebensunterhalt 
keine Zeit für Künste und Wissenschaften. So ging nach und 
nach das Erbtheil, welches sie mitgebracht, zu Grunde. Die 
Rätier hatten befestigte Burgen und Waffen von Eisen **). 
Für letztere wurden schon damals die Eisenlager im Gonzen 
bel SarganS ausgedeutet. (Forts f.) 
*) Im welschen Dörfli bei Chur, in Felsberg und an andern 
Orten Graubündens fand man etruskische Kunstgegenstände. 
**) Früher hatte man nur Waffen von Stein und Bronze. 
Baduz, 29 I"li. Das schreckliche Gewitter vom letzten 
Sonntag hat die Rüfinen im Oberlande fast ohne Ausnahme 
in eine zerstörende Bewegung gesetzt. Namentlich ist das Mühle- 
holz wie fast in jedem Jahre der Haupttummelplatz dieses ge> 
fürchteten Berggeistes gewesen. Die Tidrüfe hat ihre letztjähtige 
Richtung eingehalten und die Landstraße in gleicher Weise 
wieder überlagert und für längere Zeit unfahrbar gemacht. 
Die Raggensteinerrüse hat sich in gewaltigem Schübe längs 
des neuerstellten Schutzdammes über die Landstraße bis inS 
Rheingebiet ergossen und Steinmassen von erstaunlichem Umfange 
in Bewegung gesetzt. In Triesen ist die Bofelrüfe in das 
Culturland eingedrungen; dagegen hat die Badtodelrüfe, die 
ihre alte Richtung eingenommen hat, den Triefnern ein bedeu- 
tendes Steinmaierial bis zur Landstraße gebracht und zur Ver- 
fügung gestellt. 
Mit Ausnahme der Ueberlagerung der Tidrüfe ist jedoch schon 
heute die Landstraße wieder passirbar gemacht. Von Triesenberg 
kommt uns die Mittheilung zu, daß während dem gleichen Ge- 
witter der Blitz in das Kamin eines Wohnhauses und durch 
hervor und beruhigte so viel wie möglich, der Frau Martha 
Kinder, die unaufhörlich um den guten Vater Martin schrieen und 
heulten. Der war ganz verblüfft und meinte, hätte der Teufel 
vom bösen Gesellen nur.nicht das schöne Faß verdorben, aus der 
Wunde mache er sich nicht so viel. 
Man brachte Tragsessel herbei für die alten Herren, denn auch 
Holzfchuer hatte sich im Fall ziemlich zerschlagen. Er schmählte 
auf ein Handwerk, dem solche Mordinstrumente zu Gebote ständen, 
und beschwor Friedrich, je eher desto lieber sich wieder zu der 
schönen Bildergießerei, zu den edlen Metallen zu wenden. 
Friedrich und mit ihm Reinhold, den der Reif hart getroffen, 
und der sich an allen Gliedern wie gelähmt fühlte, schlichen, 
als schon tiefe Dämmerung den Himmel umzog, umuuthig in die 
Stadt zurück. Da hörten sie hinter einer Hecke ein leises Aechzen 
und Seufzen. Sie blieben stehen, und es erhob sich alsbald 
eine lange Gestalt vom Boden, die sie augenblicklich als Konrad 
erkannten und schen zurückprallten. „Ach, ihr lieben Gesellen," 
rief Konrad mit weinerlicher Stimme, entsetzet Euch doch nicht so 
sehr vor mir; — Ihr haltet mich für einen teuflischen Mordhund!
	        

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