Am 1ıs. Mai fiel hier wiederum ein knie-
tiefer Schnee, welcher viele Bäume zerbrochen, das Heu
in den Boden gedrückt und die Trauben alle erfror.
Vergangenen Herbst wurde der Anfang gemacht zu
einer neuen Steuereinrichtung in hiesiger Landschaft Schellen-
berg. Die Güter werden alle abgemessen und geschätzt.
man arbeitet hier bereits fast ein Jahr mit Rechnen,
Schätzen und Messen. Grosse Kosten gehen auf. Die
Richter von Ruggell haben dieses angestellt.
Es herrscht jetzt auch eine pestilenzische Krankheit an
Ross und Vieh,! und zwar weit und breit im Land, in der
Schweiz dem Rhein nach sehr stark, auch in Schwaben, zu Lustenau,
Fussach, Dornbirn etc. und in unserem ganzen Land. Anfänglich
war kein Hilfsmittel vorhanden. Die Rösser werden an
der Brust oder am Hals geschwollen und krepieren schnell. Mann nimmt die Zu-
flucht zum Gebet: Die Pfarrei Bendern geht mit einer Pro-
zession nach Appenzell zum Hl. Antonius. Die Pfarrei Eschen geht
jeden Freitag nach Nendeln zum Hl. Sebastian? mit Kreuz und
legt ein freiwilliges Opfer ab.
Jeden Samstag betet man ein Psalter. Mauren geht nach
Bendern, Schaan und Vaduz gehen auch nach Nendeln
Dann wurde alles Vieh benediziert?. Endlich nach all
diesem wurden etwelche Hilfsmittel erfunden und
viel Vieh gerettet. Die Leute und Viehdoktoren haben
sich schon anfänglich auf Verordnung der Obrigkeit ver:
Zu dieser Viehseuche vgl. Wanner,
Gerhard: Aspekte zur Liechtensteiner
Wirtschafts- und Sozialgeschichte um
1800. In: Jahrbuch des Historischen
Vereins für das Fürstentum Liechten-
stein, Bd 70 (1970), S: 475 ff
2 Zur Kapelle St. Sebastian und Rochus
.n Nendeln vgl. Poeschel, Erwin:
Die Kunstdenkmäler der Schweiz
Basel 1950, S. 233-236
Benedizieren = segnen
zz