Volltext: Chronik des Johann Georg Helbert aus Eschen

Im Jahr 1800 herrscht hier im Lande wie 
auch in anderen Ländern eine gewisse Krankheit 
am Vieh, die man Klauensucht nennt.! Das 
Vieh bekommt aufgeschwollene Klauen, die sie weit 
von einander sperren, manchmal an allen 
drei oder vier Füssen. Zu gleicher Zeit bekommt das 
Vieh auch grosse Blasen auf der Zunge. 
Manchmal schält sich die Zunge gar. Das Vieh geifert2 
bis auf den Boden. Es ist ansteckend 
und erblich. Schier alles Vieh muss es haben. Dafür braucht 
man folgende Mittel: Gleich vor dem Anfang hilft Ader- 
lassen an den Füssen und unter der Zunge. Das beste ist aber, 
wenn sie es schon haben, das Maul mit Essig und Salz aus- 
waschen, die Blasen aufreissen und trachten, dass nichts 
in den Hals kommt aus den Blasen. Es ist ein Gift. Die Klauen werden 
mit einem feurigen Eisen ausgebrannt, nämlich zwischen den 
Klauen. Dies tötet das wilde Fleisch und Gift. Hernach 
wird die Wunde mit Wegerichsaft kuriert oder besser ist es, 
man nimmt zerriebenen Spitz- und Breitwegerich in Butter 
geröstet, ein wenig Harz, durch ein Stück Stoff geseiht?. So hast du 
eine gute Salbe, die ich selber probiert habe. Das Vieh 
wird nicht im Stall gehalten, es macht Brand, und auch 
nicht auf die Weide, es kommt Dreck zwischen die Klauen, 
sondern wird in einer Bünt gehalten. In acht oder 14 Tagen 
ist es besser. Nach dem Salben werden die Klauen zu- 
sammengebunden. Letztlich ist die Krankheit an die 
Schweine, Schafe und Geissen gekommen, ja sogar an die 
Leute, aber es ist nichts daran gestorben. 
Zu den Viehseuchen in Liechtenstein 
im 19. Jahrhundert vgl. Ospelt, Alois: 
Wirtschaftsgeschichte des Fürsten- 
tums Liechtenstein im 19. Jahrhundert, 
.n: Jahrbuch des Historischen Vereins 
für das Fürstentum Liechtenstein, 
3d. 72 (1972), S. 187 f 
2 Geifern und triefen (trielem) meinen 
hier etwa dasselbe. 
3 Seihen = durch ein Sieb laufen lassen, 
langsam tröpfeln 
„2
	        

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