Im Jahr 1800 herrscht hier im Lande wie
auch in anderen Ländern eine gewisse Krankheit
am Vieh, die man Klauensucht nennt.! Das
Vieh bekommt aufgeschwollene Klauen, die sie weit
von einander sperren, manchmal an allen
drei oder vier Füssen. Zu gleicher Zeit bekommt das
Vieh auch grosse Blasen auf der Zunge.
Manchmal schält sich die Zunge gar. Das Vieh geifert2
bis auf den Boden. Es ist ansteckend
und erblich. Schier alles Vieh muss es haben. Dafür braucht
man folgende Mittel: Gleich vor dem Anfang hilft Ader-
lassen an den Füssen und unter der Zunge. Das beste ist aber,
wenn sie es schon haben, das Maul mit Essig und Salz aus-
waschen, die Blasen aufreissen und trachten, dass nichts
in den Hals kommt aus den Blasen. Es ist ein Gift. Die Klauen werden
mit einem feurigen Eisen ausgebrannt, nämlich zwischen den
Klauen. Dies tötet das wilde Fleisch und Gift. Hernach
wird die Wunde mit Wegerichsaft kuriert oder besser ist es,
man nimmt zerriebenen Spitz- und Breitwegerich in Butter
geröstet, ein wenig Harz, durch ein Stück Stoff geseiht?. So hast du
eine gute Salbe, die ich selber probiert habe. Das Vieh
wird nicht im Stall gehalten, es macht Brand, und auch
nicht auf die Weide, es kommt Dreck zwischen die Klauen,
sondern wird in einer Bünt gehalten. In acht oder 14 Tagen
ist es besser. Nach dem Salben werden die Klauen zu-
sammengebunden. Letztlich ist die Krankheit an die
Schweine, Schafe und Geissen gekommen, ja sogar an die
Leute, aber es ist nichts daran gestorben.
Zu den Viehseuchen in Liechtenstein
im 19. Jahrhundert vgl. Ospelt, Alois:
Wirtschaftsgeschichte des Fürsten-
tums Liechtenstein im 19. Jahrhundert,
.n: Jahrbuch des Historischen Vereins
für das Fürstentum Liechtenstein,
3d. 72 (1972), S. 187 f
2 Geifern und triefen (trielem) meinen
hier etwa dasselbe.
3 Seihen = durch ein Sieb laufen lassen,
langsam tröpfeln
„2