die Klöster haben in der heutigen Zeit einen so starken
Wucher getrieben, das sie grosse Reichtümer gesammelt, ja
sogar Land und Leute leibeigen an sich brachten. Daher
zog der Kaiser viele solche Güter und viele Reichtümer
an sich, samt dem Zehnten und anderen Gefällen!. Einige Klöster
hob er gar auf. Einen jeden der Kapuziner berief er in
seine Heimat, und er liess keinen Jungen mehr in Kloster eintreten,
Was die Gemeindehändel anlangt, so hatte man
am 9. August wiederum einen Lokalaugenschein mit den Gamprinern.
Die Landstrasse muss jetzt ausgemacht werden.
Tetzt kommt Bericht vom Herrn Kanzleiverwalter
in Feldkirch, dass die Fuhr auf die Rod? kommen solle. Die
Vorgesetzten samt der Obrigkeit der Herrschaft Vaduz
haben sich unterredet und die Sache für gut erkannt. Sie sind nach
Feldkirch gegangen, um die Fuhr zu verteilen mit den Österreichern.
Den Schaanern wurde erlaubt, ein Kaufhaus zu bauen, sie haben
ihre Fuhr mit Österreich, nämlich 3/52. Die Eschnerberger haben 2/5
von Feldkirch bis Balzers zu führen. Und es wurde beschlossen, dass
vei Strafe niemand ausser der Rod fahren soll. Auch soll alles Kommerzielle,
was auf der Achse geht,* in die Rod gehören. Im ersten Jahr trifft
es bei uns sieben- oder achtmal zu fahren.
Die Nonnenklöster in Valduna und in Altenstadt
sind aufgehoben> und die Sachen versteigert worden.
Im Frühjahr wurde der so genannte landesfürstliche Brettler
hof verkauft, wie auch der Gamanderhof® in Schaan samt
ı Gefälle = indirekte Steuern.
? Rod = Reihenfolge oder Wiederholung
Im Transportwesen mussten diejeni-
gen, welche Waren transportieren
durften, eine bestimmte Reihenfolge
einhalten. Arme wurden nach der Rod
n den einzelnen Häusern verpflegt. —
Vgl. Biedermann, Klaus: Das Rod- und
Fuhrwesen im Fürstentum Liechten-
stein. Eine verkehrsgeschichtliche
Studie mit besonderer Berücksichti-
gung des späten 18. Jahrhunderts.
ın: Jahrbuch des Historischen Vereins
tür das Fürstentum Liechtenstein,
3d. 97 (1999), S. 7-183; Schatzmann
Dominik: Die Rodordnung von 1499
mit ihren Ergänzungen. Das Transport
‚vesen im Mittelalter im Gebiet des
ıeutigen Fürstentums Liechtenstein
n: Bausteine zur liechtensteinischer
Zeschichte, hg. v. Arthur Brunhart
3d. 1, S. 211-237.
3 Das Recht, 3/5 der Waren zu trans-
portieren.
4 Was auf der Achse geht = was mit
Wagen transportiert wird.
5 Joseph Il. hob die Hälfte aller öster-
reichischen Klöster auf (etwa 140).
6 Der herrschaftliche Meierhof Gaman-
der ob Schaan.