Volltext: Chronik des Johann Georg Helbert aus Eschen

Im Juni war ziemlich mittelmässiges Wetter, sodass man 
schon zu Anfang das Heu eingebracht hatte, das meiste trocken, Der 
Türken hat gleich nach dem Reifen um 4 oder 5 Batzen aufgeschlagen. 
Die Engerlinge verursachten aber grossen Schaden, der Türken war an 
einigen Orten sehr schlecht, sodass etliche Leute dort Erdäpfel steckten. 
Etliche Leute säen ganze Äcker mit Hirse, Im Schaaner Bofel gab es nicht 
einmal den Zehnten, auch allentalben gibt es wenig Heu. 
im Juli konnte man schon früh Äpfel und Birnen haben. 
Der Kaiser soll dem römischen Papst und dem König in Frankreich 
den Krieg angekündigt haben, weil sie seine Mutter nicht bestattet 
haben. 
Im August war eine sehr grosse Hitze, sodass es die Feldfrüchte 
fast übereilte,! denn hier war schon alles Obst früh. Auch bis an St. 
Lorenztag? konnte man frühe Trauben haben, und alles war sehr früh, 
sodass man noch im August reifen Türken haben konnte. Man hat schon 
vor Matthäus? alles Heu eingebracht. 
So viel man vom Kaiser* erzählt, bemüht er 
sich mächtig, in den Ländern herumzureisen, auch in der Schweiz 
und Graubünden, auch in Holland und England und bis an die Grenze 
nach Feldkirch. Und er erforschte alles und erfuhr, dass lauter 
Schelmerei unter den Leuten war, dass seine Beamten viele Dinge ohne 
sein Wissen und seinen Willen getan hatten, daher wollte er eine rechte Ordnung 
machen.5 Dann liess er seinen Beamten nicht mehr halb so viel Gewalt, 
die übrigen setzte er ab, es sollte alles durch seine Hand regiert 
werden. Er wollte auch den Klöstern den Honig ausnehmen, denn 
1 Zu früh reiften. 
2 10. August. 
3 21. September. 
4 Kaiser Joseph Il. (1741-1790), ältester 
Sohn von Kaiser Franz I. und Maria 
Theresia, 1765-80 Mitregent seiner 
Mutter, 1780 Kaiser. Durch weite 
Reisen lernte er die Monarchie kennen 
und setzte als Kaiser ein grosses Re- 
formprogramm im Zeichen des aufge- 
klärten Absolutismus (Josephinismus) 
ins Werk. 
5 Der Josephinismus, benannt nach 
Caiser Joseph Il. und seinem aufge 
xlärten Absolutismus, geht in die 
Zeit der Verwaltungsreformen Maria 
Theresias 1749 zurück. Im Vordergrund 
stand der Gedanke der Nützlichkeit 
*ür Staat und Gesellschaft. Der Josephi 
1ismus griff reformerisch in Recht, 
/erwaltung, Schulwesen, Kultur und 
massiv auch in die Belange der 
Kirche ein.
	        

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