Volltext: Liechtenstein - 10 Jahre im EWR

wieder anbahnenden multilateralen Phase 1961 im losen Bündnis der EFTA wenigstens Mitglied ohne Stimmrecht werden wollte, wurde ab - ge wunken. Als ich als Vertreter der Regierung 1969 mit vier Euro pa - ratskonventionen nach Strassburg kam, um die Ratifikations urkunden zu hinterlegen, sagte der damalige Generalsekretär Toncic mir wörtlich im Namen des Ministerkomitees: «Herr Regierungschef, Europarats - kon ven tionen ja, Mitgliedschaft nein.» Es blieb beim Minderstatus in der EFTA bis Liechtenstein 1995 – was für ein Glücksfall! – zusammen mit Island und Norwegen gleich be - rechtigtes Mitglied des EWR werden konnte, Mitglied des historisch nur unter besonderer Konstellation möglichen Abkommens mit einer privi - le gierten, multilateralen, strukturierten Partnerschaft zur EU mit ESA, eigenem Gerichtshof und so weiter. Heute Nachmittag wurde für mich überzeugend dargestellt, dass, sollten Norwegen und Island EU-Beitrittsgesuche stellen, der EWR da- mit ipso facto real auf ein tieferes, nun bilaterales Niveau absinken wür- de und Liechtenstein mit ihm. Das ist meines Erachtens nahezu unab- weisbar. In einem Raum, in dem alle Staaten multi- oder suprana tio nal unter Gleichen um denselben Tisch sitzen, wird es für einen sehr kleinen Staat auf Dauer fatal, als Staat nicht dabei oder zu ge lassen zu sein. Liechtenstein sollte meines Erachtens daher vom Niveau der noch real lebendigen EWR-Dreierplattform aus gemeinsam mit Island und Norwegen den Beitritt anstreben. Sonst ist womöglich der günstige Absprung durch das schlichte Zuwarten verpasst. Ich komme zum Schluss. Wenn Liechtenstein im kritischen Zeit - punkt glaubt, sitzen bleiben zu müssen, bleibt es weniger als sitzen. Allein wird es nachher womöglich nie mehr in die heutige privilegierte Ausgangsposition kommen. Ich denke, die Schweiz könnte ein positives Angehen der Frage begrüssen. Das Projekt Europa ist für uns mehr als ein rein wirtschaftliches Vorhaben. Es sollte auch unser Europa bleiben können, als Citoyens von Liechtenstein und zugleich als Citoyens von Europa. Vielleicht haben Frankreich und die Niederlande uns eine zeit - liche Chance gegeben, noch einmal darüber 
nachzudenken. Thomas Bruha: Anknüpfend an die Ausführungen von Gerard Batliner stelle ich mir die konkrete Frage, welche positiven Signale man setzen könnte, um zu zeigen, dass man über den Wirtschaftsverband EWR hin - aus an weiterer Integration interessiert ist. 233 
Zusammenfassung der Podiumsdiskussion
	        

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