Volltext: Der Kleinstaat als Akteur in den Internationalen Beziehungen

eini gung mit dem Deutschland der Weimarer Republik. Kaum einer konnte sich ein Leben in der Grössenordnung der Schweiz vor stel len, ja der Gedanke an ein solches Schicksal wurde unter der Bezeich nung «Verschweizerung» als Provinzialisierung abgelehnt. Nur so lassen sich die bei Meinungsumfragen erzielten hohen Quoten für einen An schluss an Deutschland in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg bis zur Machtergreifung Adolf Hitlers im Jahre 1933 erklären. Die Sehnsüchte einem grossen Reich anzugehören, gehen auf Zei - ten zurück, in denen Bauern und Jäger möglichst grosse Territorien be - nö tigten, um wirtschaftlich bestehen zu können und daher in erfolg rei - chen Kriegern die Hoffnungsträger ihrer Gemeinschaft sahen. Die Nos - ta lgie zu Macht und Grösse findet man in allen Ländern Europas, die einst eine starke Stellung hatten und als sichtbares Zeichen über eine das städtische Normalmass überschreitende Hauptstadt verfügten. Von Stock holm und Kopenhagen über St. Petersburg, Krakau, Amsterdam, Brüssel, London, Paris, Berlin, Prag, Budapest, Wien, Athen, Rom, Madrid und Lissabon zieht sich durch Europa eine Kette solcher Relikte einstiger Grösse, wobei Wien mit dem Hintergrund des ehemaligen Im - pe riums «in dem die Sonne nicht unterging» dem imperialen Denken be- sonders verbunden war. 1910 zählte es mit über zwei Millionen Ein woh - nern zu den sechs grössten Städten der Welt. Das national sozia lis ti sche Grossdeutsche Reich mit seiner starken Wehrmacht, die insbe son dere in der Luft auch technischen Fortschritt zu bieten schien, war unter einem ideologisch falschen, und wie sich zunehmend herausstellte, einem gera- dezu verbrecherischen Regime dennoch ein Angebot an alle, die nach Grösse lechzten. Nur so ist es zu erklären, dass bis etwa 1942/ 43, vor al- lem nach dem Sieg über Frankreich im Jahr 1940, viele Men schen in Österreich Hitler, trotz ideologischer Vorbehalte, mit Wider willen ihre Unterstützung nicht versagten. Erst als sich nach und nach zeigte, dass verbrecherisch errungene Grösse nicht von Dauer sein kann, stellte sich bei vielen die Ernüchterung ein. Da das Hinüberwechseln zum Gegner angesichts der physischen und mentalen Verstrickung mit dem grossen Reich nicht als gangbare Alternative schien, wandte sich die Sehnsucht nach einer besseren Zu - kunft der Schweiz als neutralem Hort der Freiheit und Unabhängigkeit zu. Die ausgewogene und objektive Berichterstattung in dem für den Schwarz-Hörer nicht so gefährlichem Schweizer Rundfunk und die Kom mentare von Professor von Salis unterstützten den Sinneswandel in 352Heinrich Pfusterschmid-Hardtenstein
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.