Zum anderen lag es aber auch daran, dass der junge Inselstaat mit Italien und Grossbritannien zwei gewichtige Fürsprecher in Strassburg besass und auch sonst niemand einer raschen Aufnahme Maltas im Wege stehen wollte. Die Kleinheit des neuen Mitgliedstaates warf keine besonderen Probleme auf. Mit einer Einwohnerzahl, die ziemlich genau derjenigen von Luxemburg entsprach und diejenige Islands klar übertraf, fand Malta problemlos Platz innerhalb der bestehenden Grössenverhältnisse des
Europarats. Liechtenstein und San Marino: Die Kleinststaatlichkeit auf dem Prüf stand Im Zuge der Dekolonisierung war wie erwähnt während der sechziger Jahre die Zahl der unabhängigen Staaten wie auch der Kleinststaaten welt weit stark angestiegen. Dies löste innerhalb der UNO eine breite Dis kussion über die zukünftige Rolle der Kleinststaaten aus. Der Euro - pa rat wurde mit dieser Frage zum ersten Mal Ende 1974 konfrontiert,
als Liechtensteinum Gewährung zuerst nur des Beobachterstatus’ ersuchte. 1977, als das Fürstentum nach einer langen Phase der Annäherung das Bei trittsgesuch zum Europarat stellte, stand in der Strassburger Organi - sation die eigentliche Entscheidung über die Kleinststaatenfrage an. Es war vor allem die Grösse Liechtensteins, eines Landes, welches im Hin - blick auf die Bevölkerungszahl deutlich kleiner als Malta, Luxem burg und Island war, die nun auch innerhalb des Europarates eine grund - sätzliche Auseinandersetzung mit den Kleinststaaten notwendig machte. Anfängliche starke Zweifel an der liechtensteinischen Souveränität sowie an dessen Fähigkeit, die Rechte und Pflichten eines Mitgliedstaates genügend wahrnehmen zu können, konnten nur durch grosse und hart - näckige Überzeugungsarbeit des Kandidatenlandes und eine sorgfältige Überprüfung aller vorgebrachten Bedenken beseitigt werden: Die zahl - rei chen Debatten im Ministerkomitee belegen dies ebenso wie die beiden ausführlichen Berichte, welche die Parlamentarische Versammlung zum liechtensteinischen Beitrittsgesuch erstellen liess. Die Widerstände, wel - che der liechtensteinischen Kandidatur trotz aller befürwortenden Argu - mente dennoch erwuchsen, traten am deutlichsten in der nur knap pen Ab lehnung eines Vertagungsantrages zutage. Bis zuletzt war der Aus gang dieser alles entscheidenden Abstimmung offen gewesen, und die Ent - 297
Kleinstaaten im Europarat
