Volltext: Der Kleinstaat als Akteur in den Internationalen Beziehungen

2.2. Die Gleichheit der Staaten als Grundlage des europäi - schen Systems Kehren wir nochmals zurück. Das uns überlieferte europäische System, das ich der Einfachheit halber das westfälische nenne, gründet auf dem zentralen Prinzip der rechtlichen Gleichheit aller Staaten.2Eine der aus der Achtung der Souveränität anderer Staaten zwangsläufig folgenden Konsequenzen ist das Interventionsverbot. Die rechtliche Gleichstellung aller Staaten hat in gewisser Weise de- ren tatsächlich bestehende politische, militärische und wirtschaftliche Ungleichheit relativiert und kleineren Staaten einen Handlungsspiel - raum ermöglicht, der grösser war, als er ihnen nach ihrer Bedeutung zu- gekommen wäre. Insbesondere solche Kleinstaaten, die sich der Riva li - tät grösserer oder grosser Nachbarn durch eine besondere Strategie, die manchmal zu einem besonderen völkerrechtlichen Status verdichtet wer den konnte, entziehen konnten, haben diesen Handlungsspielraum nüt zen können. Schon in der europäischen Ordnung nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich diese Lage grundsätzlich geändert, weil im westlichen Europa die Nach barschaftskonflikte – z.B. der zwischen Deutschland und Frank reich – schrittweise beseitigt, bzw. auf eine institutionelle Ebene verlagert wer - den konnten. Auch im östlichen Europa wurden latente oder poten tielle nationale Konflikte durch die Vorherrschaft der Sow jet union überdeckt. In beiden Lagern war dadurch der durch die rechtliche Gleichheit potenziell vorhandene Handlungsspielraum wieder eingeschränkt. Nur jene Staaten, die sich der Zuordnung zu einem der beiden Machtblöcke entziehen konnten, etwa die Schweiz, Österreich, Schweden und Finn - land, konnten – in Grenzen – eine autonome Politik 
verfolgen. 2.3. Die imperiale Tendenz der Vereinigten Staaten Der Zusammenbruch der Sowjetunion bewirkte einen neuerlichen Para - dig men wechsel, denn gegenüber dezidierten Forderungen einer einzigen 238Karl 
Zemanek 2Grundlegend Schaumann, Die Gleichheit der Staaten, 1957. Schon damals(!) schloss die Untersuchung mit einem Kapitel über «Grossmachtpolitik und Weltpolitik am Bei spiel der Vereinigten Staaten», S. 151–153.
	        

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