Volltext: Der Kleinstaat als Akteur in den Internationalen Beziehungen

Mit einem guten Verhältnis zu den Nachbarstaaten lassen sich auch die beschränkten aussenpolitischen Kapazitäten ein wenig kompen sie - ren: Der Kleine braucht Anwälte auf der grösseren diplomatischen Bühne und wird sich dabei in der Regel vor allem auf die Nachbarn ver - las sen können. Liechtenstein kann sich diesbezüglich besonders glück - lich schätzen, in der Schweiz und Österreich verlässliche Freunde zu ha- ben, die selbst auch wissen, dass Kleinheit Rücksicht braucht. Wie der ehemalige kanadische Ministerpräsident Trudeau einmal sagte: «Für eine Maus ist es ungemütlich mit einem Elefanten zusammen im Bett zu sein, selbst wenn es ein sehr lieber Elefant ist.» Selbstverständlich muss man einkalkulieren, dass die sozusagen an - walt liche Tätigkeit von Nachbarn ihre Grenzen hat, zumal wenn diese selbst Mühe haben, ihren Interessen machtpolitisch Gehör zu ver schaf - fen. Die Schlussfolgerung daraus ist nicht unbedingt, dass man eine Gross macht als Protektor braucht, aber gerade im multilateralen oder su - pra nationalen Kontext sollte man nicht die Machtverhältnisse igno rieren. Gerade in dem für Liechtenstein wichtigen Bereich der Finanz dienst - leistungen werden die internationalen Rahmenbedin gun gen durch 
die global playersunter geringer Einflussnahme kleinerer Staa ten ge formt. Es wird übrigens oft gefragt, ob wir mit einer besseren Aussenpoli - tik die Frontalangriffe auf unsern Finanzplatz (Schwarze Liste usw.) hät- ten vermeiden können. Eventuell hätte man einiges abfedern können. Ich persönlich glaube aber, dass wir primär mit einem hausgemachten Problem zu tun hatten. Auch die beste «public diplomacy» ist länger - fristig darauf angewiesen, einen freien Rücken zu haben. Ein Charakteristikum der Aussenpolitik kleinerer Staaten ist es, oder sollte es zumindest sein, dass die Aussenpolitik ein bestimmendes Gewicht in der Gesamtpolitik ist. Grössere Staaten können es sich auf - grund ihres Gewichtes eher leisten, Innenpolitik nach aussen zu proji - zie ren. Es fällt den anderen Staaten schwerer, deren innenpolitische Entscheidungsfindung nicht zu berücksichtigen (man denke etwa an die ex-territoriale Anwendung von Gesetzen). Sicher müssten selbst Gross - mächte in den Tagen steigender Interdependenz (Sicherheit, Handel, Umwelt usw.) aussenpolitische Aspekte stärker einkalkulieren, wir Klei - nen können aber ein Lied davon singen, wie häufig einseitige Entschei - dun gen von Grossen nur mit Anpassung quittiert werden können, will man nicht wirtschaftliche oder andere Schäden erleiden (die Einführung des amerikanischen Q.I. ist ein solches Beispiel). 196Prinz 
Nikolaus von Liechtenstein
	        

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