– neben der Stadt, der Kommune und anderen ihr untergeordneten Entitäten – die einzigen Orte, an dem die Menschen, um Jacob Burck - hardt zu zitieren, noch «Bürger in vollem Sinne sein können». Und es kommt nicht von ungefähr, wenn es mit Blick auf die künftige Gestalt Europas immer heisst, das Europa der Zukunft werde ein «Europa der Regionen» sein. 5. Das Europa der Zukunft – ein Europa der Regionen Wer sich ein Bild davon machen möchte, worauf der europäische Eini - gungs prozess hinauslaufen könnte, der sollte seinen Blick also nicht un - be dingt nur nach Brüssel richten, sondern sich in die Regionen begeben – dorthin also, wo nicht Bürokraten, sondern Bürger jenen Mörtel an- rühren, der dem noch recht lockeren Gefüge des gemeinsamen euro päi - schen Hauses von Tag zu Tag mehr Stabilität verleiht. Wer einmal eine der europäischen Grenzregionen besucht, stellt schnell fest, dass Europa hier schon 
in nucerealisiert ist: Schlagbäume spielen hier schon lange keine Rolle mehr, Sprachbarrieren werden auch hier schneller über wun - den als anderswo und gerade in den grenzüberschreitenden Regionen waren die vier Grundfreiheiten des Binnenmarktes oft schon verwirk - licht, bevor sie in der Einheitlichen Europäischen Akte überhaupt fest- geschrieben waren, insbesondere jene der Freizügigkeit der Arbeit - nehmer. Vor einem halben Jahrhundert wurde Denis de Rougemont, der bis lang vielleicht bedeutendste Anwalt eines Europa der Regionen, im- mer wieder gefragt, ob Regionen denn tatsächlich notwendig seien. Heute steht fest: Ohne die Regionen hat das Europa, dessen Integration seit über fünfzig Jahren erfolgreich vorangetrieben wird, kaum eine Zukunft. Wieso? – Ich glaube, es gibt dafür vornehmlich drei Gründe: In den 1950er Jahren und bis etwa Mitte der 1960er Jahre war Europa das Zauberwort schlechthin. Im Laufe der Jahre aber ist es im- mer mehr zu einem Reizwort geworden – insbesondere in den Haupt - städten der einzelnen EU-Mitgliedstaaten und in den grossen Metro po - len. In den grenzüberschreitenden Regionen aber, die sich im Laufe der letz ten fünfzig Jahre immer wieder als ausgezeichnete Versuchslabore für die zukünftige Entwicklung der europäischen Integration erwiesen ha ben, ist Europa stets Synonym von Hoffnung gewesen. Hier wissen 164Romain Kirt