Volltext: Der Kleinstaat als Akteur in den Internationalen Beziehungen

überholen, und zwar von oben über die Europäische Union und parallel dazu von unten über die 
Regionen. 4. Menschlich überschaubare Lebensräume Die Europäische Union wächst nicht nur immer enger zusammen, sie wird dabei auch immer grösser. Aus der ehemaligen Europäischen Ge - meinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), der seinerzeit sechs Staaten an- gehörten, ist heute eine Europäische Union mit 15 Mitgliedstaaten und 370 Millionen Einwohnern geworden. Am 1. Mai 2004 sind durch die Erweiterung der EU um acht mittel- und osteuropäische und zwei süd- europäische Staaten (Malta und Zypern) noch weitere 75 Millionen hin- zu gekommen. So entstand ein Wirtschaftsraum mit über 455 Millio nen Einwohnern. Derart grosse geopolitische Einheiten machen den Menschen Angst. Es ist eine doppelte Angst: zum einen die Angst vor der Di men - sion des Gemeinwesens und zum anderen die m.E. nur teilweise berech - tigte Angst, dass die verschiedenen Institutionen, die jene Kollektivität repräsentieren (Kommission, Europäischer Rat, EU-Ministerräte), eine zu wichtige Rolle in der Konstruktion Europas haben und folglich das kommunale und regionale Machtgefüge gefährden. «Wenn der moderne Mensch», so Denis de Rougemont, «in der Angst lebt, weil er das Gefühl hat, dass ihm alles entgleitet und dass sie (der Staat, die Beamten) die al- leinige Verantwortung tragen, dann hat dies mit der Dimension der Kollektivität zu tun. Ist diese zu gross, fühlt sich der Mensch unrettbar verloren. Und er hat recht. Um eine humane Gemeinschaft aufzubauen, muss man auch Regionen schaffen. Dann fühlt sich das Individuum ver- antwortlich und somit wieder frei.» Mit anderen Worten: Damit der Mensch sich voll entfalten kann, damit er sich als Teil einer demo kra - tischen Struktur oder Instanz identifizieren kann, sozusagen seinen Platz in der Welt findet, braucht er einen für ihn überschaubaren Lebensraum, der aber durchaus aus sehr heterogenen Parzellen bestehen kann. Wesentlich ist nur, dass dieser Lebensraum eine geographische Dimen - sion hat, die 
a prioriniemanden erschrickt, und zudem über einen ge - wissen gemeinsamen Fundus an Werten, Traditionen usw. verfügt. Nicht nur die Kleinstaaten, sondern auch die Regionen sind solche über - schaubaren Lebensräume. Die Kleinstaaten und die Regionen sind somit 163 
Der Kleinstaat im Zeitalter der Globalisierung
	        

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