Volltext: Der Kleinstaat als Akteur in den Internationalen Beziehungen

doch nicht um ein komplett neues Phänomen. Auch das 19. Jahrhundert war das Jahrhundert eines Globalisierungsprozesses, und sogar die Ent - deckung Amerikas und der Seewege nach Indien und Asien lassen sich als wichtige Etappen der Globalisierung betrachten.8 Eines der sowohl von seriösen Wissenschaftlern, als auch von Schwarz malern und Untergangspropheten mit dem Phänomen der Glo - ba lisierung am häufigsten konnotierten Wörter ist das Wort «Ende». So bedeutet Globalisierung gleichzeitig das Ende der Arbeit, des Sozial - staats, der Demokratie, der Souveränität, der Territorialstaaten und eben auch : das Ende des Nationalstaats. Manchmal hat es den Anschein, als bedauerten einzelne Autoren, dass die vor allem für unseren alten Kontinent so leidvolle und schmerz - liche Glanzzeit des Nationalstaats nunmehr vorbei zu sein scheint. Aber: die Wahlresultate des Herrn Le Pen in Frankreich und der Fortuyn- Partei in den Niederlanden zeigen, dass der Schoss noch fruchtbar ist, dass es diesen negativ definierten Nationalismus, der zuerst in Europa aufkam (Ausgangspunkt war die gewaltsame Loslösung Hollands von Spanien am Ende des 16. Jahrhunderts), in unseren Breitengraden immer noch gibt. Nationalismus aber ist riskant und gefährlich, nicht zuletzt des - halb, weil er ein aggressiv-nationalistisches Denken und Sprechen ge ne - riert. Zudem verbindet er sich nicht nur mit allen möglichen Herr - schafts formen (auch der Demokratie); er gaukelt den Unterschichten auch das Versprechen von Gleichheit in einem sozialen Kollektiv vor und nimmt die Sehnsucht nach Emanzipation, Modernisierung und so- zialer Sicherheit auf. Er erfordert jedoch zugleich Abgrenzung und kon- struiert Gegner, die es mehr oder minder militant zu bekämpfen gilt. Diesem falsch verstandenen und deshalb so gefährlichen Nationalismus müssen alle demokratischen Kräfte mit äusserster Entschiedenheit ent- gegentreten. Denn: Nationalismus hat nirgends eine überzeugende Bilanz vorzuweisen Fakt ist: Das Prinzip der Nationalstaatlichkeit ist in Zeiten der Glo ba lisierung weitestgehend obsolet geworden (und eben das ist es, was meiner Meinung nach mit dem «Ende des Nationalstaats» wirklich 158Romain 
Kirt 8Vgl. u.a. Siebert, Der Kobra-Effekt. Wie man Irrwege der Wirtschaftspolitik ver - meidet, 2001, S. 11.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.