Volltext: Der Kleinstaat als Akteur in den Internationalen Beziehungen

ten nicht zuletzt darauf, dass nur noch die amerikanische Armee zu Out- of-area Invasionen in der Lage ist – mit gigantischen logistischen Kosten, dank denen sie bereits bei zwei simultanen Einsätzen an die Grenzen ih- rer Handlungsfähigkeiten gerät. Bemerkenswerterweise haben die zahlreichen Kriege der ver gange - nen Jahrhunderte nur sehr selten zu bleibenden Annexionen geführt, denn vielfach wurden militärisch besetzte Länder sofort nach Kriegs - ende wieder freigegeben (z.B. im Wiener Kongress oder nach dem zwei - ten Weltkrieg), oder sie haben ihre Autonomie mit Verzögerung wieder - ge wonnen (z.B. die Nationalitäten der früheren UdSSR). Insgesamt spricht deshalb vieles dafür, dass in Zukunft selbst gröss- te Staaten wie die USA, Brasilien, Russland, China, Indien oder Japan immer weniger bereit (bzw. in der Lage) sein werden, auch nur inner halb ihrer Weltregion (geschweige denn im globalen Rahmen), die Rolle einer Hegemonialmacht zu übernehmen: so dass niemand mehr da sein wird, der rein als Begleitkorrelat seiner eigenen nationalen Interes sen politik eine tragfähige und dauerhafte Form internationaler Ordnung «produ- ziert». Ihre Aussenpolitik fällt vom Niveau langfristig-konzeptueller Stra - te gie auf die Ebene situationsspezifischer, punktuell-reaktiver Einzel ak - tio nen und verliert dadurch die Kraft, den internationalen Raum ord - nungs bildend zu durchdringen. Insbesondere gilt dies auch für die Vereinigten Staaten, deren jün - gere weltpolitische Aktionen (in Vietnam, Grenada, Panama, Somalia, Irak etc.) kaum als Manifestationen einer konsistenten weltpolitischen Ord nungsstrategie verstanden werden könnte, die auf einer verläss - lichen, langfristig stabilen – politischen oder ökonomischen – Interes - sen lage aufbauen würde. Viel eher erscheinen sie als Unternehmungen «ohne zureichenden Grund», die mit variablen und mit der nationalen Staatsraison nur locker verknüpften Rechtfertigungen versehen sind und bei Präsidentenwechseln oder bei Wandlungen ideologischer Mode - trends leicht wieder aufgegeben werden können. Für die Kleinstaaten ist der Zerfall von Hegemonialordnungen in- sofern problematisch, als sie nun nicht mehr die Möglichkeit haben, als «free riders» kostenlos von den kollektiven Sicherheits- und Ordnungs - leis tun gen grösserer Führungsmächte zu profitieren, sondern gezwun - gen sind, sich in eigener Aktivität um ihnen zusagenden Umweltbedin - gun gen zu kümmern. 146Hans Geser
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.