Volltext: Der Kleinstaat als Akteur in den Internationalen Beziehungen

Indo nesien in den nächsten Jahrzehnten in kleinere Staatengebilde zer - fallen werden, als dass beispielsweise Luxemburg mit Frankreich, Liech - tenstein mit der Schweiz, Togo mit Nigeria oder Panama mit Kolumbien fusioniert. Angesichts der wachsenden Ausbreitung regionalistischer Unab - hän gig keits-Bestrebungen und der Verschärfung intranationaler Integra - tions konflikte (z.B. in Belgien, Kanada, Spanien, Grossbritannien, Russ - land, usw.) stellt sich die Frage, ob dieser Desintegrationsprozess erst ein Ende gefunden haben wird, wenn zwischen der Reichweite ethnisch-re- gionaler Zugehörigkeit und politisch-administrativer Jurisdiktion über- all volle Deckungsgleichheit besteht. Unter dem Eindruck dieser neuen Fragmentierungstendenzen in der Staatenwelt gelangt der renommierte Internationalist K. J. Holsti zum Schluss, dass es noch nie in der Geschichte ein Zeitalter gab, in dem Staaten mit derart drastischen Grössenunterschieden derart unbehelligt nebeneinander existierten. Insbesondere stellt er fest, dass die Über le - bens- und Autonomiechancen von Kleinstaaten im Gegensatz zu früher kaum mehr davon abhängen, dass sie eine isolierte, unattraktive geo gra - phische Nische besetzen, ein Patronageverhältnis zu einer grösseren Schutz macht eingehen oder dass sie – wie z.B. die Stadtstaaten des Mit - tel alters und der Renaissance – von der Uneinigkeit grösserer Dritt - mächte profitieren.12 Erst heute können Kleinstaaten – überall in der Welt – ihre politi - sche Integrität dauerhaft bewahren, ohne dass sie in Isolation verharren müssen und/oder sich zu einer dauernden Anspannung ihrer militäri - schen Abwehrkräfte gezwungen sehen. Vieles spricht dafür, dass diesem Tatbestand keineswegs bloss ephe- mer-zufällige, sich in Zukunft rasch wieder verflüchtigende Kon stel la - tionen der Weltgeschichte zugrunde liegen, sondern längerfristige Faktoren, die in fundamentalen Entwicklungstendenzen der moderne - ren Wirtschaft und Politik ihre Ursache haben. Die 
ökonomischeUrsache besteht wahrscheinlich darin, dass Macht und Reichtum heute nicht mehr vorrangig – wie in der Agrar ge - sell schaft – auf Landbesitz beruhen, sondern auf dem 
erfolgreichen Ein - 142Hans 
Geser 12Holsti, International Politics. A Framework for Analysis Prentice-Hall, 5. Aufl., 1988.
	        

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