1) Nur isolierte Kleinstaaten (z.B. im unwegsamen Gebirge oder auf In seln) hatten das Privileg, gleichzeitig vor Invasoren sicher zu sein und der Abhängigkeit von einer benachbarten Hegemonialmacht zu ent - gehen. 2) Abhängigkeit von einer Schutzmacht war das unweigerliche Schicksal für umweltoffene und aktiv im internationalen Raum parti zi - pierende Kleinstaaten, wenn sie nicht andauernde Bedrohungen ihrer Exis tenz in Kauf nehmen wollten. 3) Dauerhafte, zu immensen Verteidigungsanstrengungen zwin - gende Unsicherheit war der Preis für gut in ihre Umwelt integrierte, ak- tive Klein staaten (z.B. hochmittelalterliche Städte), die Wert darauf leg- ten, von Schutzmächten unabhängig zu bleiben. Es gibt nur sehr wenige Ausnahmefälle, die aber durchaus diese Regel bestätigen: z.B. das trickreiche Venedig, dem es dank seiner Lagu - nen lage am Meer gelang, einerseits vor Landeroberungen sicher zu sein und sich ande rer seits über den maritimen Fernhandel wirtschaftlich in vollem Umfang zu integrieren. Vor allem haben multipolare Systeme, in denen zwei oder mehr un - gefähr gleichrangige Grossmächte miteinander konkurrieren, regel mäs - sig günstige Bedingungen für Kleinstaatautonomie geschaffen: im Alter - tum etwa das Duopol zwischen Athen und Sparta, im Mittelalter die Riva li tät zwischen Kaiser und Papst, aus der vor allem die Städte (z.B. Hamburg, Bremen und Lübeck) als lachende Dritte Vorteile zogen;10die 140Hans
Geser 10Hroch, Der Kleinstaat in der europäischen Geschichte. Aussenpolitische Aspekte. In: Waschkuhn(Hrsg.), Kleinstaat. Grundsätzliche und aktuelle Probleme, 1993, S.
233–245.
AbhängigkeitUnsicherheit Isolation/Irrelevanz