Volltext: Der Kleinstaat als Akteur in den Internationalen Beziehungen

Denn gerade dank ihrer Kleinheit sind sie oft besser als Grossstaaten in der Lage, unauffällig ihre eigenen Politiken zu betreiben und sich mittels einer hohen Diversifikation und Flexibilität ihrer Aussenbeziehungen er staunlich weitgehende Autonomiespielräume zu sichern.2 Schliesslich hängen auch die Chancen der 
sozio-ökonomischen Ent wick lung, der 
technischen Innovationoder der 
kulturellen Entfal - tungnach allen heute vorliegenden Kenntnissen nicht wesentlich mit der Be völ kerungsgrösse oder der Ausdehnung des staatlichen Terri to - riums zu sammen. Wenn man heute beispielsweise beliebige Indikatoren des Ent wick lungsniveaus mit der Staatsgrösse korreliert, sind die resul - tie renden statistischen Beziehungen alle sehr geringfügig oder sogar leicht positiv.3 Im Aussenverhalten wachsen den Kleinstaaten gar vielfältige Chan cen zu, sich freier zu bewegen und auch manch problematischere, den grösseren Ländern weniger zugängliche Nischen gewinnbringend zu exploitieren. Bereits die Seefahrerstaaten vorindustrieller Zeit haben bei der Aus weitung ihrer Handelsbeziehungen häufig davon profitiert, dass sie ihre merkantilen Aktionen nicht mit imperialen Bestrebungen zur terri - to rialen Herrschaftssicherung verbunden haben; und in einer gebannt auf die Auswüchse des «amerikanischen Imperialismus» starrenden Welt öffentlichkeit mag Max Webers Feststellung stärker als jemals zu - tref fen, dass Kleinstaaten leichter zur 
«ökonomischen Ausbeutung des Aus lands» zugelassen würden, weil 
«nicht die Befürchtung besteht, dass die politische der ökonomischen Einmischung folgen werde».4 Seit der Zeit der Sumerer und des antiken Griechenlands bis in die Gegen wart haben Kleinstaaten zu allen historischen Epochen den Be - weis dafür geliefert, dass es keiner umfangreichen Bevölkerung und kei- ner grossräumigen politisch-militärischen Machtentfaltung bedarf, um in der Weltgeschichte tiefgreifende Spuren zu 
hinterlassen.135 
Über die historische Entwicklung und Stellung kleiner Staaten 2Vogel, Small States Efforts in International Relations: Enlarging the Scope. In: Höll (Hrsg.), Small States in Europa and Dependence. Austrian Institute for Internatio - nal Affairs, 1983, S. 54–68. 3Skuhra, Industrialized Small States – Some Comparative Considerations. In: Höll (Hrsg.), Small States in Europa and Dependence. Austrian Institute for Inter na tio - nal Affairs, 1983, S. 69–82; Easterly/Kraay, Small States, Small Problems? World Bank – Country Economics Department, 1999. 4Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, 5. Aufl., 1972.
	        

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