Volltext: Medien in Liechtenstein

2.1.4 Neue Printmedien seit den 1980er Jahren Nach dem Ende der CSP und des Wochenspiegels verfiel Liechtenstein politisch wie medial in eine gewisse Erstarrung. Auf der Ebene der Par - teien lieferten sich wie vorher die beiden grossen Parteien – FPB und VU – ihre ritualisierten Auseinandersetzungen. Weitere Parteien exis tier ten nicht. In den 1970er Jahren erfolgten mehrere Mehrheits wechsel, wobei jeweils die mandatsstärkere Partei den Regierungschef und die Mehrheit in der Regierung stellen konnte, während die mandatsschwächere Partei als Juniorpartner in der Koalitionsregierung Einsitz nahm. Die «opposi- tionelle» Tätigkeit nahm generell zwei Ausprägungen an: einerseits wur- de die Ressorttätigkeit der zuständigen Regierungsräte von der jeweils anderen Partei kritisch unter die Lupe genommen. Andererseits ver- suchte die schwächere Partei, die Regierungstätigkeit insgesamt im Vor - feld der Wahlen zu kritisieren, um selbst die Mehrheit zu erlangen. Dieses System der sogenannten Ko-Opposition wurde auf der Medien - seite begleitet von den lautstarken Kommentaren und Berichten in den beiden zugewandten Zeitungen, dem Liechtensteiner Volksblatt und dem Liechtensteiner Vaterland. Doch an der Basis begannen sich vieler- lei politische Initiativen im Umfeld der sogenannten neuen sozialen Bewegung ausserhalb der Parteien und des Parteieneinflusses zu formie- ren.83Dazu zählten etwa eine Oppositionsgruppe gegen den Bau eines Kunst hauses in Vaduz84, die aufkommende Ökologiebewegung85, eine sich radikalisierende Frauenbewegung86, oder auch Friedens- und Dritt- 43 
Printmedien 83Brand (1982; 1985) befasste sich schon früh mit dem Phänomen der neuen sozialen Bewegung, wobei auch die Terminologie in Frage gestellt werden kann. Seit 1988 wird in Deutschland auch eine Zeitschrift unter dem Titel «Neue Soziale Bewe - gung» herausgegeben. Die Entwicklung in Liechtenstein war also keineswegs aty - pisch. Zu neueren Konzeptualisierungen vgl. Hellmann/Koopmans 1998. 84Zu dieser Auseinandersetzung bis hin zum sogenannten Kunsthaus-Skandal aus- führlich bei Waschkuhn 1994, S. 217–236. Aus dem Kreise der Initianten wurde 1987 die Überparteiliche Liste Vaduz gegründet, die bei den Gemeinderatswahlen zwei Mandate eroberte, 1989 erfolglos bei den Landtagswahlen kandidierte, später auch in Triesenberg Gemeinderatsmandate eroberte, 1999 schliesslich aufgelöst wurde. 85Die 1972 gegründete Liechtensteinische Gesellschaft für Umweltschutz wurde zu einer wegweisenden Institution auf diesem Gebiet, in Verkehrsfragen profilierte sich der Verkehrsclub im Fürstentum Liechtenstein zunehmend. 86Mit der Aktion Dornröschen wurde 1981 die Frauenbewegung mit dem vorrangi- gen Ziel der Einführung des Stimm- und Wahlrechts der Frauen der Kontrolle der Parteien ent zogen. Vgl. dazu insbesondere V. Marxer 1994, aber auch den Videofilm «Die andere Hälfte» von Isolde Marxer.
	        

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