Volltext: Medien in Liechtenstein

2.1.3 Neue Printmedien bis in die 1970er Jahre Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte in Liechtenstein ein wirtschaftlicher Aufschwung ein, der bis zum Ende des Jahrhunderts praktisch ununter- brochen andauerte. Dieser Aufschwung war begleitet von einer rasch stei genden Bevölkerungszahl, nicht zuletzt durch eine ungebremste Zu - wan derung in das nunmehr zunehmend prosperierende Land. Gleich - zei tig setzte ein massiver Ausbau des Sozialstaates, der Aufbau kulturel- ler Institutionen sowie ein markanter Anstieg der Bildungsangebote wie auch des Bildungsniveaus der Bevölkerung ein. Liechtenstein mutierte förmlich von einer agrarischen zu einer hochindustrialisierten und dienst leistungsorientierten Gesellschaft. Politisch war die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und in den 1950er Jahren geprägt von relativ stabilen Verhältnissen mit einer Führungsrolle der FBP und einer in einem kon- kordanten System der Ko-Opposition agierenden VU. Die Mehrheit der FBP dauerte von 1928 bis 1970. Seit der Einführung des Proporzwahl - rechts im Jahr 1938 war jedoch die VU immer in einer Koalitionsregie - rung als Juniorpartner mitbeteiligt und konnte auch politische Ansprü - che in der florierenden Pfründewirtschaft geltend machen.68In den 1950er Jahren kam es zu sporadischen Bemühungen zur Gründung einer neuen, dritten Partei. Die Liste der Unselbständig Erwerbenden und Klein bauern – eine Initiative des Arbeiterverbandes – kandidierte im Februar 1953 mit einer eigenen Liste zu den Landtagswahlen, scheiterte jedoch klar an der hohen Sperrklausel von 18 Prozent.69Zu den Land - tags wahlen 1957 meldete auch eine Arbeiter- und Bauernpartei des Liech tensteiner Unterlandes eine Liste an, die jedoch wegen formaler 37 
Printmedien 68Aus dem Konkordanzgebot der gemeinsamen Regierungskoalition zwischen FBP und VU seit 1938 wurden Aufträge, Verwaltungsstellen und Mandate bei öffent - lichen Anstalten nach einem Parteienproporz vergeben. Es etablierte sich damit ein System der sogenannten «Vetternwirtschaft», das jedoch nicht schriftlich do ku men - tiert und auch nicht systematisch untersucht ist. Am leichtesten nach vollziehbar ist das System bei der Besetzung der Positionen von öffentlichen Anstalten (Landes - bank, Liechtensteinische Kraftwerke, AHV), wobei die ersten beiden traditionell schwarz, die letzte rot war. Die Frage der Stellenbesetzung bei der AHV hatte 1953 sogar zu einer Blockierung im Landtag und zu vorgezogenen Neuwahlen geführt (Hoch 1991; Marxer 2000, S. 85). Die FBP und die VU waren immer bemüht, sich für ihre Klientel einzusetzen. Eine empirische Untersuchung dieses Aspektes in Liech tenstein, der heute nicht mehr ganz so ausgeprägt, aber immer noch existent ist, ist allerdings erst noch zu leisten. 69Vgl. Brunhart 1995, S. 48 f.
	        

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